Bäcker und Metzger kommen mit "Hamsterkäufern" klar
"Uns wurden die Geschäfte eingerannt" - Kunden müssen Regeln einhalten

Buchen. (mami) "Die Zeit, in der man die Situation belächelte, ist endgültig vorbei", mahnt Rainer Link aus Hainstadt. Der Metzger findet klare Worte zur aktuellen Lage: "Jeder muss auf die anderen aufpassen." Zum Schutz seiner Mitarbeiter hat er, wie andere Inhaber, so genannte "Spuckwände" aus Plexiglas aufgestellt und lässt maximal fünf Kunden gleichzeitig in die Metzgerei.
An diese Regeln haben sich alle zu halten: "Die Situation ist ernst, und wenn sich jemand nicht daran hält, dann muss auch von unserer Seite die Höflichkeit hinten anstehen, um es allen zu verdeutlichen." Die Regeln seien auch deswegen besonders wichtig, weil aktuell in der Metzgerei deutlich mehr los sei und auch fremde Kunden kämen. "Am Anfang waren manche Kunden zwar eingeschnappt, wenn man sie etwas zurechtweisen musste, aber mittlerweile sind alle vernünftig geworden", berichtet der Metzger weiter.

Ähnlich geht es auch Bettina Müller, deren Bäckerei "Zuckerbeck" mit Lebensmittelladen in unmittelbarer Nachbarschaft zu Link liegt. Sie lobt die Einsicht der Kunden: "Unsere Kunden sind super. Die Leute sind total verständnisvoll und halten sich an die Regeln." Auch sie hat Plexiglas an ihrer Verkaufstheke angebracht. Außerdem wurden Linien auf den Boden geklebt, damit alle Kunden den Mindestabstand einhalten. "Da wir etwas größer sind, können wir bis zu zehn Leute maximal in den Laden lassen. Außerdem desinfizieren wir mehrmals täglich unsere Türen und unsere Einkaufswagen."
Sogar von "Hamsterkäufen" in den Bäckereien spricht Oberinnungsmeister Peter Schlär. Er habe immer wieder mit Kollegen gesprochen, die ihm erzählten, dass ihnen der komplette Laden leergekauft worden sei. In seinen eigenen Filialen sei es genauso gewesen: "Diese Woche wurde es wieder ruhiger, aber in der letzten Woche wurden uns die Geschäfte eingerannt." Doch, dass so viel gekauft wurde, lag nicht nur daran, weil mehr Kundschaft gekommen sei, sondern eben auch an den "Hamsterkäufen". Er berichtet: "Es gab tatsächlich Kunden, die vier oder fünf ganze Brote auf einmal gekauft haben. Am Samstag rief mich eine Verkäuferin an, die meinte, ihr würde die Ware ausgehen. Da habe ich mittags noch einmal 60 Brote nachgebacken und bis abends waren auch die weg."
Dem Bäcker ist aber vor allem eins wichtig: "Natürlich haben wir alle Einbußen, wenn zum Beispiel die ganze Laufkundschaft wegfällt. Aber wir müssen jetzt alle zusammenhalten", mahnt er und fügt hinzu, dass "die Menschen sich vielleicht wieder bewusst werden müssen, was sie an ihren örtlichen Bäckern haben. Alle, die regional produzieren und ihre Waren regional beziehen, können die Kunden genau aus diesem Grund so gut versorgen." Er erklärt: "Wenn wir Teiglinge oder andere Waren aus dem Ausland beziehen würden, dann stünden unsere Lieferungen jetzt an der Grenze und wir hätten ein Problem. Nur weil wir diese Regionalität haben, können wir so schnell nachproduzieren und allen die Ware anbieten, die sie gerne hätten."
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Schlär verweist aber auch auf seine Kollegen, die neben ihrer Filiale hauptsächlich Firmen beliefern. "Denen", weiß er, "geht es schlecht. Die dürfen ja nicht mehr reinfahren, und dadurch bricht ihnen ein wichtiger Umsatzfaktor weg."
Genauso sieht es Schlärs Pendant bei den Metzgern, Oberinnungsmeister Jochen Herkert: "Was in den letzten zwei Wochen verkauft wurde – das waren unmögliche Mengen. Das hätten wir so gar nicht stemmen können, wenn wir nicht regional produzieren würden."
Vor allem Dosenwurst sei "brutal viel" gekauft worden, erklärt Herkert. Auch er musste deshalb nachproduzieren, was aber kein Problem gewesen sei, da er ja alles, was er braucht, in unmittelbarer Nähe habe.
Auch in den Metzgereien sei es zu "Hamsterkäufen" gekommen, führt er aus und richtet einen Appell an die Verbraucher: "Vielleicht lernen die Menschen in dieser Zeit, ihre örtlichen Lebensmittelläden wieder mehr zu schätzen. Bei uns im Laden war ein Kunde, der ganze zehn Packungen mit je 500 Gramm Hackfleisch gekauft hat. Diese Mengen könnten wir niemals wieder kompensieren, wenn wir nicht alles auf kurzen Wegen und aus der Region produzieren würden, denn sonst hätten wir definitiv mit Lieferengpässen zu kämpfen."



