Ist der Schlossgarten noch zu retten?
Klimawandel bedroht die historische Anlage in Schwetzingen - Politik reagiert mit Sonderprogramm für Klimafolgenanpassung

Schwetzingen. (sha/lsw) Der Klimawandel bedroht das Kunstwerk Schlossgarten Schwetzingen – Experten warnen vor den Folgen. In der historischen Anlage kommen Bedingungen zusammen, die sie besonders anfällig für Klimaveränderungen machen – fehlendes Grundwasser und ungünstiger Untergrund. Nun soll ein Sonderprogramm für Klimafolgenanpassung im Schwetzinger Schlossgarten helfen – laut einer gemeinsamen Mitteilung haben die Landtagsabgeordneten Barbara Saebel und Manfred Kern (beide Grüne) sowie Karl Klein (CDU) das Gartenerhaltungsprogramm im Finanzausschuss durchgesetzt.
Auch andere historische Gärten kämpften mit ähnlichen Problemen, so etwa Schloss Weikersheim, das Karlsruher Schloss oder auch das Schloss Sanssouci in Potsdam, hatte Gartendenkmalpfleger Hartmut Troll bei einem Vor-Ort-Termin im August betont. "Nirgends aber ist der Klimawandel so massiv wie im Landschaftsgarten Schwetzingen zu spüren", fügte der Landschaftsarchitekt hinzu, der bei den Staatlichen Schlössern und Gärten für die historischen Gärten in der Obhut des Landes zuständig ist.
Der Notstand gilt den alten Bäumen im Landschaftsgarten, den Kurfürst Carl Theodors Hofgärtner Friedrich Ludwig von Sckell in englischem Stil anlegte. "Die Schäden sind dieses Jahr explodiert als Folge der vielen trockenen Sommer und der Rekordtrockenheit 2018", erläuterte Troll. Besonders der Buche mache das zu schaffen. Von den 400 Buchen im Garten gehören 300 zum Altbaumbestand.
Davon ist bereits jede zweite so stark geschädigt, dass sie nicht mehr oder nicht mehr vollständig austreibt. Die Baumkronen sind schütter. Damit gehe der ursprüngliche und typische Baumbestand in den landschaftlichen Partien des kurfürstlichen Gartens verloren, sagte Troll.
Weiterer Grund für den Notstand ist der sandige Untergrund, der die Niederschläge – anders als etwa Lehm – nicht halten kann. "Es gibt keinen Puffer und das Grundwasser ist sehr weit weg von den Bäumen", sagte Troll. Das sei auch der Rheinbegradigung durch den Ingenieur Johann Gottfried Tulla im 19. Jahrhundert geschuldet. Dadurch ist der Grundwasserspiegel abgesunken, etwa sechs Meter tiefer im Vergleich zu jener Zeit, als der Schlossgarten entstand.
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Die geringe Wasserzufuhr macht die Bäume auch weniger resistent gegen Pilzbefall. Vom Pilz heimgesuchte Altbäume können unter normalen Wetterumständen noch lange leben. Unter extremem Trockenstress fehlt ihnen die Kraft, den Pilz zu besiegen. Die Bäume sterben innerhalb weniger Wochen ab. Troll schätzte den Bedarf für die Rettung des Gartenkunstwerks im August auf eine Million Euro.
Jetzt reagiert also die Politik. Um den landschaftlichen Teil des Schwetzinger Schlossgartens zu retten, brauche es Experten zufolge ein Sonderprogramm, um aus den Erkenntnissen der Forschungen mit eigener Gartenpflege Lösungen zu erarbeiten, betont der Grüne Manfred Kern.
"Wir haben daher 200.000 Euro in den Doppelhaushalt eingestellt, um die Bäume im Schwetzinger Schlossgarten an den Klimawandel anzupassen", wird Karl Klein in der Mitteilung zitiert. Die Ergebnisse dieses Pilotprojekts sollen im Erfolgsfall auch auf von Trockenheit gestresste Bäume in anderen Parks und Gärten angewendet werden und somit anderen Kommunen zugutekommen, ergänzt Barbara Saebel.
Bereits jetzt arbeite man im Schlossgarten mit drei Lösungsansätzen: Erstens der Naturverjüngung, die hiesiges Pflanzenmaterial in einer eigenen Baumschule aufzieht. Zweitens mit Pflanzen derselben Art, aber einer anderen Herkunft, die unter trockeneren Bedingungen wächst. Und drittens mit kleinen Maßnahmen wie Wässern, Düngen und Freistellen von Konkurrenz (Büschen und kleinen Bäumen), wenn der Baum noch zu retten ist.
Diese Maßnahmen könnten über das Sonderprogramm nun intensiviert und ergänzt werden durch die Umsetzung aktueller Forschungserkenntnisse.