Mit Ullmann im Herzen zu neuen Ufern
Nach dem Tod ihres Bandkollegen machen Deborah Lee und Markus Zimmermann zu zweit weiter - Single erscheint nächste Woche

Von Stefan Kern
Schwetzingen. Der plötzliche Tod des Gitarristen und Sängers Stephan Ullmann am 11. Juni 2020 hat viele Menschen schockiert – nicht nur in Mannheim, wo er seit vielen Jahren lebte. Eines seiner Projekte ist das Trio One Voice Down mit der Sängerin Deborah Lee und Keyboarder Markus Zimmermann gewesen. Die beiden haben sich entschlossen, zu zweit weiterzumachen. Am Mittwoch, 17. Februar, erscheint ihre erste Single.
Leicht gefallen ist es dem Duo nicht. Der Verlust von Stephan Ullmann war ein harter Schlag. Als Mensch und als Musiker fehlt er seinen Bandkollegen sehr. Ullmann hinterließ eine Lücke, die sich wohl nie ganz schließen lassen wird. Inspiration und Motivation beziehen Lee und Zimmermann aus einem Satz in Anne Michaels Buch "Fluchtstücke". Dieser lautet: "Bei den Toten bleiben, heißt, sie zu verlassen."
Und so machen sich die beiden mit ihrer ersten Single nach Ullmans Tod zu neuen Ufern auf. Der Name ihres Projekts OVD symbolisiert aber ihre tiefe Verbundenheit zu ihrem einstigen Kollegen. "Was bleibt", so der Titel der Single, ist nichts weniger als die letzte Reise mit Ullmann und eine Liebeserklärung an das Leben. Es sei kein trauriges Lied, betonen Lee und Zimmermann im Gespräch mit der RNZ. Im Gegenteil: Der Song soll Hoffnung machen.
"Es geht um Freundschaft, Zusammenhalt und gemeinsame Pläne", sagt Deborah Lee. Und dafür lohne es sich, trotz aller Widerstände und Trauer aufzustehen und weiterzumachen. "Auch wenn das schwerfällt", gesteht Lee. Beide wissen, dass das Thema Tod bei einem Neuanfang nicht so leicht zu verarbeiten ist.
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Dabei, sagt Zimmermann, sei es letztlich das Wissen über die eigene Endlichkeit, die das Leben mit Bedeutung auflade. Und genau das sei die Botschaft, auf die sich der Song und das zeitgleich erscheinende Video konzentrieren. Zimmermann und Lee blicken optimistisch in die Zukunft – obwohl die Pandemie die Perspektive für Künstler derzeit eher trübt. Der Keyboarder rechnet nicht damit, dass die Kulturlandschaft in diesem Jahr wieder aufblüht. "Natürlich wird es einzelne, eher kleinere Veranstaltungen geben", glaubt er. Doch lebe Kultur von der Ausgelassenheit und der "absoluten Fokussierung". Am schönsten sei das Erleben von Musik, wenn man sich ihr ganz und gar hingebe, was Corona gegenwärtig verhindere. Vielleicht aber, so hofft das Duo, helfe der tschechische Autor Bohumil Hrabal weiter. "Das Leben ist zum Verrücktwerden schön. Nicht, dass es so wäre, aber ich sehe es so", hat er einmal geschrieben.
Viel mehr trotzige Hinwendung zur Zuversicht ist kaum möglich. Und so stand der Entschluss, weiterzumachen, auch nie wirklich zur Diskussion. Dafür ist die Leidenschaft für die Musik einfach zu groß. Auch wenn Lee und Zimmermann nur noch zu zweit sind, beanspruchen sie ein berühmtes Aristoteles-Zitat – "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" – weiterhin für sich. Auch dank der Zeit mit Ullmann hätten sie viel Musik im Blut, und das müsse gelebt werden, ist sich das Duo einig.
Info: Die OVD-Single "Was bleibt" inklusive eines Videos wird am Mittwoch, 17. Februar, im Internet unter www.ovd-music.com vorgestellt.



