Mannheimer Grünzug Nordost ist der Sieger
Auch weitere Projekte der Region wurden ausgezeichnet. So wertet die Jury.

Mannheim/Stuttgart. (cab) Die Jury hat entschieden: Der Gewinner des Baden-Württembergischen Landschaftsarchitektur-Preises 2024 ist der neue Grünzug Nordost in Mannheim. Ebenso ausgezeichnet wurden vier weitere Projekte aus der Region in insgesamt sieben Kategorien: die "Pfaffengrunder Terrasse" in Heidelberg, die "Fischkinderstube" in Edingen-Neckarhausen, die Eppinger Landesgartenschau sowie das "Heilbronner Klimawäldchen". Insgesamt hatte das Preisgericht 18 Projekte gesichtet. Das sagte die Jury:
> Grünzug Nordost, Mannheim: Der Gewinnerentwurf des Landschaftsarchitektur-Preises stammt vom Büro RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten. Diesem sei es gelungen, Ziele einer zeitgemäßen Stadt- und Landschaftsentwicklung überdurchschnittlich innovativ zu vereinen. Er kombiniere gestaltete Park- und Stadtränder und einen naturnahen Freiraum im Zentrum. Mit der Parkschale ergebe sich im Norden ein klarer Abschluss.
Es entstehen vielfältig nutzbare Treffpunkte, Spiel- und Bewegungsorte. Biotope und klassische Parkgestaltung würden sich abwechseln, ebenso trockene Standorte mit Au-Gewässern. Die freie Mitte sorge für Frischluftzufuhr und für eine Klimaverbesserung. Nicht zuletzt überzeugte die Jury die Einbindung eines Abschnittes des neuen Radschnellwegs.
> "Pfaffengrunder Terrasse", Heidelberg: Diese erhielt die Auszeichnung in der Kategorie "Gewerbe-, Wohn- und Arbeitsumfeld". Das Projekt des Büros capattistaubach urbane landschaften aus Berlin verbinde in der Bahnstadt die Komponenten Platz und Park und schaffe aus wenigen, klaren Gestaltungsmitteln inmitten der Bebauung eine neue "grüne Mitte" mit Blick in die Landschaft. Das Panorama eröffne sich von einer Art städtischem Balkon aus. Der Raum und seine Übergänge würden ausschließlich von Bäumen definiert – sei es als Allee, Rahmung oder Solitär. Das Urban Gardening sei integriert, dränge sich aber nicht auf. Und die Rasenfläche im Zentrum lasse Raum für viele Nutzungen.
> "Fischkinderstube", Edingen-Neckarhausen: Diese erhielt den Publikumspreis in einem Online-Voting, das vom 16. August bis 24. November freigeschaltet war. Das Projekt der IUS Theobald Plus GmbH gebe der Natur ein zuvor verloren gegangenes Areal zurück, würdigt die Jury. Das Gelände sei ein Ort der Begegnung, Naturerholung und Naturerfahrung. Sie erinnert daran, dass die Fischkinderstube ein Leuchtturmprojekt zur Umsetzung der ökologischen Ziele und zur Verbesserung der Gewässerstruktur des Neckars war. Die Initiative dafür ging vor allem auch von der lokalen Fischerei aus.
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Die Erlebbarkeit des Wassers für die Bevölkerung steht am Südufer im Vordergrund. Um beruhigte Zonen für die Tierwelt zu schaffen, wurde das östliche Ufer mit einer Strauchhecke dicht bepflanzt. An drei Stellen führen Stege und eine Plattform mit einer Beobachtungsstation auf das Wasser hinaus. Von hier aus erkundet, werden Vögel und Fische nicht gestört. Am nordwestlichen Ufer bieten sich Lebensräume auch für Insekten. Bereits kurz nach dem Anschluss an den Neckar wurde das neue Seitengewässer von zahlreichen Fischarten angenommen.
> Gartenschau 2022, Eppingen: Dieser sprach das Preisgericht die Auszeichnung in der Kategorie "Stadtentwicklung, Grün-Blaue Infrastruktur und Denkmalschutz" zu und würdigte damit die Arbeit des Büros Planorama Landschaftsarchitektur Maik Böhmer. Dieses habe eine neue Identität des Ortes am Wasser geschaffen und ein Umfeld zusammengeführt, das zwischen Altstadt und Gewerbeansiedlungen nicht unterschiedlicher sein könnte. Die Landschaftsplanung bezeichnete die Jury in ihrer Ausstrahlung als "lässig", aber gleichzeitig "präzise". Elsenz und Hilsbach wurden renaturiert und an ihren Ufern zum gestalteten Erholungsraum. "Das Gewässer wird in seiner wieder geschaffenen natürlichen Schönheit gefeiert", heißt es in der Begründung der Jury. Menschliche und natürliche Lebensräume spielten hier positiv zusammen. Außerdem werde das Stadtklima gestärkt.
> "Klimawäldchen", Heilbronn: Dafür erhält die freiraumconcept sinz-beerstecher+böpple Landschaftsarchitekten Part GmbB den Sonderpreis "Nachhaltigkeit und Klimaanpassung im urbanen Raum". In Zeiten der Klimaveränderung seien vor allem grüne Freiräume in Städten und stark versiegelten Flächen wichtig. Außerdem entstünden so Orte des Miteinanders. Gerade aufgrund seiner geringen Größe (800 Quadratmeter) und einfachen Gestaltung sei das Klimawäldchen dringend zur Nachahmung empfohlen. Denn die positiven Effekte sind umso weitreichender.
Klimaresiliente Bäumen, Sträucher und Stauden hätten gemeinsam wirklich waldartigen Charakter. Außerdem kühle sich hier die Luft um bis zu zehn Grad Celsius ab. Gerade für die Sommermonate dürfte das Klimawäldchen also ein Anziehungspunkt sein. Wie wichtig gut gemachtes Stadtgrün für zukunftsfähige Lebensräume sei, werde hier offenbar.
Die Preisträger werden am 16. April kommenden Jahres im Stuttgarter Hospitalhof vom Landesverband des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten geehrt und ausgezeichnet.