Ist in Hardheim bald jeder sechste Einwohner ein Flüchtling?

In der 4600-Seelen-Gemeinde im Neckar-Odenwald-Kreis sind 600 Schutzsuchende untergebracht - und es könnten mehr werden

14.09.2015 UPDATE: 15.09.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 12 Sekunden

Flüchtlinge in der Carl-Schurz-Kaserne. Foto: Tanja Radan

Von Tanja Radan

Hardheim. Den 300 Flüchtlingen, die am Sonntag in der Carl-Schurz-Kaserne in Hardheim ankamen, waren die Strapazen der langen Flucht anzusehen. Aus den Bussen stiegen viele Familien mit Kindern, die am Wochenende in München angekommen waren. Über 100 Rotkreuzler empfingen die Flüchtlinge, registrierten und versorgten sie. Auch die Freiwillige Feuerwehr war mit 30 Feuerwehrleuten vor Ort. "Ohne das außergewöhnliche ehrenamtliche Engagement könnte diese Herausforderung nicht gestemmt werden", sagte Bürgermeister Volker Rohm.

Und die Herausforderung, vor der die 4600-Seelen-Gemeinde steht, ist in der Tat sehr groß: Seit Sonntag nutzt das Land zwei Gebäude der Carl-Schurz-Kaserne als bedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtung (BEA). Zwei weitere Gebäude sollen folgen. So könnten letztendlich hier rund 600 Schutzsuchende in der Kaserne untergebracht werden.

Hinzu kommen rund 300 Flüchtlinge, die bereits in Hardheim untergebracht sind: In der Gemeinde befindet sich auch eine Gemeinschaftsunterkunft, die der Neckar-Odenwald-Kreis betreibt. Somit könnten alles in allem bald 900 Asylbewerber in Hardheim leben. Damit wäre fast jeder sechste Einwohner der Kerngemeinde ein Flüchtling. "Die Stimmung, die bisher positiv war, droht zu kippen", sagte Bürgermeister Rohm.

Die Flüchtlingsunterkünfte sind nicht gleichmäßig über den Neckar-Odenwald-Kreis verteilt. Der östliche Teil des Kreises hat bisher die meisten Schutzsuchenden aufgenommen: In Hardheim hat der Kreis 303 Asylbewerber untergebracht; in Höpfingen entsteht eine Unterkunft für 58 Personen, und in Walldürn brachte der Landkreis 54 Menschen unter. Weiter entsteht in Walldürn eine Unterkunft für bis zu 240 Personen. Auch in Osterburken, Adelsheim und Buchen leben Flüchtlinge, zudem entstehen weitere Unterkünfte. In Rosenberg wird ebenfalls ein Gebäude vorbereitet. Im Altkreis Buchen werden somit durch das Landratsamt zeitnah 885 Flüchtlinge untergebracht.

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Zum Vergleich: In der Großen Kreisstadt Mosbach mit rund 22.000 Einwohnern leben aktuell 40 Flüchtlinge. Weitere 58 sollen untergebracht werden. In Billigheim leben 20 Asylbewerber, zehn weitere sollen folgen. Weitere Unterkünfte sollen in Fahrenbach, Schwarzach, Haßmersheim und Waldbrunn entstehen. In diesen Gemeinden leben bisher keine Asylbewerber. Im Altkreis Mosbach werden somit durch den Kreis bald 316 Flüchtlinge untergebracht.