Pendler im Neckar-Odenwald-Kreis

Wenn der Weg zur Arbeit zur Belastung wird

Immer mehr Berufspendler im Odenwald - Die meisten sind mit dem Auto unterwegs

10.01.2018 UPDATE: 11.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden

Zwei Drittel aller Pendler fahren mit dem Auto zur Arbeitsstelle (unser Foto). In Buchen gibt es weit mehr Auspendler als Einpendler. Foto: dpa

Buchen/Mosbach. Der Arbeitsmarkt boomt in Baden-Württemberg und gerade auch in der Kurpfalz - und immer mehr Menschen pendeln von ihrem Wohnort zur Arbeit in eine andere Stadt oder Gemeinde. Mittlerweile sind es mehr als drei Millionen Pendler täglich im Bundesland. Die meisten von ihnen sind dabei allerdings weniger als 30 Minuten unterwegs - und mehr als zwei Drittel absolvieren diese Strecke mit dem Auto.

Als Belastung empfinden den Arbeitsweg 40 Prozent der Erwerbstätigen im Lande - und nicht wenige fühlen sich durch den dafür nötigen Zeitaufwand stark belastet oder beklagen sogar, dass deshalb Familie und Freunde zu kurz kommen. Dies geht aus einer neuen Forsa-Studie zum Thema Berufspendeln hervor, die im Auftrag der AOK Baden-Württemberg erstellt wurde.

Waren es im Jahr 2007 noch 56,2 Prozent der Erwerbstätigen, die zu einem Arbeitsort in einer anderen Gemeinde pendelten, ist diese Anzahl bis 2015 bereits auf 58,1 Prozent gestiegen. Entsprechend sank die Anzahl derjenigen, die unmittelbar an ihrem Wohnort arbeiten, von 43,8 auf 41,9 Prozent.

Signifikant und wenig überraschend ist, dass deutlich mehr Erwerbstätige aus dem ländlichen Raum in die großen Städte und Arbeitsmarktzentren pendeln als umgekehrt. So weist die Statistik hier deutliche Einpendlerüberschüsse in den beiden großen Städten Heidelberg und Mannheim aus - während es im Rhein-Neckar-Kreis und im Neckar-Odenwald-Kreis deutliche Auspendlerüberschüsse gibt. Heidelberg ist im Vergleich der Landkreise und kreisfreien Städte sogar auf Platz 2 beim Pendlersaldo pro 1.000 Arbeitsplätze, hinter Ulm und vor Stuttgart.

Denn 644 Arbeitnehmer pro 1000 Arbeitsplätze pendeln in Heidelberg täglich ein oder aus. In Mannheim beträgt das Pendlersaldo 489 Arbeitnehmer pro 1000 Arbeitsplätze. Umgekehrt pendeln im Neckar-Odenwald-Kreis laut Statistischem Landesamt von 1000 Erwerbstätigen zwischen 100 und 200 zur Arbeit über die Kreisgrenze; im Rhein-Neckar-Kreis sind dies sogar mehr als 200. Konkret gibt es in Buchen3 808 Einpendler, hingegen aber 4 368 Auspendler. In Mosbach sind es 10.935 Einpendler und 5103 Auspendler.

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Fakt ist also: Die Ballungsräume mit großem Arbeitsplatz-Angebot und guter Verkehrsanbindung ziehen Berufspendler aus einem weiteren Umkreis an.

Wie aus der Forsa-Studie im Auftrag der AOK weiter hervorgeht, sind 64 Prozent der befragten Erwerbstätigen weniger als 30 Minuten zur Arbeit unterwegs. Für weitere 24 Prozent beträgt die erforderliche Zeit bis zu einer Stunde - acht Prozent haben einen noch längeren Arbeitsweg. Frauen haben, so ein weiteres Ergebnis, meist einen kürzeren Arbeitsweg als Männer.

Zwei Drittel aller erwerbstätigen Pendler fahren mit dem Auto zur Arbeit. Jeder zehnte nutzt öffentliche Nahverkehrsmittel wie Bus, U-Bahn oder Straßenbahn; zwei Prozent den Zug. Immerhin acht Prozent legen den kompletten Arbeitsweg mit dem Fahrrad zurück: Einige wenige mit Motorrad, Mofa oder Moped - und weite acht Prozent gehen die Strecke zu Fuß.

Die Belastung, die dadurch empfunden wird, steigt klar mit der Länge des Arbeitswegs, wie aus der Studie weiter hervorgeht. Darüber hinaus empfinden dies im Vergleich zu früheren Studien immer mehr Pendler als unangenehm. Belastungsfaktoren sind vor allem Verkehrsstaus auf den Straßen, der eigentliche Zeitaufwand selbst für den Arbeitsweg sowie Verspätungen, aber auch Überfüllung bei öffentlichen Verkehrsmittel. Oft kommen gleich mehrere dieser Faktoren zusammen.

Entlastung könnte nach Aussagen der Befragten eventuell Arbeiten von zu Hause aus (Homeoffice) schaffen - einen Umzug oder einen Wechsel des Arbeitgebers ziehen dagegen die wenigsten in Betracht.

Über körperliche Beschwerden aufgrund des Arbeitswegs-Aufwands und über Stress-Symptom wie Herzrasen oder Schweißausbrüche klagen sechs Prozent der Befragten. Die meisten empfinden das Pendeln allerdings nicht so schlimm: 55 Prozent hören Musik auf dem Weg zur Arbeit; 14 Prozent nutzen die Zeit zum Telefonieren; zehn Prozent erledigen bereits auf dem Weg berufliche Arbeit; acht Prozent surfen im Internet.

Die AOK empfiehlt gegen Stress auf dem Arbeitsweg ihr Programm "Lebe Balance". Dessen generelles Ziel ist es, die Anfälligkeit für psychische Störungen zu senken.

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