Claudia Roth bringt 120 Millionen von Bund und Land für die Sanierung
Mittlerweile werden die Kosten für die auf circa fünf Jahre angesetzte Sanierung auf rund 287 Millionen Euro geschätzt.

Von Olivia Kaiser
Mannheim. "Es ist eine Freude und Ehre für mich, an diesem besonderen Ort zu sein", ruft Claudia Roth (Grüne) auf der Bühne des Schauspielhauses. "Dieses Gebäude ist ein lebendiges Denkmal für Theaterkultur und Theaterarchitektur." Gemeinsam mit der neuen Kulturministerin Baden-Württembergs, Petra Olschowski (Grüne), ist die Staatsministerin für Kultur und Medien am Mittwochabend ins Nationaltheater gekommen, um den Scheck für die millionenschwere Förderung von Bund und Land für die Generalsanierung zu übergeben.
80 Millionen Euro sei eine große Summe, das müsse sie als Schwäbin doch sagen, scherzt die aus Ulm stammende Claudia Roth, um ernst hinzuzufügen: "Es lohnt sich, möglich zu machen, dass hier weiter Theatergeschichte geschrieben werden kann." Man sei sich der "gewaltigen Zahlen" bewusst, so Oberbürgermeister Peter Kurz. Immerhin sei es für die Stadt die größte Investition ihrer jüngeren Geschichte.
Es war eine freudige Überraschung, als Ende Juni 2018 bekannt wurde, dass der Bundestag aufgrund eines Beschlusses des Haushaltsausschusses Mittel für die Sanierung des Nationaltheaters in Höhe von 80 Millionen Euro als Zuschuss zur Verfügung stellt. Drei Monate später bewilligte das Land Baden-Württemberg einen Zuschuss in Höhe von 40 Millionen Euro. Somit waren 50 Prozent der damals anvisierten Kosten von 240 Millionen Euro in trockenen Tüchern.
Der Vorgang ist einmalig, denn beim Nationaltheater handelt es sich um ein kommunales und nicht um ein Staatstheater – normalerweise gibt es da keine Förderung, wie Petra Olschowski betont. Doch im Hinblick auf das Spielhaus und die Mannheimer Theatertradition mit "fantastischen Inszenierungen", sei es für das Land am Ende einfach gewesen, diesen Schritt zu gehen.
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Mittlerweile werden die Kosten für die auf circa fünf Jahre angesetzte Sanierung auf rund 287 Millionen Euro geschätzt – und das sind nur die reinen Sanierungskosten. Die Anmietungs- und Ertüchtigungskosten für die Ersatzspielstätten schlagen noch einmal mit knapp 32 Millionen Euro zu Buche. Ob sich die vor dem Ukrainekrieg, der Energiekrise und den massiven Baupreissteigerungen errechneten Summen halten lassen, ist fraglich. "Wir haben eine gesicherte Planung und müssen sehen, was bei den Ausschreibungen herauskommt", sagt Peter Kurz.
Das Spielhaus am Goetheplatz entstand zwischen 1955 und 1957 nach einem Entwurf des Architekten Gerhard Weber und ist heute denkmalgeschützt. Das Haus ist in die Jahre gekommen, eine Überholung ist unumgänglich, ansonsten würde am 31. Dezember dieses Jahres die Betriebserlaubnis erlöschen. Bei der Sanierung geht es daher vor allem um die Modernisierung des Theaterhauses, was Brandschutz, Technik sowie Arbeits- und Betriebssicherheit betrifft. Zudem wird ein neuer Orchesterprobensaal gebaut, der den heutigen Anforderungen entspricht, und es soll ein offenes Foyer entstehen. Auch Wände, Decken und Böden in Opern- und Schauspielhaus werden nach den Richtlinien des Denkmalschutzes erneuert.
Das Haus selbst beeindruckt nach wie vor mit seiner Architektur und Struktur, von der Claudia Roth und Petra Olschowski gleichermaßen schwärmen. "Es ist ein fantastischer Bau", betont auch Peter Kurz. Deshalb ist auch nicht vorgesehen, an der Struktur etwas zu verändern. Opern- und Schauspielhaus bleiben in ihrer Dimension und Anordnung unangetastet. Sogar das Design der Stühle, die auf einer Stahlstütze stehen, wird beibehalten.
Olschokswi zeigt sich auch von der Interimslösung mit mehreren Ersatzspielstätten angetan: "Das Haus mit seiner Offenheit und seiner offenen Fassade öffnet sich hin zu den Stadtteilen und spricht damit eine ganz neue Klientel an. Das ist eine große Chance", erklärt sie.




