"Intensiver Mensch und Musiker"

Tod von Stephan Ullmann bewegt - Spendenaktion für neues Album

Musiker rufen zu Spenden auf - Grönemeyer-Bassist Norbert Hamm im RNZ-Interview über Ursachen und Hintergründe

18.06.2020 UPDATE: 19.06.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 51 Sekunden
Ein Bild von früher: Stephan Ullmann (u. r.) mit Norbert Hamm (o. l.), Armin Rühl (o. r.) und Alfred Kritzer (u.l.). Gemeinsam waren sie die „Starboyzz“. Foto: zg

Von Peter Wiest

Mannheim. Es war eine Nachricht, die nicht nur die regionale Musikszene erschütterte, sondern auch viele Fans: Der Gitarrist, Sänger und Produzent Stephan Ullmann ist vergangene Woche überraschend verstorben. Jetzt haben sich die mit Ullmann befreundeten Musiker Armin Rühl (Schlagzeug) und Alfred Kritzer (Keyboards) aus der Grönemeyer-Band sowie der Frankfurter Gitarrist und langjährige Linkedin-Geschäftsführer Till Kaestner im Internet mit einer Spendenaktion an die Öffentlichkeit gewandt.

Alle drei haben sie, ebenso wie viele andere Musiker, oft mit Ullmann zusammen gespielt und auch im Studio mit ihm zusammen gearbeitet. Unter anderem in Rauenberg, wo auch Herbert Grönemeyer selbst Aufnahmen bei ihm machte. Gemeinsam haben sie die Aktion zur Unterstützung von Ullmanns Ehefrau und der beiden Kinder ins Leben gerufen – nicht zuletzt auch, weil damit ermöglicht werden soll, das gerade fertig gewordene neue Album des Sängers und Gitarristen noch zu veröffentlichen.

Die Aktion wird unterstützt von zahlreichen Musikern in und aus der Region – so etwa auch von Herbert Grönemeyers Bassist Norbert Hamm, der lange Jahre in Neckargemünd lebte und ebenfalls mit dem Verstorbenen befreundet war. Im Interview zeigte sich Hamm erschüttert über das Geschehen. Die RNZ erreichte Hamm telefonisch in Berlin.

Norbert, wie hast Du von Stephan Ullmanns Tod erfahren?

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Mich hat Armin Rühl angerufen und mir mitgeteilt, dass Stephan tot ist. Es war ein Stich ins Herz – ein unsagbarer Schmerz, Fassungslosigkeit und Unglaube an das Geschehene, was bis heute anhält.

Wie hast Du Stephan Ullmann als Mensch und Musiker erlebt und in Erinnerung?

Stephan war ein in jeder Hinsicht intensiver Mensch und Musiker. Hingebungsvoll positiv und energetisch. Er war deshalb so beliebt, weil er sehr viel geben konnte – menschlich und musikalisch. In letzter Zeit hatte ich zu ihm nicht mehr so viel Kontakt, da ich mittlerweile in Berlin lebe. Aber ich kann sagen, dass Stephan mit einer schier unglaublichen Energie in den letzten Jahren diverse musikalische Projekte aufgebaut hat, vom Musical über Live-Projekte bis zu seinem eigenen Album. Dies alles sollte jetzt endlich Früchte tragen – und wurde dann durch den Corona-Lockdown total ausgebremst. All seine Projekte hatte er in Eigenregie mit riesigem persönlichem und finanziellem Einsatz in die Wege geleitet. Zudem konnte er nicht mehr seine geliebten Club-Gigs spielen, was ihm auch besonders weh tat.

Wie sollte Stephan Ullmanns Erbe verwaltet und weiter getragen werden?

All seine musikalischen Freunde und seine Familie arbeiten daran, sein letztes Solo-Album zu veröffentlichen und die Einnahmen der Familie zukommen zu lassen.

Kurz vor seinem Tod hat Stephan Ullmann dieses Album noch fertiggestellt, und es war ja bereits veröffentlicht, wurde dann jedoch zurückgezogen. Gibt es da außer finanziellen auch andere Probleme mit der Veröffentlichung?

Ich habe gerade mit unserem Freund und Anwalt gesprochen. Dessen gute Nachricht ist: Es gibt keine Probleme – zumindest nicht mehr.

Wieso ist mit der Veröffentlichung des Albums ein ungewöhnlich hoher finanzieller Aufwand verbunden, den die Familie alleine nicht stemmen kann?

Es ist leider heutzutage nicht mehr so, dass Plattenfirmen oder Verlage Geld in neue Projekte investieren. Also muss man das Ganze in Eigenregie finanzieren, von den Studiokosten bis zu Promo-Aktionen, Social-Media-Videos und anderem mehr. Da kommen sehr schnell hohe Beträge zusammen, die man eben auch über Kredite bedienen muss.

Unter anderem erschwert auch ein Urheberstreit über einen Song von Stephan Ullmann die Veröffentlichung des Albums. Was hat es damit auf sich?

Es ist ja kein Geheimnis mehr, das eine Sängerin Stephan die Rechte an einem Song von seinem neuen Album streitig machte, in dem er den Tod seines Vaters verarbeitete. Stephan hat das sehr mitgenommen, und er hat darauf das komplette Album vom Markt genommen. Wie ich von seinem Anwalt erfuhr, gibt es aber jetzt kein Problem mehr damit, sodass endlich auch dieser Song bei einer Wiederveröffentlichung dabei sein könnte.

Hast Du selbst die neuen Songs bereits gehört?

Leider bisher noch nicht. Aber auch ohne das Album zu kennen, kann ich versichern: Es ist hundert Prozent Stephan Ullmann.

Wer außer Dir und den drei Initiatoren steht noch hinter dieser Spendenaktion?

Eigentlich war klar, dass wir alle helfen wollten. Die schnelle und professionelle Umsetzung dieser Spendenaktion haben wir in erster Linie Stephans gutem Freund Till Kaestner zu verdanken. Nochmal deshalb: Daumen hoch dafür!

Haben Deine Freunde und Du vor, auch musikalisch Abschied von Stephan Ullmann zu nehmen?

Sicher wird das irgendwann geschehen. Wann, wie und wo überlassen wir aber selbstverständlich seiner Familie.

Info: Mit der Spendenaktion soll Stephan Ullmanns Familie unterstützt und es insbesondere ermöglicht werden, dass sein vor seinem Tod fertig gestelltes Album veröffentlicht werden kann. Der Link zum Spendenkonto: https://paypal.me/pools/c/8q2IXtUOI4 

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