Bei Familie Zang - Teil 3

In der Corona-Krise beweisen Kinder Einfallsreichtum

Gegen Langeweile und Lagerkoller fleißig im Wald gewerkelt - "Die sozialen Kontakte fehlen"

03.04.2020 UPDATE: 04.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden
Die Kinder von Ralf und Stefanie Zang haben im angrenzenden Wald ein Lager samt Hängematten errichtet, um die Corona-Monotonie zu durchbrechen. Foto: zg

Gerolzahn. (mami) "So langsam macht sich der Lagerkoller breit", sagt Stefanie Zang. Wegen des Coronavirus sitzt sie zusammen mit ihrem Mann Ralf und den drei Kindern zu Hause. In dieser Zeit musste sie sogar frühzeitig aus der gemeinsamen Mutter-Kind-Kur mit ihrer ältesten Tochter abreisen, während Ralf zu Hause neben Homeoffice auch noch die Hausaufgaben und die Beschäftigung der beiden jüngeren Kinder alleine stemmen musste. Mittlerweile wurde er, wie viele andere auch, in Kurzarbeit geschickt. Da er sich bei seinem neuen Arbeitgeber noch in der Probezeit befindet, wäre es theoretisch möglich, dass er seinen Job "schneller los ist, als ich schauen kann". Allerdings kam kurz darauf schon die Bestätigung seines Chefs, dass er die restlichen fünf Wochen der Probezeit sicher sei und danach übernommen werde.

"Mittlerweile braucht immer mal wieder jeder Zeit für sich", ergänzt er. So gehe seine Frau regelmäßig alleine spazieren, während er sich die Zeit nimmt, um eine Runde mit dem Mountainbike zu drehen. "Diese Woche war es echt hart, das braucht man sich nicht schön reden. Mittlerweile merkt man richtig, wie allen die sozialen Kontakte fehlen", erzählen sie. Man freue sich richtig, wenn das Telefon klingelt.

Auch den Kindern fehlen ihre Freunde – weshalb manche Regeln in der aktuellen Situation etwas großzügiger ausgelegt werden. So habe die elfjährige Lina normalerweise eine gewisse "Handy-Zeit" am Tag, auf die mittlerweile aber "nicht mehr so genau geachtet wird, weil ich ja weiß, dass sie ihre Freundinnen vermisst. Momentan ist das Handy die einzige Möglichkeit, mit ihnen in Kontakt zu bleiben", hat ihre Mutter Verständnis.

"Die Kinder sitzen aber auf keinen Fall den ganzen Tag vor irgendwelchen Geräten. Die lassen sich richtig was einfallen. Da wir am Waldrand wohnen, haben sie dort in dieser Woche ein Lager aus Stöcken und mit Hängematten gebaut. Damit waren sie den ganzen Tag beschäftigt, da war tagsüber richtig Ruhe zu Hause", sagt Ralf und Stefanie ergänzt: "Diese Woche haben sie zum Beispiel auch einen ‚Mädchen-Tag‘ veranstaltet. Da musste sogar Emil Mädchenklamotten anziehen." Der Achtjährige habe sich aber direkt zusichern lassen, dass es in der nächsten Woche auch einen "Jungs-Tag" gebe und er den Spieß dann umdrehen könne.

Doch nicht nur die Kinder beweisen Einfallsreichtum. "Kulinarisch geht’s bei uns in letzter Zeit total ab. Wir kochen viele Dinge, bei denen man sich sonst oft denkt: ‚Dafür hab ich jetzt echt keine Zeit.‘ Wir haben schon Sauerteigbrot und auch Spinatknödel selbst gemacht." Auch dabei helfen die Kinder fleißig mit, allerdings "jeden Tag ein anderer, denn mit allen drei auf einmal in der Küche würde vermutlich ein Chaos entstehen", lacht Stefanie.

Auch interessant
Bei Familie Zang - Teil 2: Der Fernseher soll in Corona-Zeiten möglichst lang ausbleiben
Bei Familie Zang - Teil 1: "Die Decke fällt uns nicht auf den Kopf"

Völlig normale Dinge, wie der Friseurbesuch, stellen die Familie mittlerweile vor kleinere Probleme. "Dadurch, dass wir noch in Kur waren, waren Lina und ich schon gefühlt ewig nicht mehr beim Friseur." Schlussendlich nahm die Mutter die Schere selbst in die Hand, um Lina den Pony nachzuschneiden. Dabei sei sie selbst aufgeregter gewesen als ihre Tochter. Die habe nur gesagt: "Mama, mich sieht in den nächsten zwei Wochen eh niemand, bis dahin ist das nachgewachsen." Auch bei Emil müsse man in nächster Zeit vermutlich die Maschine ansetzen.

Zu erwähnen sei noch, dass die Kinder in dieser Woche schon als "Model" fungierten. "Wir haben in Gerolzahn die Schneiderei ‚Die tapfere Schneiderin‘. Wir kennen die Besitzerin gut und die hat angefangen, Mundschutzmasken zu nähen – darunter auch welche für Kinder mit echt tollen Kindermotiven. Um zu schauen, ob die Größen für Kinder passen, hat sie mir drei Exemplare mitgegeben, damit sie die Kinder daheim anprobieren konnten. Natürlich durften sie die danach behalten und auch wir haben uns gleich welche bestellt", erzählen sie.

Bei einem Ausblick auf nächste Woche atmen die beiden tief ein. "Nächste Woche wird die vermutlich anstrengendste, und das obwohl diese Woche schon nicht einfach war." In Gerolzahn steht normalerweise das sogenannte "Klappern" an. Außerdem wird Emil nächsten Samstag neun Jahre alt und wird wohl auf einen Kindergeburtstag verzichten müssen. "Aber dazu können wir wahrscheinlich nächste Woche mehr erzählen, wenn das Chaos schon in vollem Gange ist", lachen Ralf und Stefanie.

Die Mundschutzmasken stammen von der „tapferen Schneiderin“ aus Gerolzahn. Foto: zg
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.