Q6/Q7-Eröffnung: Nicht in allen Einkaufszentren der Region läuft es rund

Rhein-Galerie und Rhein-Neckar-Zentrum mit starker Kundenfrequenz - Weinheim Galerie wechselt den Besitzer - Viele Heilbronner blicken verächtlich auf Stadtgalerie

27.09.2016 UPDATE: 29.09.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 39 Sekunden

Die Rhein-Galerie in Ludwigshafen ist im September 2010 eröffnet worden. Foto: vaf

Rhein-Neckar. (alb/dut/ger/sha/web) Wie lukrativ und erfolgreich sind große Einkaufstempel? Die RNZ hat die Eröffnung von Q6/Q7 zum Anlass genommen, sich in der Region umzuschauen. Meistens laufen die Geschäfte. Doch es gibt auch Schattenseiten.

> Rhein-Galerie, Ludwigshafen: Sie ist seit ihrer Eröffnung im September 2010 der Anziehungspunkt schlechthin in Ludwigshafen. In der zweigeschossigen Mall reihen sich 130 Geschäfte, Cafés und Restaurants mit 1200 Jobs auf 30.000 Quadratmetern Fläche. Trotz eines breiten Angebots in zahlreichen Branchen liegt der Schwerpunkt auf Mode. Angesprochen werden eher jüngere Leute; der Laden der Trendmarke Hollister übt eine fast magische Anziehungskraft auf sie aus.

"Wir gehen von 15.000 Besuchern pro Tag aus, die ganz gezielt zum Einkaufen zu uns in die Rhein-Galerie kommen", sagt Center-Manager Christoph Keimes. Damit seien die Erwartungen derzeit erfüllt. Besonders freut Keimes, dass jeder vierte Einkäufer von der rechtsrheinischen Seite kommt. Momentan gebe es in dem Einkaufszentrum bei 130 Läden nur drei Leerstände, das entspreche weniger als zwei Prozent der Fläche. Keimes spricht in diesem Zusammenhang von einem natürlichen Fluktuationsprozess. Er geht davon aus, dass sich auf den freien Flächen innerhalb des nächsten halben Jahres wieder "interessante Geschäfte" ansiedeln. Das Mannheimer Q6/Q7 sieht Keimes weniger als Konkurrenz. Lieber nennt er den Shoppingtempel einen zusätzlichen Wettbewerber. Das dortige Angebot sei zu 80 Prozent nicht mit jenem in der Rhein-Galerie vergleichbar. Lediglich im Mode-Sektor gebe es Überlappungen.

Betrieben wird die Rhein-Galerie vom Hamburger Projektentwickler ECE, der in 14 Ländern knapp 200 Shoppingcenter führt. Insgesamt 21.000 Einzelhandelsvermieter erwirtschafteten nach Firmenangaben auf einer Verkaufsfläche von mehr als sieben Millionen Quadratmetern einen Jahresumsatz von 23 Milliarden Euro.

> Weinheim Galerie: Das Shoppingcenter im Herzen Weinheims soll seit 2010 Kunden in die Zweiburgenstadt locken. Dem Bau des Centers mit einer Verkaufsfläche von rund 10.000 Quadratmetern war ein Deal vorausgegangen: Die Hamburger Firma DC Commercial baute, während die Stadt einen Teil des Gebäudes anmietete. Eigentlich keine schlechte Idee - doch in der Gesamtbilanz überwiegen die Grautöne: Einerseits hat die Galerie das 2001 geschlossene "Kaufhaus Birkenmeier" weitestgehend adäquat ersetzt und bildet darüber hinaus das Entree für Weinheims Fußgängerzone. Andererseits hatte DC Commercial in Weinheim bis zuletzt mit Leerständen, Mieterwechseln und der Konkurrenz zu kämpfen: Nur wenige Autobahnkilometer weiter lockt das Viernheimer Rhein-Neckar-Zentrum mit kostenlosen Parkplätzen.

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Als der Ankermieter C&A von 2015 an peu à peu die Segel strich, sah der Investor die Chance zum Neuanfang. Mehrere kleine Anbieter wurden versetzt oder gekündigt, den Platz von C&A soll noch in diesem Herbst "Modepark Röther" einnehmen. Auch auf den kleineren Flächen will das Management verstärkt auf (Marken-)Qualität setzen. DC Commercial wird die Neuerungen aber nur noch zum Teil begleiten. Der Investor gab im Juni überraschend bekannt, die Weinheim Galerie an die R+V-Versicherungsgruppe verkauft zu haben. Über den Preis schwiegen sich die Beteiligten aus.

> Rhein-Neckar-Zentrum, Viernheim: Das am 31. August 1972 eröffnete Einkaufszentrum in der südhessischen Stadt wird laut Centermanagement - seit 1998 der Hamburger Projektentwickler ECE - täglich von fast 26.000 Menschen besucht. Ein großes Plus ist die günstige Verkehrslage: Direkt am Viernheimer Autobahnkreuz gelegen, erreicht man das Center über die A 659 problemlos aus allen Richtungen. Hier gibt es auf einer Verkaufsfläche von rund 60.000 Quadratmetern 110 Geschäfte und 3800 kostenlose Parkplätze. Das Gesamteinzugsgebiet gibt das Management mit über 1,5 Millionen Menschen an. Fast 325.000 Menschen leben demnach im Naheinzugsgebiet des Centers mit einer Fahrzeit von fünf bis 15 Minuten. Das Rhein-Neckar-Zentrum bietet aktuell rund 1200 Arbeitsplätze.

> Stadtgalerie, Heilbronn: Als das Einkaufszentrum in der Innenstadt im Frühjahr 2008 eröffnete, strömten 25.000 Besucher in den Neubau. Zu den Gästen bei der Premierenfeier zählte auch der damalige Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU). Doch die 13.000 Quadratmeter große Stadtgalerie stieß nicht nur auf Gegenliebe. Von vielen Heilbronnern verächtlich "Ufo" genannt, wirkt das moderne Gebäude, das zwischen zwei Häuserzeilen gequetscht wurde, tatsächlich etwas deplatziert. Der Bau kostete 100 Millionen Euro.

Die ECE stellt das Center-Management und hat Verträge mit den 75 Geschäftsbetreibern auf drei Stockwerken abgeschlossen. In den ersten Jahren nach der Eröffnung mussten einige Mieter Insolvenz anmelden, da die Verkaufszahlen deutlich unter der Prognose lagen. Ein stetiger Wechsel von Geschäften war die Folge. Mittlerweile sind kaum noch Mieter der ersten Stunde in der Stadtgalerie anzutreffen. Aktuell gibt es auch zwei Leerstände.

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