Verkehrsstaus stressen Pendler zunehmend
Die gefühlte Belastung durch den Arbeitsweg hat tendenziell zugenommen - 185.000 Berufspendler im Stadt- und Landkreis Heilbronn

Verkehrsstaus sorgen für Stress: Die Pendler im Großraum Heilbronn sind laut Forsa-Umfrage hiervon besonders betroffen. Foto: Endres
Heilbronn. (rnz) 40 Prozent der Erwerbstätigen in Baden-Württemberg empfinden ihren Weg zur Arbeit als Belastung. Je länger die Fahrt zum Arbeitsplatz dauert, desto eher verursacht sie Stress bei Berufspendlern. Häufig sind Staus die Ursache. Zu diesen Ergebnissen kommt eine von der AOK in Auftrag gegebene repräsentative Forsa-Umfrage unter Erwerbstätigen im Land. Besonders betroffen davon ist auch die Region Heilbronn mit Dauerstaus an den Baustellen der A 6.
Viele Einpendler nach Heilbronn-Stadt und Neckarsulm leiden darunter, denn beide Städte zählen zu den 15 größten Arbeitsmarktzentren in Baden-Württemberg. Aber auch die örtlichen Auspendler, die in der Region Ludwigsburg und Stuttgart ihre Arbeitsstelle haben und oft auf der A 81 stehen, sind deshalb "stressgeplagt".
Wer in Heilbronn oder Neckarsulm arbeitet, kennt die morgendliche Hetze: Früh los, um pünktlich zu sein. Denn täglich grüßt das Murmeltier in Form von langen Staus auf der A 6 und den Ampeln der Stadteinfahrten. In der Stadt Heilbronn leben nach aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes neben 35.785 Erwerbstätigen, die in der Wohngemeinde arbeiten, auch 24.835 Auspendler, die zumeist Richtung Stuttgart unterwegs sind. Diesen stehen täglich 52.350 Einpendler gegenüber.
In Neckarsulm arbeiten 6401 Menschen in ihrer Wohngemeinde und 7375 Einwohner sind Auspendler. Insbesondere durch die Audi-Werke beträgt die Zahl der Einpendler 32.686.
Weitere Gemeinden der Region mit einem deutlichen Einpendler-Plus sind Abstatt (4501 Ein- und 1899 Auspendler), Güglingen (2862 Ein- und 1845 Auspendler), Ingelfingen (3121 Ein- und 1965 Auspendler), Öhringen (7483 Ein- und 6801 Auspendler) sowie Waldenburg mit (3347 Ein- und 1079 Auspendlern).
Zur Hauptverkehrszeit und durch Baustellen sind Staus und damit Pendler-Stress ein Alltagsproblem auf den Straßen der Region. Vom Landkreis Heilbronn pendeln der Statistik zufolge täglich 62.744 Erwerbstätige in einen anderen Kreis, und 52.257 Beschäftigte pendeln ein. Auspendler aus der Stadt Heilbronn sind es täglich 24.444 und Einpendler 43.991.
Laut Forsa-Studie ist das Auto für mehr als zwei Drittel (67 Prozent) der Erwerbstätigen das bevorzugte Verkehrsmittel zur Bewältigung ihres Arbeitswegs. Nur etwa jeder Zehnte nutzt Bus, U- oder S-Bahn, Straßenbahn beziehungsweise Regional- und Fernzug. Noch seltener fahren die Arbeitnehmer mit dem Fahrrad oder gehen zu Fuß (jeweils acht Prozent). Die Mehrheit (64 Prozent) benötigt weniger als 30 Minuten, um zum Arbeitsplatz zu gelangen. Etwa ein Viertel (24 Prozent) ist 30 Minuten bis eine Stunde unterwegs, und knapp jeder Zehnte hat einen Arbeitsweg von mehr als einer Stunde.
Je länger der Weg, desto höher ist die empfundene Belastung. 42 Prozent derjenigen, die länger als 30 Minuten unterwegs sind, fühlen sich "sehr stark" oder "ziemlich stark", weitere 30 Prozent empfinden sich als "schwach" belastet". Im Vergleich zu einer Forsa-Studie der AOK Baden-Württemberg von 2015 hat die gefühlte Belastung durch den Arbeitsweg tendenziell zugenommen. Laut Statistischem Landesamt pendeln täglich rund 3,2 Millionen Erwerbstätige in Baden-Württemberg zur Arbeit.
Unter typischen Stress-Symptomen wie Nervosität, Herzrasen oder Schweißausbrüchen leiden sechs Prozent der Befragten. Auch Pendler können von einer gesunden Lebensweise profitieren, insbesondere mit Blick auf Ernährung, ausreichend Bewegung, Schlaf und Pausen. Entlastung von ihrem Pendler-Stress versprechen sich 27 Prozent durch häufigere Arbeit von zuhause aus. 18 Prozent würden eine Fahrgemeinschaft in Erwägung ziehen.