Handelsverbandschef zu Q6/Q7: Heidelberg muss sich nun anstrengen
Droht der Mannheimer City ein langsames Ausbluten, wie der in Ludwigshafen nach dem Bau der Rhein-Galerie am Flussufer.

Swen Rubel, Geschäftsführer des Handelsverbands Nordbaden. Foto: Privat
Von Alexander Albrecht
Mannheim. Swen Rubel gefällt das Konzept von Q6/Q7. Der neue Mannheimer Einkaufstempel liege zentral und werde dank der "offenen" Bauweise seiner drei Gebäude bewusst an die übrige Innenstadt angebunden, sagt der Geschäftsführer des Handelsverbands Nordbaden gegenüber der RNZ. Die Kunden würden nicht wie bei Centern in Randlagen "eingesaugt" und "festgehalten", sondern könnten innerhalb kurzer Zeit auch in der Fressgasse oder den Planken bummeln gehen.
Ein warnendes Beispiel ist Ludwigshafen: In der Chemiemetropole hat die Rhein-Galerie am Flussufer zu einem langsamen Ausbluten der City geführt. Geschäfte sind in das große Einkaufszentrum umgezogen und haben schmerzliche Lücken hinterlassen. Es sei offensichtlich, so Rubel, dass die Rhein-Galerie der City kaum genutzt habe.
Ein unerwünschter Verdrängungseffekt, der auch der Mannheimer Innenstadt droht? Werden dort die anderen Geschäfte unter Q6/Q7 leiden und ihre Umsätze einbrechen? Rubel hat sich intensiv mit dieser Frage beschäftigt und stellt eine Rechnung auf: "Der Umsatz des Handels in der Innenstadt muss um 25 Prozent gesteigert werden, damit von den neuen Flächen alle Läden profitieren, also auch die in den Planken, der Fressgasse oder in der Breiten Straße." Dazu bedarf es allerdings deutlich mehr Kunden von auswärts.
Das Problem: Die Zufahrtswege nach Mannheim sind aktuell durch Brückenarbeiten und besonders ab 2020 durch den Abriss und Neubau der Hochstraße Nord erheblich erschwert (die RNZ berichtete). "Die Baustellen an den Hauptverkehrsadern sind ein enormes Hindernis", sagt Rubel. Und sicher wird auch der Einzelhandel in den beiden Nachbargroßstädten seine Kundschaft nicht kampflos ziehen lassen.
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Wobei sich Heidelberg wegen Q6/Q7 "etwas einfallen" lassen und seine eigenen Stärken noch mehr als bisher herausstellen müsse, ist Rubel überzeugt. Generell würden die "guten Oberzentren" auf Sicht weniger unter dem Online-Handel leiden und deshalb eher zu den Gewinnern zählen. "Dagegen werden es die Mittelzentren sowie kleinere Städte und Gemeinden zunehmend schwer haben", so Rubel. "Sie werden sich wohl eher als Nahversorgungsstandorte positionieren müssen."
Ob Q6/Q7 Erfolg hat, hänge von vielen Faktoren ab. Ein gutes Center-Management gehöre ebenso dazu wie ein attraktiver Branchenmix und eben, dass die Stadt mit dem öffentlichen Nahverkehr oder mit dem Auto gut erreichbar ist.



