Der Kahlschlag "ist alternativlos"
Das Regierungspräsidium bleibt hart. Die Mannheimer CDU fordert jetzt ein eigenes Gutachten.

Viele Mannheimer befürchten, dass ihre grüne Oase durch die Rodung von mehr als 1000 Bäumen verloren geht. Foto: Gerold
Von Olivia Kaiser
Mannheim. Eigentlich lief es gerade gut für die Bürgerinteressengemeinschaft (BIG) Lindenhof: Ihre Gutachter Christian Schmidt und Lothar Wessolly dürfen immerhin am Donnerstag, 4. Juli, ihre Ergebnisse bezüglich des Baumerhalts am Mannheimer Rheindamm zwischen Neckarau und Lindenhof im Ausschuss für Umwelt und Technik präsentieren. Nicht wenige Mitglieder des Mannheimer Stadtrats haben mittlerweile Bauchschmerzen, wenn sie an die mögliche Rodung von mehr als 1000 Bäumen denken. Deshalb war die Hoffnung groß, dass es dazu doch Alternativen gibt.
Doch dieser Hoffnung hat das Regierungspräsidium (RP) in Karlsruhe, das für die Sanierung des Rheindamms zuständig ist, einen harten Dämpfer versetzt. Fast zur gleichen Zeit, als die BIG per E-Mail informierte, dass ihre Gutachter im Ausschuss gehört werden, sendete das RP ein mehrseitiges Schreiben an die Mannheimer Stadtverwaltung. Darin macht die Behörde klar: Sie hält an der Baumrodung fest.
Das Schreiben beantwortet kritische Fragen aus dem Mannheimer Rathaus bezüglich der Rheindammsanierung. Das Regierungspräsidium Karlsruhe betont, dass es aus Behördensicht keine Alternativen gibt. Auch die von der BIG vorgeschlagene Lösung mit einer Sicherung durch Stahlspundwänden kommt nicht in Frage. Das RP erklärt, dass die großen Bäume mit ihrem Wurzelwerk im Fall eines Jahrhunderthochwassers den Damm schädigen und einen Bruch begünstigen könnten. Zudem könnten umgestürzte Bäume die Verteidigung des Damms behindern oder gar unmöglich mache, auch weil Rettungskräfte mit schwerem Gerät nicht oder nur langsam zum Damm vordringen könnten. Zum Schutz der Bürger müsse die Dammverteidigung zu jedem Zeitpunkt gewährleistet sein. Bei einem Dammbruch ist nach Angaben der Planungsbehörde damit zu rechnen, dass die Stadtteile Neckarau, Almenhof und Lindenhof innerhalb weniger Stunden bis zu vier Meter unter Wasser stünden. Auch mehrere Industriebetriebe wie das Großkraftwerk wären betroffen. Die BIG wiederum vertritt die Meinung, dass das Wurzelwerk der Bäume den Damm stabilisieren kann.
Die Mannheimer Stadtverwaltung erklärte, die Antwort des Regierungspräsidiums sei aus Sicht der Stadt als Genehmigungsbehörde "nicht zufriedenstellend". Auf die Frage nach den spezifischen örtlichen Gegebenheiten des dem Damm vorgelagerten Waldparks werde nicht eingegangen. Eine detaillierte Auflistung des mutmaßlich betroffenen Baumbestands fehle weiterhin. Der 13,5 Millionen Euro teuren Sanierung würden laut Regierungspräsidium fünf Hektar Wald zum Opfer fallen.
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"Jetzt führt kein Weg mehr vorbei an einem eigenen städtischen Gutachten zur Rheindammsanierung", erklärte der Mannheimer Bundestagsabgeordnete und stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende, Nikolas Löbel. "Jetzt liegt die Antwort des Regierungspräsidiums auf den städtischen Fragenkatalog auf dem Tisch und ist mehr als unbefriedigend. Deshalb müssen wir jetzt als Stadt Mannheim unverzüglich ein eigenes Gutachten in Auftrag geben", so Löbel. Ziel sind Aussagen zu Sanierungsbedürftigkeit und Sanierungsalternativen inklusive Mehrkostenschätzung. Die Stadt brauche eigene Expertise, sagt Löbel, denn das Regierungspräsidium scheine sich gerade von einem partnerschaftlichen Miteinander bei diesem Vorhaben zu verabschieden.
Die CDU-Gemeinderatsfraktion werde in der kommenden Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik den entsprechenden Antrag einbringen, kündigte Nikolas Löbel an. "Ziel des Gutachtens sind Aussagen zu Sanierungsbedürftigkeit und Sanierungsalternativen inklusive einer Mehrkostenschätzung, die den maximalen Hochwasserschutz mit dem maximalen Baumschutz in Einklang bringen."



