50 Jahre Baulandschule Buchen-Hettingen

"Es hat ein Umdenken eingesetzt"

 Schulleiter Jochen Köpfle über die Zukunft der Hauptschule und die Vorzüge kleiner Schulen

19.05.2017 UPDATE: 21.05.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden

Schulleiter Jochen Köpfle inmitten seiner Schüler. Im Interview anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Hettinger Baulandschule stellt der Pädagoge den Wert kleiner Schulen beson᠆ders heraus. Foto: Rüdiger Busch

Hettingen. (rüb) "50 Jahre Baulandschule" wird am Sonntag, 21. Mai, in Hettingen groß gefeiert. Angesichts der Umwälzungen in der deutschen Bildungslandschaft ist es keine Selbstverständlichkeit, dass eine kleine Schule wie die in Hettingen ein solches Jubiläum feiern und dabei auch noch optimistisch in die Zukunft blicken kann. Wir haben mit Schulleiter Jochen Köpfle gesprochen und dabei vor allem den Blick nach vorne gerichtet.

Herr Köpfle, die Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr lesen sich für Hettingen eindrucksvoll: 34 Erstklässler in zwei Klassen und daneben auch 17 Schüler für die 5. Klasse der Hauptschule. Wie ist dies angesichts allgemein rückläufiger Schülerzahlen zu erklären?

Im Grundschulbereich profitieren wir von den relativ hohen Geburtenzahlen in Hettingen und vom stetig wachsenden Baugebiet "Hühnerberg". Selbst altgediente Kollegen müssen lange überlegen, wann wir zuletzt zwei erste Klassen hatten! Im Hauptschulbereich erleben wir eine besondere Entwicklung: Nach dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung im Jahr 2012 gab es landesweit einen großen Einbruch bei den Anmeldungen für die Hauptschule. Nun findet so langsam ein Umdenken statt, die Hauptschule wird von den Eltern wieder stärker wertgeschätzt, und sie wählen unsere Schule bewusst aus. Nicht umsonst kommen die Anmeldungen aus einem großen Einzugsbereich - von Höpfingen über Hüngheim bis nach Schloßau.

Dabei spielt sicher auch eine Rolle, dass die Baulandschule keine Ganztags-, sondern eine Halbtagsschule ist, oder?

Ja, denn mit unserem Halbtagskonzept stellen wir inzwischen eine Besonderheit dar: Neben uns ist die nächste Halb- tags-Grund- und Hauptschule in Mosbach. Nicht alle Eltern wünschen sich eine ganztägige Betreuung. Wenn die Kinder nachmittags zu Hause sind, bleibt nach Erledigung der Hausaufgaben mehr Zeit für Familie und Vereine oder eine andere individuelle Freizeitgestaltung. Von daher ist diese Wahlfreiheit nur zu begrüßen.

Die Hauptschule wurde ja vielfach schon totgesagt. Weshalb wird Sie aus Ihrer Sicht nach wie vor gebraucht?

Wir sind für die Schüler da, die eine stärke Förderung benötigen, die mehr Zeit für ihre Entwicklung brauchen. Hierfür bieten wir ideale Bedingungen: kleine Klassen, eine angenehme Atmosphäre und ein familiäres Umfeld. Diesen Schüler können wir nach der Grundschule einen erfolgreichen Start in den Sekundarbereich bieten. Die Durchlässigkeit unseres Schulsystems sorgt außerdem dafür, dass den Schülern nach der 9. Klasse alle Möglichkeiten offenstehen.

Was sagen sie zu den Zentralisierungstendenzen, die immer stärker auch den Bereich Bildung betreffen: Weshalb sollten die kleinen Schulen erhalten werden?

Jeder kennt jeden - das ist ein großer Vorteil. Der persönliche Bezug zu den Schülern ist größer: Wir Lehrer begegnen den Schülern viel häufiger, wir stehen ständig im Kontakt und im Austausch miteinander. Diese Zeit, die wir den Kindern schenken können, lohnt sich. Wir haben derzeit gut 160 Schüler hier, das bedeutet auch, dass es hier viel ruhiger zugeht als an einem großen Schulzentrum.

Was muss geschehen, dass die Baulandschule beim nächsten Jubiläum in zehn Jahren ähnlich gut aufgestellt ist wie heute?

Eins ist klar: Wir befinden uns hier nicht auf einer Insel der Glückseligen, auch hier gibt es Probleme, wie sie an allen Schulen auftauchen. Deshalb wäre es wünschenswert, wenn auch kleinere Schulen wie die unsere einen Schulsozialarbeiter hätten. Um die Qualität zu halten, ist es außerdem unerlässlich, dass wir auf eine gute und vor allem auch planbare Lehrerversorgung bauen können.

Daneben ist es erforderlich, dass die Eltern uns und dem Schultyp Hauptschule auch in Zukunft das nötige Vertrauen schenken. Dennoch wird es in den nächsten Jahren wohl ein ewiger Kampf bleiben, bis wir die erforderliche Zahl von 16 Schülern für die 5. Klasse zusammenhaben.

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