Filmfestival Mannheim-Heidelberg

Abschluss im Zeichen von Ausnahme-Regisseur Nicolas Winding Refn

Der Däne erhielt den Grand IFFMH Award. Es war nochmals ei echtes Highlight.

28.11.2023 UPDATE: 28.11.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Ein Thriller, der noch immer Einfluss auf die dänische Jugendkultur hat: „Pusher“ feierte 1996 Kinopremiere. Foto: IFFMH

Von Stefan Otto

Heidelberg. Wer angenommen hatte, mit der Preisverleihung sei das 72. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg bereits am Donnerstag so gut wie zu Ende gegangen, durfte sich am Abschlusswochenende eines Besseren belehren lassen. Die Verleihung des Grand IFFMH Award an den Dänen Nicolas Winding Refn war noch einmal ein echtes Highlight.

"Danke, dass Sie hier sind! Danke für Ihre Filme!", verlieh Festivalleiter Sascha Keilholz seiner Wertschätzung für den stilprägenden Autor und Regisseur gleich doppelt Ausdruck. Seit 1996, als sein Debüt in die Kinos kam, habe Nicolas Winding Refn überaus großen Eindruck auf zahlreiche Mitglieder des Festivalteams und nicht zuletzt ihn selbst gemacht. Winding Refns "Drive" sei übrigens der allererste Film, den seine Tochter als Baby gesehen hat, verriet Keilholz.

Nicolas Winding Refn und Laudatorin Angela Bundalovic. Foto: Sönke Dannemann

Dabei habe sie die meiste Zeit geschlafen und keinerlei Schaden davongetragen, ergänzte er angesichts der in dem Neo-Noir-Thriller enthaltenen Gewaltszenen, die eine Freigabe des Films ab 18 Jahren zur Folge hatten.

Für die Laudatio überließ dann aber einem Überraschungsgast die Bühne im Mannheimer Stadthaus N1: der 28 Jahre alten Schauspielerin Angela Bundalovic, die in Winding Refns jüngster Netflix-Serie "Copenhagen Cowboy" die Hauptrolle spielt. Er sei nicht nur ein einflussreicher Autor und Regisseur, sondern auch Produzent und Familienvater, "ein wandelndes Filmlexikon und ein Alchemist mit Neonlichtern", fügte sie den vorgenannten Attributen hinzu. Ein Filmemacher, der unbeirrt seinen Weg gehe, beständig mit dem Medium experimentiere und sein Publikum immer wieder in Faszination zu versetzen vermöge.

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Seitdem vor einem guten Vierteljahrhundert sein erster Film angelaufen sei, erinnerte die Dänin, kopierten junge Frauen in Kopenhagen den "Pusher"-Stil und versuchten Jungs mit Zitaten aus dem harten Drogenthriller ihrerseits die Mädchen zu beeindrucken. Winding Refn und sein Hauptdarsteller Mads Mikkelsen, dessen Karriere gleichfalls mit "Pusher" startete, seien so etwas wie die dänische Variante des US-Duos Martin Scorsese und Robert De Niro ("Killers of the Flower Moon"), verglich sie treffend.

"Pusher" (1996), "Drive" (2011) und "Only God Forgives" (2013) hießen die Filme, die während des Festivals im Rahmen einer kleinen Hommage noch einmal zu sehen oder neu zu entdecken waren. "Bleeder" wäre auch eine gute Wahl gewesen, denn mit diesem dänischen Thriller, abermals mit Mads Mikkelsen, war Winding Refn 1999 schon einmal in Mannheim und Heidelberg zu Gast – als noch nicht abzusehen war, wie steil seine Karriere, die bis nach Hollywood und wieder zurück nach Dänemark führen sollte, später verlaufen würde. "Ich habe eine Verbindung zu diesem Ort", erklärte der 53-jährige Kopenhagener denn auch, als er die gläserne Auszeichnung im Mannheimer Bürgersaal entgegennahm. "Dies war das erste Festival, das meine Filme so vorgestellt hat, dass ich mich ernst genommen fühlte. Es ist eine Freude, zurückzukehren und festzustellen, dass sich das nicht verändert hat."

Seine persönlichen Erfahrungen gab der Regisseur, der derzeit eine Polizeiserie ("Les Italiens") und das Remake des Polizei-Horrorthrillers "Maniac Cop" vorbereitet, im Anschluss an die Vorstellungen sowie ausführlich in einer Masterclass am Sonntag im Heidelberger Karlstorbahnhof weiter. Er selbst habe in jungen Jahren von Elia Kazan, von dem nun in der Retrospektive "Die Faust im Nacken" zu sehen war, den Ratschlag bekommen, zu 100 Prozent sein eigenes Ding zu machen, verriet Nicolas Winding Refn. Ein Rat, den der Filmemacher offensichtlich beherzigt hat.

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