Zwei Drittel nutzen das Auto für den Weg zur Arbeit
Forsa-Studie: Berufspendler klagen über Belastungen - 24 Prozent der Pendler benötigen bis zu einer Stunde für den Arbeitsweg

Der Arbeitsweg als Gesundheitsrisiko: Rund sechs Prozent der Befragten gaben körperliche Beschwerden an. Gerade der Zeitaufwand wird als belastend empfunden. Foto: vaf
Von Carsten Blaue
Rhein-Neckar. Wer täglich mit dem Auto im Berufsverkehr feststeckt, der weiß, wie nervenaufreibend das sein kann. Viele Berufspendler empfinden den Weg zur Arbeit als belastend. Das geht aus einer Forsa-Studie hervor, die die AOK-Gesundheitskasse Rhein-Neckar-Odenwald in Auftrag gegeben hatte. Demnach gilt: Je länger der Arbeitsweg ist, desto stärker wird diese Belastung.
Auf immer mehr Beschäftigte wirkt der Zeitaufwand, verbunden mit den Staus zu den Stoßzeiten, unangenehm. Diese gibt es auch, weil landesweit noch immer rund zwei Drittel der rund drei Millionen erwerbstätigen Pendler mit dem Auto unterwegs sind. Wer öffentliche Verkehrsmittel nimmt, stört sich vor allem an vollen Zügen und Bussen. Doch die Studie zeigt auch: Weit mehr die Hälfte der Befragten macht das Beste aus der Situation. So gaben 55 Prozent an, auf dem Weg zur Arbeit Musik zu hören. Weitere 14 Prozent nutzen die Zeit zum Telefonieren, zehn Prozent arbeiten schon unterwegs, und acht Prozent surfen im Internet.

Öffentliche Verkehrsmittel nutzt laut der Studie jeder Zehnte, zwei Prozent sind im überregionalen Bahnverkehr unterwegs. Immerhin acht Prozent legen den kompletten Arbeitsweg mit dem Fahrrad zurück. Motorisierte Zweiräder nutzen nur wenige. Dafür haben acht Prozent einen so kurzen Weg zur Arbeit, dass sie zu Fuß gehen können. Das sind die landesweiten Zahlen.
Regional liegen diesbezüglich noch keine aktuellen statistischen Werte vor, wie RNZ-Anfragen beim Verband Region Rhein-Neckar sowie bei der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar ergaben. Lediglich über die Ein- und Auspendlerströme gibt es Aufschluss, und zwar durch das Statistische Landesamt. Es überrascht nicht, dass deutlich mehr Erwerbstätige aus ländlichen Räumen der Metropolregion in die Städte und Arbeitsmarktzentren pendeln als umgekehrt. So weist die Statistik für Mannheim und Heidelberg deutliche Einpendlerüberschüsse aus, während es im Rhein-Neckar-Kreis und im Neckar-Odenwald-Kreis teils deutliche Auspendlerüberschüsse gibt.
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Heidelberg ist im Vergleich der Landkreise und kreisfreien Städte sogar auf Platz zwei beim sogenannten "Pendlersaldo pro 1000 Arbeitsplätze" - und das hinter Ulm und vor Stuttgart. Demnach pendeln 644 Arbeitnehmer pro 1000 Arbeitsplätze in Heidelberg täglich ein oder aus. In Mannheim beträgt das Pendlersaldo 489 Arbeitnehmer pro 1000 Arbeitsplätze. Umgekehrt pendeln im Neckar-Odenwald-Kreis laut Statistischem Landesamt von 1000 Erwerbstätigen zwischen 100 und 200 zur Arbeit über die Kreisgrenze; im Rhein-Neckar-Kreis sind es sogar mehr als 200.
Die Zahlen bestätigen, dass die Ballungsräume mit großem Arbeitsplatz-Angebot und guter Verkehrsanbindung Berufspendler aus einem weiteren Umkreis anziehen. Das geht auch aus einem Blick auf Städte mit großen Arbeitgebern im Rhein-Neckar-Kreis hervor, wie Walldorf, Weinheim oder Wiesloch.
Rund 64 Prozent der befragten Arbeitnehmer, die pendeln müssen, sind weniger als 30 Minuten unterwegs. 24 Prozent brauchen bis zu einer Stunde und acht Prozent noch länger - wobei Frauen meist einen kürzeren Arbeitsweg haben als Männer.
40 Prozent aller Studienteilnehmer fühlen sich durch den Zeitaufwand für den Arbeitsweg stark eingeschränkt. Laut Auswertung monieren sie sogar, dass deshalb Familie und Freunde zu kurz kommen. Über körperliche Beschwerden sowie über Stress-Symptome wie Herzrasen oder Schweißausbrüche klagten sechs Prozent der Befragten. Dennoch ziehen laut Forsa die Wenigsten einen Umzug oder einen Wechsel des Arbeitgebers in Betracht. Zumal das Pendeln immer mehr zum Alltag wird. Waren es im Jahr 2007 noch 56,2 Prozent der Erwerbstätigen, die zu einem Arbeitsort in einer anderen Gemeinde fuhren, ist ihre Anzahl bereits auf 58,1 Prozent gestiegen.