Ärger und Unsicherheit überwiegen

SLK-Klinik in Möckmühl schließt spätestens im Herbst

Verbitterung und Enttäuschung darüber, dass wieder einmal etwas Funktionierendes tot geredet wurde. Das Gefühl, abgehängt zu werden, ist spürbar.

24.04.2018 UPDATE: 25.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 53 Sekunden

Das Möckmühler Krankenhaus ist eine lieb gewordene Einrichtung für die Menschen in der Region. Trotzdem muss es schon bald seine Pforten schließen. Foto: Anita Ludwig

Möckmühl. (alu) Die Stimmung könnte besser sein in Möckmühl - oben auf dem Berg und unten in den Gemeinden rings umher. Die Gewissheit, dass die Schließung der SLK-Klinik unumkehrbar ist und was das in letzter Konsequenz bedeutet, ist seit Anfang des Jahres bis in den hintersten Winkel des kollektiven Bewusstsein gekrochen.

Seit 1960 gehört das Krankenhaus zur Region dazu wie die Götzenburg und die Stadtmauer. Es war Rettungsanker im Krankheitsfall, immer da und vor allem nah. Man kannte die Ärzte, man vertraute dem Pflegepersonal. Die Klinik stand für die meisten Bürger des nördlichen Landkreises Möckmühl für Zuverlässigkeit. Auch viele Patienten aus Nachbarkreisen begaben sich hier in kundige Hände der Fachkräfte.

Fast greifen kann man jetzt die Verbitterung und die Enttäuschung darüber, dass wieder einmal etwas Funktionierendes tot geredet wurde. Fast niemand vor Ort teilt die Ansicht, dass sich die Entscheider an den tatsächlichen Gegebenheiten orientiert haben. Das Krankenhaus-Strukturgesetz stand bei der Entscheidung am 7. November 2016 angeblich Pate.

Die Befürworter der Schließung, allen voran der Geschäftsführer der SLK-Kliniken, Dr. Thomas Jendges, Heilbronns OB Harry Mergel und der Heilbronner Landrat Detlef Piepenburg, konnten damals die Mehrzahl des Kreisrates und des Gemeinderats Heilbronn von ihren Argumenten überzeugen. Das Aus für die Häuser Möckmühl und Brackenheim war beschlossene Sache - zugunsten der Heilbronner Kliniken Gesundbrunnen und Am Plattenwald.

Das Trostpflaster für Möckmühl soll das geplante Gesundheitszentrum anstelle des Krankenhauses geben.

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Obwohl der Möckmühler Bürgermeister Ulrich Stammer damals entschiedener Gegner der Schließung war, gibt er sich aktuell eher pragmatisch. Er müsse einfach glauben, dass das Folgekonzept inklusive Notarzt und Ärztlichem Bereitschaftsdienst die Versorgung der Bevölkerung gewährleiste.

Diese Hoffnung wird von den wenigsten geteilt. Die Sorge über die weiten Wege, Wartezeiten und die Angst, in einer großen Klinik lediglich als Fall behandelt zu werden, überwiegt. So hört es Bürgermeister Michael Grimm auch von seinen Roigheimern. Aus eigener Erfahrung wisse er, dass solche Befürchtungen nicht aus der Luft gegriffen sind.

Der Bürgermeister aus Neudenau, Manfred Hebeiß, ist wütend - vor allem über die Art der Argumentation, die für ihn von Anfang an auf wackligen Füßen stand. Die Schließung eines Krankenhauses wie in Möckmühl. das einen guten Ruf hatte, entbehre jeglicher Grundlage: "Hier werden eindeutig Prestigeobjekte forciert. Zu Lasten der Nahversorgung."

Es wäre anders gegangen, das zeige das Krankenhaus in Hardheim. Dort habe man gekämpft und gewonnen. Das geplante Möckmühler Gesundheitszentrum sieht Hebeiß äußerst kritisch. Es sei bereits ein Problem, für Landarztpraxen Nachfolger zu finden. Weshalb also sollten Fachärzte bei der SLK Schlange stehen, um deren Räume anzumieten?

Andrea Knorn, niedergelassene Internistin in Möckmühl, sieht das genauso. Knorn lobt die herausragende Arbeit, die in medizinischer und auch in pflegerischer Hinsicht in Möckmühl geleistet wurde. Das hätte man fördern können. Das Geld sei da.

Allein das Land stecke rund 15 Millionen Euro in die Umstrukturierung, die jetzt in die Erweiterung der beiden großen Kliniken gehe. Die Ärztin sieht auch ein Problem darin, dass lediglich Operationen das Maß aller Dinge sind und die Pflege als eher unliebsames Beiwerk gesehen wird.

In großen Häusern würden Patienten zu Akten. Kommunikation und Transparenz ließen zu wünschen übrig. Das bestätigt auch Ulrike Städtler, die vor Wochen eine beunruhigende Diagnose bekam. Sie erzählt von spärlichen Antworten, von unnötigem Krankenhausaufenthalt ohne Behandlung.

Was sagen eigentlich die Mitarbeiter des Klinikums in Möckmühl? Hinter vorgehaltener Hand sagen sie so einiges. Es gäbe ziemlich miese Stimmung im Haus. Doch offen äußern will sich niemand.

Für Maike Daniels, Pressesprecherin der SLK Kliniken Heilbronn GmbH, liegt die negative Atmosphäre in erster Linie daran, dass sich die Mitarbeiter auf räumliche und organisatorische Veränderungen einlassen müssten. Existenzangst könne es nicht sein, da "allen Mitarbeitern ein sicherer und qualifizierter Arbeitsplatz bevorzugt im Klinikum am Plattenwald" angeboten wurde. Die Leitung rechnet mit einer Zusage von 80 Prozent.

Daniels sieht das geplante Gesundheitszentrum Möckmühl positiv. Hauptsächlich sollen dort niedergelassene Ärzte tätig sein. Lediglich bei der chirurgischen Praxis ist eine Kombination zwischen niedergelassener Tätigkeit und Angestelltenverhältnis geplant.

Die Abteilung Innere Medizin stellt im Mai den Betrieb in Möckmühl ein. Chirurgie und Orthopädie werden spätestens im Herbst in den Plattenwald verlagert.

Ganz sicher scheint sich die Geschäftsleitung nicht zu sein, was die Schweigsamkeit der Angestellten und die Unsicherheit der Patienten betrifft. Denn ohne offizielle Begleitung ist weder der Zutritt zum Gebäude noch das Fotografieren auf dem Gelände erwünscht.

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