Fokus auf "weichen Faktoren"
Unternehmensvertreter erklären, wie man Standort attraktiv machen kann.

Von Heike Warlich
Mannheim. "Mannheim soll ein Standort sein, wo es sich lohnt zu investieren und es Spaß macht, Unternehmer zu sein", sagte Oberbürgermeister Christian Specht beim 13. Mannheimer Wirtschaftsforum. Er wisse aber auch, dass die Zeiten gerade nicht einfach sind. Aufstrebenden und expandierenden Unternehmen auf der einen Seite stünden Firmen gegenüber, die angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen mit großen Problemen kämpfen.
Das Wirtschaftsforum in der Alten Schildkrötfabrik wollte Specht daher vor allem nutzen, um zuzuhören und das Verständnis von Gemeinderat und Verwaltung für die Unternehmer zu fördern. Zugleich wollte er der Frage nachgehen, an welchen Stellschrauben kommunal gedreht werden kann, um Unternehmen am Standort Mannheim zu unterstützen. Die rund 200 geladenen Gäste hörten dazu Impulsvorträge von Experten weltweit führender Unternehmensberatungen zu den Themenbereichen Energie, Arbeitsmarkt, Steuern und Verkehr.
Niels Berger vom Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG bescheinigte Mannheim, bei der Energieproduktion gut aufgestellt zu sein. Er riet jedoch, darauf zu schauen, was Unternehmen wichtig ist. Diese legten auf Bezahlbarkeit, Nachhaltigkeit, Versorgungs- und Planungssicherheit Wert. Um positiven Einfluss auf den Fachkräftemangel zu nehmen, riet Alexander Börsch von der Firma Deloitte Kommunen dazu, sich auf die sogenannten "weichen Faktoren" zu konzentrieren, beispielsweise Neuzuzüglern gerade aus dem Ausland ausreichend Infos zu ihrem neuen Wohn- und Arbeitsort an die Hand zu geben.
Insbesondere im Bereich Steuer sind die Gestaltungsspielräume der Kommune allerdings begrenzt. Doch zumindest ihren direkten Einfluss auf Grund- und Gewerbesteuer sollten diese nach Ansicht von Stefan Ditsch von der Unternehmensberatung PWC wahrnehmen. Es gehe nicht allein darum, die Verkehrsinfrastruktur auszubauen, sondern sie nachhaltig auszubauen, gab Branchenkollege Helge Thomas Grathwol von Ernst & Young den Zuhörern mit auf den Weg. Dazu gehöre ein Nahverkehr zu vernünftigen Preisen ebenso wie ein modernes Parkraummanagement oder der Ausbau der städtischen Ladeinfrastruktur mit Einrichtung von Microhubs.
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Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion griffen die genannten Aspekte auf. Als "Problem Nummer eins" identifizierte Stefanie Teufel, kaufmännische Leiterin der Firma Wisag, den Fachkräftemangel und erhielt Zustimmung von Stefan Fuchs, Vorstandsvorsitzender von Fuchs-Petrolub, und Kim Hirsch von Softwareentwickler Osapiens. Stefanie Teufels Vorschlag, Wirtschaftsunterricht an den Schulen zu etablieren, griff Specht mit Blick auf die Ganztagsschule auf, wo Unternehmen nachmittags Angebote platzieren könnten.
Auch die Verkehrsinfrastruktur wurde angesprochen: "Es kann nicht sein, dass Kollegen mit dem Zug von Stuttgart nach Mannheim deutlich kürzer unterwegs sind als auf dem letzten Stück vom Hauptbahnhof zu uns in die Firma in der Einsteinstraße", nannte Stefan Fuchs ein Beispiel.