Darum könnte sich der Sanierungs-Start um ein Jahr verschieben
Handwerker würden dann erst Mitte 2022 anrücken – Probleme bei der Ausschreibung der Arbeiten

Rund 240 Millionen Euro werden als Baukosten veranschlagt. Foto: Gerold
Von Olivia Kaiser
Mannheim. Theaterfreunde freuen sich auf den Beginn der Spielzeit im Mannheimer Nationaltheater, die am Samstag, 14. September, mit dem großen Theaterfest eröffnet wird. In diese Vorfreude platzte jetzt die Nachricht, dass für die dringend nötige Generalsanierung des Hauses ein Aufschub droht. Der "Mannheimer Morgen" berichtete, dass sich der Beginn der Arbeiten um ein Jahr von Mitte 2021 auf Mitte 2022 verschieben könnte. Ein Grund sei die schwierige Ausschreibung.
"Bei der Gesamtmaßnahme der Generalsanierung des Nationaltheaters Mannheim handelt es sich um ein komplexes Großprojekt. Eine solche Maßnahme muss sehr gut vorbereitet und in allen Teilbereichen aufeinander abgestimmt sein", erklärte Kulturbürgermeister Michael Grötsch (CDU) auf Anfrage der RNZ. Ob der Starttermin tatsächlich verschoben werden müsse, sei aber noch nicht sicher. "Das prüfen wir aktuell. Nach Abschluss aller Planungen werden wir entscheiden können und dann darüber informieren."
Die geplante Bauzeit von vier Jahren verlängere sich durch eine Verschiebung aber nicht. Geprüft wird derzeit auch, ob ein Generalunternehmer die gesamte Sanierung schultert oder ob das Mammutprojekt auf mehrere Firmen verteilt wird. Auch die übervollen Auftragsbücher der Baufirmen haben einen Einfluss auf den Zeitplan.
Für den Spielbetrieb hat die einjährige Verschiebung – sollte sie wirklich kommen – jedoch keine Auswirkungen, da die baurechtliche Genehmigung für den Theaterbetrieb noch bis zum 31. Dezember 2022 läuft. "Wir liegen im Zeitplan, auch wenn die Sanierung erst 2022 starten sollte", betonte Grötsch. "Für die Besucher des Nationaltheaters bedeutet dies, dass der Spielbetrieb weiterhin wie gewohnt stattfinden kann und mit Beginn der Sanierung nahtlos in den Ersatzspielstätten fortgeführt werden wird."
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Ein ehemaliges Kino auf dem Franklin-Gelände wird während der Generalsanierung zur Bühne für Schauspiel und die "Tonbandabende" des Tanzes. Im Studio Werkhaus geht der Spielbetrieb während der Generalsanierung wie gehabt mit dem Schauspiel weiter. Auch kleinere Veranstaltungsformate in der Lobby Werkhaus oder im Casino werden weiterhin an diesen Orten stattfinden.
Das Junge Nationaltheater ist nicht tangiert, da die Vorstellungen in der Alten Feuerwache stattfinden. Schwieriger gestaltet sich die Suche nach einer Ersatzspielstätte für die Oper. Im RNZ-Sommerinterview hatte Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) dazu erklärt, dass es im Vergleich zum Schauspiel deutlich schwieriger sei, während der langen Schließzeit Neuproduktionen und das Repertoire der Oper zu zeigen.
Fest steht laut dem Spielzeitheft 2019/2020 bis jetzt, dass zwei Neuinszenierungen im Rokoko-Theater Schwetzingen gespielt werden. Schon seit einiger Zeit verhandeln Stadt und Nationaltheater mit den Verantwortlichen des Pfalzbaus in Ludwigshafen. Obwohl sich der Dialog länger hinzieht, als ursprünglich gedacht, führe man "gute und konstruktive Gespräche", so Kurz, der im RNZ Interview betonte, dass er noch in diesem Jahr mit einer Einigung in der Sache rechne. Das bestätigte jetzt noch einmal die Sprecherin von Kultur-Bürgermeister Michael Grötsch.
Auch die Freunde und Förderer des Nationaltheaters sehen keinen Grund zur Beunruhigung. "Wenn eine Verschiebung günstiger für das Gesamtprojekt ist, dann unterstützen wir das", sagte der Fördervereinsvorsitzende Achim Weizel.
Bei der Sanierung geht es um die Modernisierung des denkmalgeschützten Hauses, vor allem was Brandschutz und Technik betrifft. Zudem wird ein neuer Orchesterprobensaal gebaut, der den heutigen Anforderungen entspricht, und es soll ein offenes Foyer entstehen. Die Baukosten werden auf 240 Millionen Euro geschätzt, hinzu kommen etwa 12,5 Millionen für die Ersatzspielstätten.
Vom Bund gab es für die Sanierung einen Zuschuss von 80 Millionen Euro, vom Land eine Finanzspritze in Höhe von 40 Millionen Euro. Die restliche Summe muss die Stadt Mannheim schultern.



