Nachtbürgermeister will Partyszene entzerren
Weil es im Jungbusch zu voll ist, sind Freiflächen wie an der Neckarwiese oder im Taylor-Park gefragt

Mannheim. (alb) Vielleicht ist es eine berechtigte Kritik, wahrscheinlich aber eher ein Missverständnis – dass Nachtbürgermeister Robert Gaa nachts zu wenig Präsenz zeige. Diesen Vorwurf schnappte die RNZ am Freitagabend beim Streifzug durch den Jungbusch aus den Reihen der "Nachtschicht" auf, auch Quartiermanager Michael Scheuermann ist er schon häufiger zu Ohren gekommen.
Der seit einem Jahr amtierende Gaa streitet das gar nicht ab und sagt: "Ich arbeite am Tag für die Belange des Nachtlebens." Sein Vorgänger Hendrik Meier habe das nicht anders gehalten. Scheuermann nimmt Gaa ausdrücklich in Schutz. Das, was manche von ihm verlangten, übernehme ja gerade die "Nachtschicht". Dieser Einsatz sei mit Gaas Stellenprofil gar nicht vereinbar.
Dabei hat sich dieser durchaus in den Streit um Lärm, Müll und Alkohol im Jungbusch eingeschaltet – und ist ebenfalls der Meinung, dass sich dort nachts zu viele junge Menschen auf engem Raum treffen. Die Idee, das Partygeschehen an den südlichen Verbindungskanal zu verlagern, findet Gaa grundsätzlich gut.
Aber dann müsse man den Feiernden auch etwas bieten, und abgesehen davon gingen sie erst ab 22 Uhr auf die Piste. Wichtiger sind Gaa Freiflächen außerhalb des Jungbuschs. Da ist zum einen der Schlosshof, auf dem sich die freie Szene ab kommenden Freitag mehrere Wochen lang präsentieren kann.
Der Nachtbürgermeister nennt zudem die Neckarwiese, für die gerade ein Antrag ausgearbeitet werde, und das "Wiesentheater" im Taylor-Park, eine Art Amphitheater unter freiem Himmel. Die Freiflächen gewinnen in Mannheim vor allem deshalb an Bedeutung, weil die Clubs, für die Gaa und Meier eine Förderung an Land ziehen konnten, derzeit geschlossen sind. Ein vom Nachtbürgermeister angestoßener Tanzparty-Test im "Hafen 49" musste am Sonntag wegen dem schlechten Wetter abgesagt werden.
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Im Jungbusch fordern derweil Gastronomen, bis 24 Uhr draußen öffnen zu dürfen. "Da bin ich zwiegespalten", räumt Gaa ein, der den "Bürgermeister"-Job in Vollzeit ausübt. Einerseits verstehe er die Anwohner vor allem in der Beilstraße, die nachts schlafen wollten. Andererseits hätten die Lokalbetreiber nach der monatelangen Corona-Zwangspause "einiges nachzuholen".
Schließlich schlägt Gaa einen Bogen zum Klimawandel, der Mannheim besonders hart trifft und für tropisch heiße Nächte sorgt. "Vielleicht müssen wir mal generell über die Sperrzeiten reden. Die stammen ja noch aus den 60er-Jahren", weiß der Nachtbürgermeister.



