Uniklinikums Mannheim

Eine andere Lösung als eine Fusion mit Heidelberg

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer erteilt beim Festakt der Klinik-Fusion mit Heidelberg eine Absage.

09.07.2022 UPDATE: 09.07.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden
Theresia Bauer bei ihrer Rede am Freitag im Rosengarten. Foto: vaf

Von Alexander Albrecht

Mannheim. Satire hat immer einen wahren Kern – und so trifft die Frage von Moderator Christian "Chako" Habekost an Peter Kurz die Gemütslage des Mannheimer Oberbürgermeisters ziemlich gut. Ob er in seiner langen Amtszeit nicht schon mal gedacht habe, dass ein kleines Kreiskrankenhaus doch viel schöner wäre als dieses "Monstrum" – gemeint ist das Universitätsklinikum – will der Kabarettist wissen. Kurz hält inne, lacht und gesteht: "Schwierige Frage". Eine Antwort bleibt er Habekost und den geladenen Gästen im Rosengarten nicht schuldig. Der Anteil der Klinik an seinen grauen Haaren dürfte jedenfalls nicht allzu gering sein. "Aber das ist es mir wert." Und das klingt schon wieder kämpferisch.

Gekämpft und gerungen hat der SPD-Politiker in den vergangenen Monaten vor allem mit dem Land. Als einer der treibenden Kräfte für eine Fusion der Unikliniken in Mannheim und Heidelberg. Beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen des Hauses in seiner Stadt am Freitag nimmt er das "F-Wort" aber erst gar nicht in den Mund. Das Land zieht einer Fusion eine andere Lösung vor, das macht zu Beginn der Feier Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) deutlich. "Um es klarzustellen: Wir reden mittlerweile von einem Verbund und nicht mehr oder noch nicht von einer Fusion". Eine solche hätte für Mannheim nicht nur Vorteile, sagt Bauer, so hätte man etwa bei der Zahl der Betten genauer hinschauen müssen.

In den nächsten Wochen gehe es darum, den in beiden Städten vorhandenen Kooperationswillen "in Form zu gießen" und in der Praxis wirtschaftliche Synergien zu erzielen. Das heißt aber auch: Beide Häuser bleiben eigenständig und Mannheim – als einzige Uniklinik im Land – in kommunaler Trägerschaft. Dafür bekennt sich die Regierung in Stuttgart zur "Neuen Mitte". Das Megaprojekt soll in den nächsten Jahren das unübersichtliche Gewirr an teils sanierungsbedürftigen Häusern in Mannheim ablösen. Klinik-Geschäftsführer Freddy Bergmann spricht gar von der dann "modernsten Universitätsklinik in Europa".

So weit will die Heidelberger OB-Kandidatin Bauer in ihrer Rede nicht gehen, sondern beschreibt pragmatisch das Anforderungsprofil des Baus: kurze Wege, digital und modern. Billig werde das aber nicht. Und der Landeshaushalt sei krisenbedingt über viele Jahre hinweg belastet. Mittlerweile scheint sich auch Peter Kurz mit den politischen Gegebenheiten arrangiert zu haben – "auch wenn das Uniklinikum in bestimmter Weise der Stadt entwachsen ist".

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Den Verbund knüpft er allerdings an Bedingungen. Dieser dürfe kein "sehr lockerer" sein. Wer das Projekt nicht als ein Unternehmen mit einer gemeinsamen Verantwortung begreife, könne auch nicht mit der notwendigen Tiefe über das erforderliche Medizinkonzept verhandeln. "Das ist kartellrechtlich gar nicht möglich", so Kurz.

Er sei aber optimistisch, dass dies gelinge, und bis dahin stehe die Stadt dem finanziell angeschlagenen Krankenhaus zur Seite. "Auf die nächsten 100 Jahre im Verbund", ruft Kurz dem Publikum schließlich zu. Fusion? War da was?

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