Eberbach: Im leer stehenden Stift könnten Flüchtlinge überwintern

Mitglieder signalisieren grundsätzlich Zustimmung zu befristeter Übergangsnutzung - Kreis will sich Gebäude ansehen

18.11.2015 UPDATE: 19.11.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden

Archivfoto: Christofer Menges

Eberbach. (cum) Noch diesen Winter könnten im leer stehenden Dr.-Schmeißer-Stift Flüchtlinge untergebracht werden. Die Mitglieder des Stiftungsvereins signalisierten bei der Versammlung am Dienstagabend grundsätzlich mit rund zwei Dritteln Mehrheit Zustimmung. Sollte der Rhein-Neckar-Kreis nach einer Besichtigung das Gebäude für Flüchtlinge nutzen wollen, ist für Dienstag, 8. Dezember, um 17.30 Uhr im katholischen Pfarrheim eine weitere Mitgliederversammlung geplant. Dort soll in geheimer Abstimmung über die Zwischennutzung entschieden werden.

Vorsitzender Peter Reichert hatte sich gestern Morgen gleich nach der Versammlung beim Kreis gemeldet. Ein Termin zur Besichtigung stand aber noch nicht fest. Angefragt hatte der Kreis bereits am 30. September, ob im leer stehenden Stift die Unterbringung von Asylbewerbern möglich wäre. Damals hatte Reichert in Abstimmung mit dem Vorstand auf den Auftrag der Mitglieder zur Umbauplanung verwiesen. Nachdem nun klar ist, dass der Umbau wohl nicht vor Herbst nächsten Jahres beginnen wird, scheint der Weg zumindest für eine zeitlich befristete Nutzung als Flüchtlingsunterkunft frei.

Grob geschätzt böte das Stift je nach Belegung Platz für mindestens rund 200 Menschen. Mit welchem Aufwand das Gebäude über den Winter bewohnbar gemacht werden muss, ist noch unklar. Teils sind Wasserleitungen nach fünf Jahren Leerstand nicht mehr voll funktionsfähig, in mehreren Räumen sind die Heizkörper kaputt. Die Kosten fürs provisorische Herrichten soll der Kreis übernehmen.

Klarer Tenor unter den Mitgliedern ist aber, dass sich durch die Übergangsnutzung, die dem Verein auch Mieteinnahmen bringen soll, auf keinen Fall der Umbau zum betreuten Wohnen verzögern darf. "Mit einem Tag, einer Woche kann ich leben, auf keinen Fall länger", sagte Reichert. Dann müsste das Stift nach den bisherigen Plänen spätestens im November 2016 wieder frei sein. Das Beispiel Messe Sinsheim habe aber gezeigt, dass die Räumung nach zeitlich befristeter Nutzung reibungslos klappe.

Weiter im Stift bleiben soll nach Möglichkeit Wolfgang Courts Lager mit Hilfsgütern für Flüchtlinge. "Das wäre dann in Deutschland das erste Asylwohnheim mit Kaufhaus Kostenlos darunter", bat Court darum, sein ehrenamtliches Projekt bei den Verhandlungen mit dem Kreis zu berücksichtigen.

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Als Vereinsvorsitzender macht Reichert nun den Weg für Flüchtlinge im Stift frei. Als Bürgermeister wies er noch einmal daraufhin, dass er mit der Verteilungspraxis im Kreis nicht einverstanden sei. Woanders gebe es Quoten, nach denen jede Gemeinde einen bestimmten Anteil aufnehmen müsse. Im Rhein-Neckar-Kreis seien nur in 27 von 54 Gemeinden Flüchtlinge untergebracht, in den anderen 27 keine.

Eberbach sei in einer Spitzenposition. Die Kindergärten seien voll, an den Schulen würden zehn Vorbereitungsklassen unterrichtet. Die weitere Aufnahme sei nur sinnvoll, wenn Integration möglich sei. "Es geht um Menschen", sagte Reichert. Derzeit funktioniere das in Eberbach noch. Die Frage sei aber auch, wann die Helfer, die meisten davon im Ehrenamt, an ihre Grenzen kämen.

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