Traditionen während Corona weiterführen
Lina, Emil und Frieda müssen nicht auf das "Klappern" verzichten - Geschenke gibt es trotz der Krise

Gerolzahn. (mami) "Die Arbeit im Büro wird mittlerweile immer weniger", sagt Ralf Zang. Der Familienvater wurde bereits vor vier Wochen ins Home-Office beordert, seit zwei Wochen ist er in Kurzarbeit. Die Umstellung habe aber auch seine gute Seite, erzählt er weiter, denn "wenn ich bereits um 9 oder 10 Uhr mit meiner Arbeit fertig bin, kann ich schon früher anfangen, in unserem Garten zu basteln." Mit seinem Sohn Emil habe er vergangene Woche zum Beispiel angefangen, Möbel aus Paletten zu bauen. Seine Frau Stefanie ergänzt: "Ralf hat sogar mit uns Osterhasen gebacken." "Da hab ich wieder gesehen, warum ich kein Bäcker geworden bin", lacht ihr Mann.
Den Kindern merke man die lange Isolation mittlerweile an, so die Eltern. "Da sie jetzt Ferien haben, ist ihnen morgens schon langweilig", lacht Stefanie und Ralf meint: "Da müssen wir jetzt nächste Woche erfinderisch werden." Die Zangs haben beschlossen, dass sie nicht die kompletten zwei Wochen Ferien durchziehen, sondern ab nächster Woche für die Kinder eine Stunde Lernzeit einführen.
Von den Schulen gab es Nachrichten an Lina, Emil und Frieda. Die Schule der zwölfjährigen Lina hat zum Beispiel einen Brief geschickt und in den Ferien ihre Hilfe bei etwaigen Fragen angeboten. "Im Kindergarten von Frieda bringt eine Kindergärtnerin an Ostern eigentlich immer Häschen mit, die die Kinder dann streicheln können. Jetzt hat sie allen Kindern kurzerhand Videos mit den Häschen geschickt, damit sie sie wenigstens sehen können", freut sich Stefanie über die Initiative der Lehreinrichtungen. "Was uns sehr gefreut hat, war, dass der Kindergarten sogar das Osternest vor unserer Haustür abgestellt hat", erzählt Ralf.

Für Stefanie stand am Karfreitag seit langem wieder einmal Arbeiten auf dem Plan. "Ich freue mich richtig. Endlich komme ich mal wieder raus", sagt sie. "Meine Eltern haben hier in Gerolzahn eine Gaststätte, in der sie jetzt einen Abholservice anbieten, der tatsächlich sehr gut angenommen wird. Über Ostern gab es schon viele Vorbestellungen und ich helfe deshalb aus."
Zwischen all dem Alltag zu Hause gab es für die Familie noch ein Highlight. In Gerolzahn steht über das Osterwochenende das traditionelle "Klappern" auf dem Programm. "Eigentlich laufen dabei alle Jugendliche und Kinder mit ihren ‚Klappern‘ durch die Straßen und ersetzen dabei das Läuten der Kirchenglocken", erklären Ralf und Stefanie. "Die Kinder freuen sich jedes Jahr riesig darauf." Da das aber in der aktuellen Situation nicht möglich ist, habe man sich dazu entschlossen, dass alle ganz einfach vor ihrer Haustüre klappern. "Die Idee haben wir alle uns vom Singen oder Klatschen für die medizinischen Berufe abgeschaut." So habe man eine Möglichkeit gefunden, die Tradition trotz der aktuellen Lage weiterzuführen. Die Aktion findet große Zustimmung. Wenn normalerweise nur Kinder klappern, wollen jetzt auch die Erwachsenen dabei sein.
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Und noch ein großer Tag steht diese Woche an: Sohn Emil feiert am heutigen Samstag seinen neunten Geburtstag. Eine große Feier wird es wegen Corona nicht geben, aber auch dafür haben sich die Zangs schon etwas einfallen lassen. "Wir verteilen den Kuchen schon vorher an alle Verwandten und wollen uns dann per Videochat mit allen zu Kaffee und Kuchen treffen." So wolle man wenigstens ein bisschen Geburtstagsstimmung für Emil aufkommen lassen.
"Außerdem hat er sich Stockbrot gewünscht. Da hat es sich angeboten, dass wir unter der Woche schon an unserer Feuerstelle und den Palettenmöbeln gearbeitet haben", erzählt Ralf. "Seine größte Sorge war, dass er keine Geschenke bekommt, wenn keiner vorbeikommen kann", sagt Stefanie und fügt hinzu: "Diese Sorge konnten wir ihm aber zum Glück nehmen, indem wir ihm erklärten, dass die meisten ihre Geschenke bestimmt vor der Tür abstellen werden."



