Adelsheim

"Gäässwärmerzunft" Alleze feierte Beginn der fünften Jahreszeit

Der "Balzele"-Schreiner ist wach! Erstmals sind Frauen im Elferrat. Das Motto wurde bekannt gegeben.

12.11.2024 UPDATE: 12.11.2024 18:00 Uhr 4 Minuten, 6 Sekunden
Sitzungspräsident Robin Arns (l.) überreicht Bürgermeister Wolfram Bernhardt die „Seestadtpfanne“. Foto: Kevin Retlich

Von Kevin Retlich

Adelsheim. Es ist wieder soweit: Nicht nur die großen Karnevalshochburgen des Landes haben am Montag die fünfte Jahreszeit eingeläutet. Auch bei der "Gäässwärmerzunft" in Adelsheim fiel mit dem traditionellen Wecken des "Balzele"-Schreiners mit "Fraa" im Museumshof am Montagabend der Startschuss für die Fastnacht. Doch bevor die traditionelle Weckzeremonie begann, veranstaltete die Zunft am Nachmittag bereits eine Kinderdisco. Dort zeigten die kleinen Narren, dass auch sie groß feiern können.

Pünktlich um 18.31 Uhr setzte sich dann der bunte Fastnachtszug von der Jakobskirche aus in Bewegung. Angeführt von der Feuerwehr- und Stadtkapelle zogen Hexen, "Gäässe", Trachten, Elferräte und Tanzgruppen zu den Klängen der "Seestadtmelodie" durch die Straßen zum Museumshof.

Dort versammelten sich bereits zahlreiche Narren, um den "Balzele"-Schreiner mit "Fraa", dargestellt von Hans-Jürgen und Elli Pittner, aus dem Schlaf zu holen. Zeremonienmeister Ralf Ulrich trat vor und rief: "Balzele, wach uff, komm raus! Mit dem Schloofe is jetzt aus. Wälz dich endlich aus deim Kisse, wersch noch uff de Haafe müsse!" Doch die Tür des Bauländer Heimatmuseums blieb geschlossen. Erst nach kräftigem Klopfen durch Hexe und "Gäässe" öffnete sich die Tür, und der verschlafene "Balzele" erschien zusammen mit "Fraa" im Museumshof.

Mit einem breiten Grinsen leerte er seinen Nachttopf und rief der Menge zu: "Ihr liewi Leit, wenn ihr uns weckt, dann wisse mer, wer dehinner steckt. Ich ruf Euch zu, des wär‘ gelacht, Alleze un kee Fasenacht!".

Mit einem kräftigen "Ahoi!" war die "Allezer" Fasnacht damit offiziell eröffnet. Unter der musikalischen Leitung von Ralf Simonides sorgte die Stadtkapelle für die passende Stimmung, bevor Ralf Ulrich das Mikrofon an Sitzungspräsident Robin Arns übergab. In lockerer Art blickte er auf das vergangene Jahr zurück und sprach einige Allezer Themen an: "Alleze hot geleuchtet, de Early is in Rente, gewählt hemmer ah, des is net des Ende." Er verwies zudem auf das 2026 anstehende Jubiläum der Zunft, für das man alle Mitglieder benötige.

Über allerlei Lokalkolorit wussten im Anschluss auch drei Allezer Fasnachtssucher in Versform zu berichten. Ihnen ist die Fastnacht bereits auf unterschiedliche Art und Weiße begegnet. Torsten Blum thematisierte das immer weiter fortschreitende Outsourcing und schlug humorvoll vor: "Dann sourcen wir eefach de Borchemeeschder aus." Wolfgang Dolk nahm das Laub- und Blütenproblem aufs Korn, das nicht nur ihn, sondern viele Autofahrer zur Verzweiflung bringe: "Ein Traum in Pink, doch mir des stinkt. Diese pinken Blütenblätter, mache nur Ärger-Donnerwetter."

Zuletzt griff Kevin Retlich das Thema der Gemeinderatswahl und die Herausforderungen mit dem neuen Wahlsystem auf: "Manch Allezer Wähler stellte des vor Probleme. So ganz ohne Parteie, wen soll ma nur wähle?" Abschließend stellte er schmunzelnd fest: "Ob hier bei Zunft oder die Regierung in Berlin, es sinn oftmols Narre, die die Fäde ziehn!"

Danach folgte die Vorstellung des Elferrats, die einen historischen Moment bereithielt: Erstmals in der Vereinsgeschichte sind Frauen im Elferrat der "Gäässwärmerzunft" vertreten. Die neuen Elferrätinnen Diana Sterzer, Irene Sterzer und Lucia Rittler brachten frischen Wind in das Gremium, was auch Sitzungspräsident Robin Arns erfreute.

"Die Zunft geht mit de Zeit, mit frische Ideen, es werd bunt un lebendig wie’s no nie war zu sehn!", erklärte Arns und stellte die neuen Mitglieder mit einem Augenzwinkern als die dringend benötigte Verjüngungskur für den Elferrat vor. Das Gremium für die Fastnacht 2024/2025 besteht damit aus den Mitgliedern: Robin Arns (Sitzungspräsident), Dr. Christian Häußler (Präsident), Ralf Ulrich (Zeremonienmeister), Attila Jucha, Eugen Ivanov, Frank Bopp, Frank Helm, Kevin Zetzmann, Marius Zetzmann, Sebastian Fuchs, Thomas Drischel, Diana Sterzer, Irene Sterzer und Lucia Rittler.

Dann galt es, für die hohen Elferräte den Narreneid abzulegen. Die neuen Elferrätinnen sowie die weiteren Neuzugänge aus den verschiedenen Gruppierungen traten anschließend vor, um den traditionellen Narreneid abzulegen, bei dem sie symbolisch einen Fuß in "Gäässemilch" hielten.

Nach dem Narreneid warteten die Zuschauer auf die feierliche Übergabe der "Seestadtpfanne", die von Sitzungspräsident Robin Arns an Bürgermeister Wolfram Bernhardt überreicht wurde. Arns würdigte Bernhardt mit einem Augenzwinkern als den "neuen Social-Media-Star der Stadt" und nahm zugleich die städtischen Maßnahmen zur Belebung der Innenstadt aufs Korn.

Er betonte, dass im Innenstadtfonds noch reichlich Geld verfügbar sei – genug, um vielleicht sogar die "Seestadtpfanne" zu reparieren. Trotz vieler guter Ideen, wie etwa zum Bürgerbus und Corporate Design, schien ihm das Fortschreiten der Projekte noch zu langsam. "Die Belebung der Stadt, die scheint zu verharre, obwohl mir doch viele Idee scho hatte", bemerkte Arns und appellierte scherzhaft an mehr Tempo: "Denn Alleze dreht sich – un zwar uff de Stell."

In seiner humorvollen Gegenrede ließ sich Bürgermeister Bernhardt nicht aus der Ruhe bringen und konterte, dass Adelsheim keineswegs stillstehe, sondern, im Gegenteil, viele Projekte erfolgreich vorangetrieben würden. Er wies auf zahlreiche Initiativen hin, darunter die Schaffung eines Begegnungscafés, die bevorstehende Umgestaltung des Rathausplatzes sowie die Entwicklung des Gernergrabens zu einer grünen Oase mit Liegestühlen.

"Im Innenstadtfonds, da sprudelt das Geld, und was da gefördert wird, bringt Glanz in die Welt," erklärte Bernhardt. Adelsheim, so betonte er, entwickle sich sichtbar weiter, aber er gab auch zu: "Nicht alles geht schnell wie der Blitz, doch Fortschritt braucht Zeit, das ist ja der Witz!"

Nachdem das Stadtoberhaupt die traditionelle Gebühr von 11,11 Euro für die "Seestadtpfanne" übergeben hatte, verkündete Robin Arns feierlich das Motto für die kommende Fastnacht. "Stadt im Wandel, bunt und wild. D’ Fasnacht mecht ihr eichns Bild" – so lautet der Leitspruch, unter dem die "Gäässwärmerzunft" dieses Jahr die fünfte Jahreszeit feiert. Dieses Motto spiegelt die Veränderungen und den Aufbruch in der Stadt wider und lädt alle Narren ein, die Fasnacht in ihrem eigenen Stil und voller Farbe zu feiern.

Die bevorstehenden Veranstaltungen bieten die perfekte Gelegenheit, das Motto zu leben: Los geht es am 6. Januar mit dem traditionellen Neujahrsempfang im Zunftheim. Im Februar erwartet die Narren dann die große Prunksitzung und die Kinderprunksitzung in der Eckenberghalle, bevor der "Schmudo" mit dem Rathaussturm einen Höhepunkte der Fastnachtszeit setzt.

Abschließend ging ein großer Dank an die Feuerwehr- und Stadtkapelle. Sitzungspräsident Robin Arns würdigte ihren Beitrag zur närrischen Zeit: "Ihr seid das musikalische Herz der Allezer Fasnacht." Mit dem "Jolly-Schunkler" endete der offizielle Teil der Eröffnung. Doch alle Narren waren eingeladen, im Zunftheim kräftig weiterzufeiern und den Start der fünften Jahreszeit ausgiebig zu genießen. Dort nahm das bunte Treiben getreu dem Allezer Fasnachtsschlager "Mir gehn heut Nacht noch lang net heem" seinen Lauf – ein gelungener Auftakt für die Allezer Fasnacht, die gerade erst begonnen hat.

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