Die fetten Jahre sind vorbei
Der Stadtwald wirft keinen Gewinn mehr ab – Forsteinrichtungserneuerung bis 2029 dem Gemeinderat vorgestellt

Am Montagabend verschafften sich die Mitglieder des Gemeinderats einen Eindruck vom Adelsheimer Stadtwald. Foto: Andreas Hanel
Adelsheim. (ahn) Zum Auftakt der Gemeinderatssitzung in Adelsheim traf man sich am Montag an der frischen Luft, nämlich am Waldrand im "Anleg" bei Sennfeld. Dort begrüßte Bürgermeister Wolfram Bernhardt neben den Ratsmitgliedern und einigen interessierten Bürgern Helmut Weishaar vom Landesbetrieb Forst Baden-Württemberg, den Forstdirektor des Neckar-Odenwald-Kreises, Dietmar Hellmann, sowie Adelsheims Revierleiter Ralph Melzer. Diese gaben mit ihren Erklärungen - vor Ort anhand von vier Waldbildern und später im Sitzungssaal des Rathauses - eine Entscheidungsgrundlage für das Gremium, das die Forsteinrichtungserneuerung für die Dekade 2020 bis 2029 sowie den forstlichen Natural- und Finanzplan für 2020 verabschiedete. Die mittelfristige Planung für die nächsten zehn Jahre stellt dabei ein zentrales Instrument zur Sicherung der Nachhaltigkeit dar.
"Die forstliche Betriebsfläche des Stadtwaldes Adelsheim hat in den letzten deutlich zugenommen und beträgt aktuell 861 Hektar", informierte Helmut Weishaar. Bei den Baumarten dominiere klar die Buche, der zum einen Eiche, Bergahorn und Hainbuche auf Seiten der Laubbäume und zum anderen Fichte, Douglasie, Lärche und Kiefer bei den Nadelbaumarten beigefügt seien. Kiefern und Fichten seien jedoch nur noch von untergeordneter Bedeutung. Auch das Eschensterben sei weiterhin präsent. Die Esche habe bei einem Anteil von nur noch zwei Prozent wirtschaftlich kaum Bedeutung. Der Vorrat liege aktuell bei 279 Vorratsfestmetern pro Hektar, insgesamt seien es rund 231.000 Vorratsfestmeter.
In der letzten Dekade wurden - rechnet man bis zum Ende dieses Jahres - rund 62.000 Erntefestmeter eingeschlagen. Der Anteil der sogenannten "zufälligen Nutzung", also des ungeplanten Einschlags durch Sturmschäden, Borkenkäferbefall (vor allem an der Fichte), Pilzerkrankungen (Esche) und Dürre (vor allem Buche) liege bei 13 Prozent. Diese Zwangseinschläge - mitausgelöst durch Hitze und Trockenheit - würden die nächsten Jahre deutlich prägen, so Weishaar. Und für die nächsten zehn Jahre sei ein Hiebsatz von 57.000 Erntefestmetern geplant. Dabei liege der prognostizierte Zuwachs über der geplanten Nutzung, sodass der Zuwachs leicht zunehmen dürfte.
Dietmar Hellmann wies in diesem Zusammenhang außerdem darauf hin, dass es "Quatsch ist, dass die Förster alles kahl schlagen würden." Denn man lasse genug für den Umweltschutz stehen. Und der Grund, dass gerade viel geschlagen werde, liege vor allem im Schutz vor herabfallenden Baumkronen und Äste. "Die Sicherheit hat oberste Priorität - sowohl für die Waldarbeiter als auch für Spaziergänger."
Weishaar informierte weiter, dass in der nächsten Dekade Pflanzungen auf einer Fläche von 25 Hektar vorgesehen seien, das sei deutlich mehr als in der Vergangenheit (letzte Dekade: 13,6 Hektar). Bei den Jungpflanzen seien Maßnahmen auf 135 Hektar geplant. Der aktuelle Pflegezustand der Jungwüchse sei gut.
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Die Zielsetzung für die Bewirtschaftung des Stadtwaldes in den Bereichen Ökologie, Soziales und Ökonomie stellte Dietmar Hellmann vor. Der Holzvorrat sei mit 279 Vorratsfestmetern unterdurchschnittlich. Der Landesdurchschnitt liege bei 320 Festmetern. Ziel sei es, an diesen Wert heranzukommen.
Zum Thema Ökologie sagte Hellmann: "Auf die Begründung standortgerechter und klimastabiler Wälder wird besonderer Wert gelegt. Die Einbringung von nichtheimischen Baumarten wie Douglasie, Roteiche oder Esskastanie ist akzeptiert; ebenso die Begründung kostenintensiverer Kulturen mit Eiche oder Tanne, soweit standörtlich erforderlich. Klimastabile Baumarten wie Eiche werden konsequent gefördert."
Unter den sozialen Aspekt des Waldes fällt z. B. die Erholungsfunktion. Dafür betrage die Fläche 335 Hektar. In einigen Waldflächen wie am Eckenberg, am "Rhonstock" oder im Fischbachtal müsse man insbesondere auf die Wegeunterhaltung achten. So sollen auch der Walderlebnis- und der Waldlehrpfad am Eckenberg erhalten bleiben. Außerdem soll die Bevölkerung ausreichend mit Brennholz versorgt werden.
Zum wirtschaftlichen Aspekt sagte Hellmann abschließend, dass zur langfristigen Sicherung der Ertragsfähigkeit der Nadelholzanteil möglichst nicht weiter absinken solle. Außerdem soll zumindest über den Durchschnitt des kommenden Jahrzehnts ein ausgeglichenes Haushaltsergebnis erreicht werden.
Das versucht man auch für den forstlichen Natural- und Finanzplan 2020 zu erreichen, wie Ralph Melzer erläuterte. Er rechnet allerdings mit einem Defizit von rund 25.500 Euro. Als Grund dafür nannte der Revierleiter einerseits die geringeren Erlöse, wobei es vor allem bei der Kiefer schlimm sei. Andererseits würden die Ausgaben steigen, weil vor allem die Verwaltungskosten, die mit knapp 80.000 Euro zu Buche schlagen, nicht mehr wie früher bezuschusst würden. "Die Erhaltung der Wege und der Verkehrssicherheit kostet eben Geld", sagte Melzer.
Dass die fetten Jahre vorbei sind, fasste Stadträtin Heide Lochmann zusammen: "Wir müssen uns klar machen, dass wir keine Gewinne mehr machen, sondern dass wir Geld in den Wald stecken müssen."
Der Gemeinderat stimmte sowohl dem Finanzplan 2020 als auch der Forsteinrichtungserneuerung für 2020 bis 2029 und den Zielsetzungen für die Bewirtschaftung des Stadtwalds einstimmig zu.



