"Die Decke fällt uns nicht auf den Kopf"
Das Coronavirus hat den Alltag der Familie aus Gerolzahn verändert - Erste Regelungen tragen Früchte

Gerolzahn. (mami) "Normalerweise hätte ich in nächster Zeit zu Kunden ins Ausland gemusst, aber das geht jetzt alles nicht", sagt Ralf Zang aus Gerolzahn. Für ihn wurde es kompliziert, als er wegen des Coronavirus von seinem Arbeitsplatz im technischen Außendienst zum Home-Office beordert wurde. Für den Gießereimeister wurde es noch komplizierter, als klar wurde, dass seine Frau Stefanie und die älteste Tochter Lina nicht so schnell aus der Mutter-Kind-Kur, in der sie sich gerade aufhalten, kommen und nach Hause gehen können. Wie die Geschichte bei der Familie Zang weitergeht, darüber berichtet die Rhein-Neckar-Zeitung in den nächsten Wochen.
"Eigentlich waren ab Aschermittwoch sechs Wochen Kur für meine Frau und meine älteste Tochter geplant. Dann kam durch das Virus alles durcheinander", erklärt Zang. Neben der ältesten Tochter haben die Zangs noch zwei weitere Kinder: Emil, der die Grundschule besucht, und Frieda, die noch im Kindergarten ist.
Als dann noch die Schulen und Kindergärten geschlossen wurden, waren wirklich alle Pläne über den Haufen geworfen. "Es war alles schon geplant. Meine Frau und die älteste Tochter sind in Kur, und wenn ich ins Ausland muss, dann passen die Großeltern auf die beiden Kleinen auf." Doch daraus wurde nichts. "Oma und Opa gehören zur Risikogruppe, da wollen wir gar nichts riskieren", erklärt der Familienvater.
Vor drei Wochen habe er die Situation mit dem Coronavirus noch belächelt. Jetzt sitzt er zu Hause und muss irgendwie seinem Job nachgehen. "Ich muss meine Arbeit so gut es geht über das Telefon regeln, ohne dass ich den Zustand beim Kunden vor Ort sehe."
Doch dazu kommt noch hinzu, dass er sich im neuen Alltag um seine zwei Kinder zuhause kümmern muss. "Wir versuchen erst einmal, eine gewisse Routine in den Tag der Kinder zu bringen. Sie sollen gar nicht erst denken, dass sie Ferien hätten", lacht er.
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So klingelt morgens der Wecker für Emil und Frieda pünktlich um 8 Uhr und nach dem Duschen und dem Frühstück geht es an die Schulaufgaben. "Emil hat von der Schule Arbeitsblätter und Aufgaben in seinen Schulbüchern bekommen. Die werden als erstes erledigt – vorher geht nichts."
Auch die fünfjährige Frieda hat zuerst ihre Aufgaben im Vorschulheft zu erledigen, bevor es ans Spielen geht. Für den neuen "Aushilfslehrer" Zang ist die Situation ungewohnt. Mit einem Lachen berichtet er: "Am ersten Tag kamen die Kinder um 10 Uhr und meinten, sie hätten Hunger. Es hat eine Weile gedauert, bis mir klar wurde, dass ja um diese Zeit normalerweise Pause in der Schule und im Kindergarten ist und die zwei jeden Tag um diese Zeit essen."
Im Gegensatz zu den Kindern beginnt Papas Tag bereits morgens um 5 Uhr. "Ich muss so früh aufstehen, damit ich meine ganzen Mails bearbeiten kann, bis die zwei dann aufstehen." Aber nicht nur frühes Aufstehen gehört jetzt zum Alltag. Die Tage werden auch länger als sonst. "Wir haben jetzt eine Regelung getroffen, um Ordnung in den Tag zu bringen: Wenn die Kinder sich daneben benehmen, dann geht es eine halbe Stunde früher ins Bett. So halbstündlich getaktet ziehen wir das über den ganzen Tag durch."
Emil hat die Regeln offensichtlich gut verstanden. Direkt am ersten Tag durfte er bis 21 Uhr wachbleiben, "was meinen Arbeitstag dann natürlich ziemlich verlängert hat. Bis ich dann mit meiner Arbeit fertig war und ins Bett kam, war es schon nach 11 Uhr", sagt Zang.
Er wolle aber überhaupt nicht meckern. "Bei all der Ungewissheit und dem Stress haben wir doch eher die Luxusvariante erwischt. Überhaupt: Dass ich weiter von zu Hause aus arbeiten kann, im Gegensatz zu vielen anderen, ist ein Privileg. Außerdem leben wir auf dem Land, haben reichlich Platz um unser Haus, das direkt an den Wald grenzt. Hier können die Kinder gerade bei dem aktuell herrlichen Wetter draußen spielen, was vieles einfacher und angenehmer macht. So fällt uns die Decke bestimmt nicht auf den Kopf."
Und noch eine gute Nachricht folgte im Laufe der Woche: Zangs Frau Stefanie und Tochter Lina können doch früher aus der Kur abreisen. In den nächsten Wochen kann Ralf Zang also auch wieder auf die Unterstützung seiner Frau im Alltag zählen.
Man darf gespannt sein, wie es weitergeht ...



