Videoüberwachung Mannheim

"Es muss auch jemand draufgucken"

Polizeichef Thomas Köber bejaht die Videoüberwachung in der Innenstadt - Er macht aber auch auf einen personellen Engpass aufmerksam

31.03.2016 UPDATE: 01.04.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden

Von 2001 bis 2007 surrten schon einmal die Kameras in Mannheim. Auch am Marktplatz wurde gefilmt. Foto: masterpress

Von Alexander Albrecht

Mannheim. Raubüberfälle, Taschendiebstähle, Körperverletzungen - die Kriminalität auf offener Straße ist im vergangenen Jahr in Mannheim stark angestiegen. Nach der am Donnerstag vorgestellten Kriminalitätsstatistik zählte die Polizei exakt 7923 Fälle, und damit knapp 900 mehr als 2014. Nicht zuletzt deshalb fordert die Stadt eine Videoüberwachung an neuralgischen Punkten.

Thomas Köber will sich diesem Wunsch nicht verschließen. Der Präsident des Mannheimer Polizeipräsidiums gibt jedoch zu bedenken, "dass wir uns dafür acht bis neun Leute aus den Rippen schneiden müssen, die auf die Bildschirme schauen". Ansonsten seien die Kameras ja eine Mogelpackung. "Es muss schon auch jemand draufgucken." Eigentlich brauche die strapazierte und von Zehntausenden Überstunden geplagte Polizei derzeit aber jeden Beamten auf der Straße. Das ist für Köber einer der Knackpunkte.

Gleichwohl sieht er durchaus die Notwendigkeit der Überwachung gerade in den Bereichen Breite Straße/Paradeplatz, Planken und Tattersall/Hauptbahnhof. "Wir wollen natürlich das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen erhöhen, stehen aber noch am Anfang der Diskussion mit der Stadt", schränkt Köber ein. Angesichts der stark gestiegenen Straßenkriminalität könnten die Kameras in der gesamten Innenstadt angebracht werden, hatte der Leitende Kriminaldirektor Gerhard Regele kürzlich den Gemeinderäten im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung berichtet.

Die Stadt brachte als Starttermin Ende dieses Jahres ins Spiel. Köber will sich darauf nicht einlassen und verweist auf rechtliche Hürden, die es bei der Videoüberwachung zu beachten gelte. Zudem könne sich die politische Situation auch wieder ändern und etwa die Zahl der Flüchtlinge deutlich sinken. Möglicherweise komme man, so Köber, zwei Jahre später zu dem Ergebnis, dass die als Voraussetzung notwendige "besondere Kriminalitätsbelastung" nicht mehr gegeben sei, und müsste die extra gekauften Kameras wieder abbauen. All das müsse man ins Kalkül ziehen.

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Bereits in den Jahren 2001 bis 2007 hatte es Überwachungskameras der Polizei am Paradeplatz und am "Neckartor" in der Breiten Straße gegeben. Daraufhin war die Kriminalität dort spürbar zurückgegangen. Deshalb mussten die Geräte wieder abmontiert werden. Oberbürgermeister Peter Kurz hatte die Wiedereinführung der Videoüberwachung unmittelbar nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung am Wasserturm angekündigt. Die war allerdings frei erfunden. Überhaupt sei das Wahrzeichen, so Köber, kein Kriminalitätsschwerpunkt.

Viel stärker im Fokus der Polizei steht noch die Neckarstadt-West oder der Jungbusch. "Hier ist allerdings keine Videoüberwachung möglich. Das sind Wohngebiete, die können wir nicht einfach verkabeln", sagt Köber. Die Aufnahmen der Kameras sollen nach Angaben Regeles nicht gespeichert, sondern sofort ausgewertet werden. Der Grund: Die Einsatzkräfte sollen bei Verbrechen oder gefährlichen Situationen sofort losgeschickt werden können.

Bei der Auswertung der Videobilder werde erstmals ein spezielles Computerprogramm eingesetzt. Dabei gehe es aber nicht um die "Gesichtserkennung" von Personen, sondern um Bewegungsmuster, sagte Regele im Ausschuss und trat damit entsprechenden Befürchtungen entgegen.

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