Schlossparkkonzert Weinheim: Der Graf verabschiedete sich mit roten Rosen
Elektrorockband "Unheilig" gastierte auf ihrer Abschiedstournee im Weinheimer Schlosspark - Am Ende mit einer Hommage an Hildegard Knef.

Der Graf gab noch mal alles: Der Interpret und seine Band Unheilig machten auf ihrer Abschiedstournee in Weinheim Station. Nach 16 Jahren im Rampenlicht wollen sich die Musiker künftig verstärkt ihren Familien widmen, wie Der Graf seinen Fans erzählte. Foto: Dorn
Von Philipp Weber
Weinheim. Sonntagabend im Weinheimer Schlosspark: Die letzte Vorband verlässt die Bühne, Helfer räumen Kulissen um und schrauben Mikros fest - und aus den Lautsprechern tönt die Stimme von Hildegard Knef: "Für mich soll’s rote Rosen regnen." Schon jetzt ahnt man: Mit dem Aachener Sänger und Songschreiber "Der Graf" und der Elektrorockband Unheilig sind Interpreten gekommen, die viel von Stil und guten Manieren halten.
Und dann läuft der Countdown, dröhnt die Schiffshupe, wummern die Bässe - und der Graf stürmt unter dem Jubel der etwa 7500 Zuhörer auf die Bühne. Nach dem ebenfalls umjubelten Weinheim-Auftritt der Deutsch-Pop-Band Pur am Abend zuvor ist mit der Performance von Unheilig am Sonntag der zweite Höhepunkt der Schlossparkkonzerte erreicht. Das Publikum macht begeistert mit.
Apropos Countdown: "Hinunter bis auf Eins" macht den Opener - und der Graf breitet unter dem Applaus der Fans die Arme aus wie Flügel. Für den größten Teil der Zuschauer dürfte es das letzte Unheilig-Konzert gewesen sein. Die Band ist auf Abschiedstournee, der Tourname ist Programm: "Ein letztes Mal". Nach Saarbrücken ist Weinheim die zweite Station. Danach geht’s weiter, quer durch die Republik - ehe 16 Jahre Unheilig am 10. September im Kölner Fußballstadion enden.
"Das halten wer’ aus - oder sind wer’ aus Zucker", ruft der Graf in breitem Rheinisch, als zwischendurch ein paar Regentropfen fallen. Die Sonne kommt wieder, und es folgt der getragene Song "Unter Deiner Flagge", den der Graf für seine Mutter geschrieben hat. Bevor es mit dem Partylied "Mein Leben ist die Freiheit" einen Vorgeschmack auf die womöglich letzten Werke von Unheilig gibt: Die Band will zum Abschluss noch ein Album herausbringen, "Von Mensch zu Mensch" soll es heißen. Das passt: Obwohl es an diesem zweiten Konzertabend deutlich rockiger zugeht als auf dem Pur-Konzert, kommt das Publikum auch jetzt sehr gediegen daher. Vom (Grafen-)Puppen schwingenden Kind auf den Schultern seines Vaters bis hin zur Rentnerin ist alles dabei.
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Auch Weinheimer Stadtprominenz - etwa Feuerwehrchef Reinhold Albrecht oder OB-Ehefrau Gudrun Tichy-Bernhard - kommen aufs Festivalgelände. Vielleicht ergänzen auch sie lauthals eines der deutschen Sprichwörter, die Unheilig in "Die Weisheiten des Lebens" heruntersingt. "Ihr seid der Hammer", ruft der Graf: "Das hier ist ein wunder-, wunderschönes Ambiente." Nach jedem Song wirft er Handküsse ins Publikum. Und das schwingt zu Tausenden die Arme, als Unheilig "Es ist Zeit zu gehen" anspielt. Auf den Bildschirmen an den Bühnenrändern flimmert die Bandhistorie vorüber.
Der Graf springt auf den Laufsteg ins Publikum, schwenkt eine große Unheilig-Flagge. Aber Schluss ist noch lange nicht, im Gegenteil: der Zugabeblock nimmt bestimmt ein Drittel des Konzerts ein. Und für Situationen wie diese hat sich die Band etwas einfallen lassen: Mit seiner unvergleichlich sonoren Stimme, in Begleitung des Bandpianisten, stimmt der Graf "Für mich soll’s roten Rosen regnen" an - um danach mit seinem Hit "Maschine" Gas zu geben und den Schlosspark zum Beben zu bringen.
Die Fans sind verzweifelt-glücklich: "Nein, ihr kummet wieder", brüllt ein kräftiger Kurpfälzer gen Bühne, als sich der Graf mit hörbar bewegter Stimme für 16 Jahre Unterstützung bedankt. Sie kommen nicht mehr. Am Ende heißt es auch im letzten Lied: "Der Vorhang fällt."















