Schwetzingen

Die Situation im Schlosspark "ist dramatisch"

Trockenheit hinterlässt seine Spuren im Schwetzinger Schlosspark - Viele Bäume abgestorben

26.07.2019 UPDATE: 27.07.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden

Das Leid der Bäume im Schlosspark ist deutlich zu erkennen. Foto: Lenhardt

Schwetzingen. (stek) Es könnte schlimmer kaum sein. Die Schäden durch die Hitze und Trockenheit im Schwetzinger Schlossgarten haben laut Hartmut Troll vom Lehrstuhl für Gartenkunst und Denkmalpflege der Universität Heidelberg ein verheerendes Ausmaß erreicht. 70 bis 80 Prozent der Buchen sind massiv geschädigt oder bereits tot. Immer mehr Bäume und Sträucher verlieren ihre Blätter. "Die Situation im Schlossgarten ist dramatisch", betonte Troll. Diese Effekte seien nicht nur auf die derzeitige Hitzewelle zurückzuführen, denn die Jahre werden immer trockener, und die Niederschlagsmenge nimmt laufend ab.

Gerade die Rheinebene sei aus klimatischer Sicht ein Hotspot, erklärte Troll. Kaum irgendwo in Deutschland steige die Durchschnittstemperatur so rasant wie in dieser Region. Diese beiden Faktoren in Kombination mit den dort vorherrschenden eher sandigen Böden, die kaum Wasser speichern können, "setzten eine verhängnisvolle Spirale in Gang, die unsere Gärten dramatisch verändern wird". Für den Universitätsprofessor steht fest: "Unsere Baumbestände sind am Kippen".

Auch Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, spricht von großen klimabedingten Schäden. Die Situation bei den alten Bäumen hat sich so zugespitzt, dass Hörrmann sich gezwungen sah, eine Warnung auszusprechen. Denn als Folge der anhaltenden Trockenheit und Hitze der vergangenen Jahre steigt die Gefahr, dass Äste abbrechen oder gar abgeworfen werden. Ersterem könne man durch aufmerksame Beobachtung gut begegnen. Doch den Abwurf könne man kaum vorhersehen, so Hörrmann. Zudem führe die Hitze zu hoher Verdunstung, wodurch der Saftstrom die Blätter und Zellen in den oberen Bereichen nicht mehr erreiche. Die Folge: "Äste die noch völlig gesund wirken, werden abgeworfen und fallen zu Boden". Betroffen sind nicht nur kleine Zweige, sondern auch große Äste mit Durchmessern von bis 50 Zentimetern. Diese Gefahr besteht im Schwetzinger Schlossgarten zwar laut Troll noch nicht, in Berlin oder Weimar seien dagegen schon ganze Gartenareale abgesperrt worden.

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Deshalb werden die Gäste gebeten, sich nur auf den markierten Wegen aufzuhalten und keine Rast unter großen Bäumen zu machen. "Sie sind massiv unter Stress und damit auch eine Gefahr", betonte Troll. Momentan denkt man über eine intensivere künstliche Wasserversorgung nach. Auch der Eintrag von Nährwerten, um die Bäume resistenter zu machen, liegt als Option auf dem Tisch. Doch ob das ausreicht, um tatsächlich einen Effekt zu erzielen, können Troll und Hörrmann nicht sagen. Eine weitere Möglichkeit wäre die Pflanzung von hitzeresistenten Bäumen. Dabei könnte man aber mit dem historischen Erbe in Konflikt geraten. Ein Schwetzinger Schlossgarten mit Libanon-Zedern sei ein völlig anderer Garten als mit Buchen, so Hörrmann. "Wir müssen versuchen, so nah wie möglich am historischen Erbe zu bleiben und Baumarten suchen, die dem historischen Bild weitestgehend entsprechen."

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