Tanz um die Stange – erste Pole-Dance Meisterschaft im Südwesten
70 Frauen und drei Männer traten um den Titel an. Die Veranstalterin will das Tanzgenre aus der Schmuddelecke holen.

Von Manfred Ofer
Mannheim. Tanzen ist in Mode. Das Interesse daran wächst beständig, und das ganz gleich, ob das mit Blick auf Standard, Hip-Hop-, oder Jazz und Modern Dance geschieht. Poledance ist das jüngste Genre, das darüber hinaus eines der vielseitigsten ist. Es vereint Tanz, Sport und Show, und es weckt Neugierde quer durch die Generationen. In Mannheim fand am Samstag dahingehend die erste Meisterschaft in Baden-Württemberg statt. Die Veranstalterin Miriam Saroos (44) möchte dadurch nicht nur ihren Sport fördern, sondern auch Vorurteile abbauen.
Sie haben ein Faible für Filmmusik. Die beiden jungen Frauen, die gerade eine akrobatische Figur in schwindelerregender Höhe an einer Stange absolvieren, bewegen sich zum Soundtrack aus dem US-Thriller "The Purge". Entsprechend dynamisch ist die Choreografie, die das Duo mit einem Hauch von sinnlicher Dramaturgie ihrem Publikum serviert. Vor der Bühne im Kulturhaus zu Käfertal haben sich mehrere Hundert Besucher eingefunden, um den Wettkämpfen beizuwohnen. Moderiert wird die Veranstaltung noch dazu mit viel Chuzpe von Dragqueen Kelly Heelton aus Wiesbaden.
65 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und Luxemburg waren am Samstag angereist, um in den sieben Kategorien anzutreten: "Single", "Double", und "Exotic", und das jeweils noch in den Versionen "Amateur" und "Advanced". Eine siebente Kategorie stellte die "Pole Group" dar. Hier traten zwei mehrköpfige Formationen gegeneinander an. Gefragt ist beim Poledance neben Kraft, Dynamik und Akrobatik auch eine unterhaltsame Show, die eine Symbiose aus Musik, Kostüm und Maske integriert. Jede Choreografie, die in Mannheim auf die Bühne kam, stand für ein Thema, das die Tänzerinnen und Tänzer ausdrucksstark in Szene setzten.
Während der Show wurden auf der Bühne eine statische und eine sich drehende Stange gebraucht. Vor diesem Hintergrund verschwammen für den Betrachter schnell die Grenzen zwischen Profis und den Amateuren, denn das, was da von der Morgenstunde, bis in den frühen Abend hinein geboten wurde, erinnerte an Szenen aus dem Hochleistungssport. Das begeistert übrigens bei weitem nicht nur Frauen, sondern in zunehmendem Maße auch Männer. So nahmen am Samstag drei Tänzer an der Meisterschaft in Mannheim teil. Zu Letzteren gehörte Matthias Scheuermann (29).
"Ich bin zum ersten Mal auf einem Junggesellinnen-Abschied mit dem Poledance in Berührung gekommen", erzählt der junge Chemie-Laborant und lacht. Das habe ihm so gut gefallen, dass er schon ein Jahr später mit dem Training an der Stange angefangen habe, und zwar im Studio "Pole and Move!" in ...
Von Manfred Ofer
Mannheim. Tanzen ist in Mode. Das Interesse daran wächst beständig, und das ganz gleich, ob das mit Blick auf Standard, Hip-Hop-, oder Jazz und Modern Dance geschieht. Poledance ist das jüngste Genre, das darüber hinaus eines der vielseitigsten ist. Es vereint Tanz, Sport und Show, und es weckt Neugierde quer durch die Generationen. In Mannheim fand am Samstag dahingehend die erste Meisterschaft in Baden-Württemberg statt. Die Veranstalterin Miriam Saroos (44) möchte dadurch nicht nur ihren Sport fördern, sondern auch Vorurteile abbauen.
Sie haben ein Faible für Filmmusik. Die beiden jungen Frauen, die gerade eine akrobatische Figur in schwindelerregender Höhe an einer Stange absolvieren, bewegen sich zum Soundtrack aus dem US-Thriller "The Purge". Entsprechend dynamisch ist die Choreografie, die das Duo mit einem Hauch von sinnlicher Dramaturgie ihrem Publikum serviert. Vor der Bühne im Kulturhaus zu Käfertal haben sich mehrere Hundert Besucher eingefunden, um den Wettkämpfen beizuwohnen. Moderiert wird die Veranstaltung noch dazu mit viel Chuzpe von Dragqueen Kelly Heelton aus Wiesbaden.
65 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und Luxemburg waren am Samstag angereist, um in den sieben Kategorien anzutreten: "Single", "Double", und "Exotic", und das jeweils noch in den Versionen "Amateur" und "Advanced". Eine siebente Kategorie stellte die "Pole Group" dar. Hier traten zwei mehrköpfige Formationen gegeneinander an. Gefragt ist beim Poledance neben Kraft, Dynamik und Akrobatik auch eine unterhaltsame Show, die eine Symbiose aus Musik, Kostüm und Maske integriert. Jede Choreografie, die in Mannheim auf die Bühne kam, stand für ein Thema, das die Tänzerinnen und Tänzer ausdrucksstark in Szene setzten.
Während der Show wurden auf der Bühne eine statische und eine sich drehende Stange gebraucht. Vor diesem Hintergrund verschwammen für den Betrachter schnell die Grenzen zwischen Profis und den Amateuren, denn das, was da von der Morgenstunde, bis in den frühen Abend hinein geboten wurde, erinnerte an Szenen aus dem Hochleistungssport. Das begeistert übrigens bei weitem nicht nur Frauen, sondern in zunehmendem Maße auch Männer. So nahmen am Samstag drei Tänzer an der Meisterschaft in Mannheim teil. Zu Letzteren gehörte Matthias Scheuermann (29).
"Ich bin zum ersten Mal auf einem Junggesellinnen-Abschied mit dem Poledance in Berührung gekommen", erzählt der junge Chemie-Laborant und lacht. Das habe ihm so gut gefallen, dass er schon ein Jahr später mit dem Training an der Stange angefangen habe, und zwar im Studio "Pole and Move!" in Käfertal, das von Miriam Saroos (44) geleitet wird, die auch das Event im Kulturhaus organisiert hat. "Poledance ist für mich der perfekte Sport", sagt Scheuermann und zählt eine Reihe von Vorteilen auf: "Es verbindet Tanz, Sport und Ästhetik und hilft noch dazu dabei, Stress abzubauen". Seit letztem Samstag kann der Mannheimer auch noch auf einen Meistertitel verweisen, den er mit seiner Gruppe "Freddy and the Queens" errungen hat.
"In Deutschland werden noch nicht so viele Meisterschaften im Poledance ausgerichtet", machte Miriam Saroos deutlich. Die Sportmanagerin und Diplom-Betriebswirtin betreibt als Trainerin drei Studios ihrer Kette "Pole and Move!" in Mannheim-Käfertal, Heidelberg und Ketsch. Poledance ist ihre Passion. Jahrelang sei sie deshalb zu Meisterschaften in Nordrheinwestfalen gefahren, um an sportlichen Wettkämpfen teilzunehmen. Irgendwann sei ihr das jedoch zu viel geworden, und sie habe darüber nachgedacht, eine eigene Veranstaltung zu organisieren. Das war im Jahre 2019.
"Die Szene ist gut vernetzt, das hat die Planungen im Vorfeld begünstigt", bemerkte sie. Dass es am Ende doch vier Jahre dauerte, bis sich am Samstag der Vorhang hob, habe an der Pandemie gelegen. Anders als bei den sportlichen Wettkämpfen, die von der International Pole Sports Federation (IPSF) organisiert werden, fällt das Regelwerk in Mannheim nicht ganz so strikt aus. "Dafür legen wir neben dem rein sportlichen Aspekt einen deutlichen Schwerpunkt auf die Show, die auf der Bühne geboten wird", erklärte sie dazu. Bewertet wurden von der hochklassigen Jury, in der mit Lea Roth und Simon Koch zwei Weltmeister ihres Faches saßen, Kriterien wie Technik, Teamwork und Kreativität. An der Stange galt es, Kraft, Dynamik und Flexibilität mit Choreografie, Outfit und Maske zu verbinden.
"Die Profis trainieren meistens täglich für ihren Sport, der mit gewisser Wahrscheinlichkeit eines Tages olympisch sein wird", sagte Miriam Saroos. Ernsthafte Bestrebungen seien im Gange. Für sie sei es eine der besten Sportarten, die man praktizieren könne. "Neben der Fitness stärkt das Training die mentale Ausgeglichenheit". Dass Geschlecht spiele dabei keine so besondere Rolle. Zumal sie mit der Ausrichtung der Meisterschaft auch noch eine sehr persönliche Motivation antreibt: "Ich möchte dazu beitragen, Poledance aus der Schmuddelecke herauszuholen, in der es viele Menschen immer noch verorten".
Natürlich gebe es auch noch diesen sexualisierten Aspekt, der mit der Welt der Amüsierbetriebe in Verbindung stehe, doch das sei nur ein kleiner Teil des Ganzen. Mittlerweile werde Poledance aber von Menschen aus allen sozialen Geschichten, Altersgruppen und Ländern mit großer praktiziert. Ein Blick auf die Teilnehmerliste in Mannheim machte das deutlich. Darauf war ein Querschnitt durch die Gesellschaft enthalten: Studenten, Azubis, Hochleistungssportler und im Übrigen auch noch drei Polizistinnen. Miriam Saroos sieht die Zukunft von Poledance deshalb in Zukunft noch viel stärker im Breitensport angesiedelt. Die Zeit werde es zeigen.
Davon ist auch Simon Koch (26) überzeugt, der mit seiner Kollegin Lea Roth am Samstag in der Jury saß und mit ihr darüber hinaus 2021 die Weltmeisterschaft im Double gewonnen hat. "Ich war nicht mit Vorurteilen konfrontiert, als ich als Mann mit Poledance angefangen habe", sprach er von seinen ersten Gehversuchen in der jungen Sportart, die er neben seinem Studium in Gießen zu praktizieren begann. "Für mich ist Poledance ein ganz tolles Training für Körper und Seele", bestätigt auch der studierte Psychologe. "Ein fesselndes Hobby, in dem man aufgehen und über sich hinauswachsen kann". Genau das stellten am Samstag die mehr als sechzig Teilnehmer eindrucksvoll unter Beweis, von denen die Sieger Pokale mit nach Hause nahmen. Eine Urkunde gab es für jeden, und dazu noch eine Menge guter Laune mit auf den Weg.