Mannheimer Climathon

App hilft beim ökologischen Lebenswandel

Beim ersten "Climathon" suchten schlaue Köpfe nach Lösungen für Fragestellungen zum Klimaschutz

28.10.2019 UPDATE: 29.10.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden

Die Idee zu der Klima-App stammt von den Theaterpädagoginnen Nathalie Veit (links) und Anna Timme, die damit am ersten Mannheimer Climathon teilnahmen. Foto: Gerold

Von Sascha Balduf

Mannheim. Daniel Gimbatschki steht in der Mitte des Raums und schwenkt sein Smartphone. Die Kamera des Geräts überträgt seine Umgebung auf den Bildschirm - wo eine Software dem Bild eine sanft rotierende Erdkugel hinzugefügt hat. Es ist früher Nachmittag - Gimbatschki ist zufrieden, dass die Anwendung funktioniert. Er hat erst am Morgen begonnen, daran zu arbeiten. Mit fünf weiteren jungen Erwachsenen tüftelt er beim Climathon der Stadt Mannheim im Mafinex-Technologiezentrum an einer App, die anzeigt, wie man den Zustand der Erde durch Öko-Aktionen verbessern kann.

Die Wirtschaftsförderung, die Klimaschutzagentur und der Verein Hackerstolz haben den ersten Climathon in Mannheim organisiert. Die Veranstaltung fand zeitgleich in mehreren Städten rund um den Globus statt. Von Freitagabend bis Sonntagmittag hatten die Teilnehmer Zeit, sich in Gruppen einem von zehn exemplarischen Problemen zu stellen, die der Klimawandel mit sich bringt und eine kreative technische Lösung zu finden. Die Aufgabenstellungen, sogenannte Challenges, kamen größtenteils von Sponsoren, wie dem Energieunternehmen MVV oder den Rhein-Neckar-Verkehrsbetrieben. Auch Stadtverwaltung und Klimaschutzagentur beteiligten sich. Letztere suchte nach einem Weg, Bewusstsein Taten folgen zu lassen, also die Bürger Mannheims dazu zu bewegen, nachhaltiger zu leben.

Aus diesem Anstoß ist nach weniger als zwölf Stunden bereits die - zumindest digital - im Raum schwebende Erdkugel entstanden. Sie zeigt den Fortschritt des Benutzers an. Zu Anfang befindet sich die Erde in dem Zustand, der vorherrschen würde, wenn für die kommenden 50 Jahre niemand bremsend in den Klimawandel eingreift. Durch das Erledigen von Aufgaben, etwa Müllsammeln in der Natur oder eine Woche ohne Plastik leben, kann der Nutzer den Zustand der Erde verbessern - nicht nur virtuell. Die Technik dahinter nennt sich "Augmented Reality", also die Erweiterung der Realität um virtuelle Objekte zur anschaulichen Darstellung. "Man könnte es auch als Aufforderung verstehen, über die Grenzen des eigenen Denkens hinauszugehen", erklärt Daniel Gimbatschki. Er ist extra aus Berlin angereist, um am Climathon teilzunehmen. Zusammen mit zwei Freunden, alle studierte Programmierer, kümmert er sich um die Technik der App. Neben der Fortschrittsanzeige soll die Anwendung auch Informationen liefern, beispielsweise über Mikroplastik im Trinkwasser.

Die Idee dazu hatten Nathalie Veit und Anna Timme. Die beiden Theaterpädagoginnen aus Mannheim sind bereits mit einem groben Konzept ins Mafinex gekommen, das zur Aufgabenstellung der Klimaschutzagentur prima passte. "Uns war klar, dass wir mit dem erhobenen Zeigefinger nicht weit kommen. Wir wollten, dass der Nutzer selbst eine Erfahrung machen kann", erklärt Anna Timme. Für die technische Umsetzung haben die beiden schnell Teampartner gefunden. Für die Benutzeroberfläche zeichnet Benjamin Ebner verantwortlich. Auf seinem Laptopmonitor lassen sich schon erste Menüs erahnen, durch die der Nutzer mit Wischgesten navigiert.

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Freilich ist es bei aller Motivation nicht möglich, die App an einem Wochenende fertigzustellen. Darum geht es beim Climathon aber auch nicht. Ziel ist es, kreative Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten hinter einem Ziel zusammenzubringen, allein in Mannheim sind es über 100 Teilnehmer. Eine Fachjury aus Veranstaltern und Sponsoren kürt die besten Teams, denen nicht nur Ruhm winkt, sondern insgesamt drei Stipendien über je 2500 Euro und ein Dutzend Gründungsbetreuungen, die aus dem Wochenendprojekt ein Start-up werden lassen können.

Zu den drei Gewinnern zählt das Team "Bike Drop" mit einem Fahrradsicherungssystem, das Fahrräder in der Höhe verwahrt und vor Diebstahl schützt - optisch ansprechend mit Solar Panels und begrüntem Dach. Das Team "LoRaWahn" beschäftigte sich mit einem System, das dem Endverbraucher ein zeitnahes Feedback über seinen Ressourcenverbrauch wie beispielsweise den Wasser- oder Stromverbrauch gibt. Das Team "1&Only" hat sich dem Thema Industriesymbiose angenommen - bildlich gesprochen kann der "Abfall" eines Unternehmens das "Gold" eines anderen Unternehmens sein. "1&Only" entwickelte eine Plattform, die dabei hilft zu erkennen, welche Abfallprodukte eines Unternehmens für ein anderes Unternehmen noch nutzbare Produkte darstellen können.

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