Mannheim

Aus für zweiten Einkaufs-Sonntag enttäuscht Handelsverbände

"Der Image-Schaden ist groß". Die Planungen für den Juni-Termin werden eingestellt.

18.04.2024 UPDATE: 18.04.2024 04:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden
In diesem Jahr gibt es nur einen verkaufsoffenen Sonntag – wie früher üblich am ersten Sonntag im Oktober. Nicht immer spielte da das Wetter mit. Archivfoto: vaf

Von Olivia Kaiser

Mannheim. Einen Tag nach dem Votum des Gemeinderats gegen einen zweiten verkaufsoffenen Sonntag herrscht bei den Handelsverbänden Frustration. Am Dienstag hatten die Mannheimer Stadträtinnen und Stadträte mit 20 Ja- und 23 Neinstimmen gegen eine Ladenöffnung am 16. Juni gestimmt. Zustimmung gab es lediglich für den Termin am 6. Oktober.

Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar, die Werbegemeinschaft Mannheim City und der Handelsverband Nordbaden kritisieren die Entscheidung. "Für die City-Wirtschaft ist das Votum genauso enttäuschend wie für die Kundschaft aus dem Umland, die im vergangenen Jahr die Erlebnis-Wochenenden kennen und schätzen gelernt hat. Der Imageschaden ist groß", kommentiert Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mannheim City.

Man werde die Planungen für das ursprünglich angedachte Erlebnis-Wochenende im Juni "zu unserem großen Bedauern" einstellen müssen. Die Enttäuschung bei den Künstlern, Händlern, Gastronomen und Musikern werde groß sein. Und noch einen Dämpfer gab Pauels bekannt: "Es besteht auch die Gefahr, dass der französische Markt in diesem Jahr leider nicht stattfinden kann."

Auch Hendrik Hoffmann, Vizepräsident des Handelsverbands Nordbaden, bedauert die Entscheidung, die durch die Stimmen von den Grünen, der Fraktionsgemeinschaft Lipartie (Die Linke, Die Partei, Tierschutzpartei) und der Mehrheit der SPD zustande gekommen war: "Die Mehrheit im Gemeinderat hat mit ihrer Entscheidung mehrere Hunderttausend Besucher bei den sehr erfolgreichen Erlebnis-Wochenenden im vergangenen Jahr ignoriert. Das ist bedauerlich. Wir hätten uns gewünscht, dass die Stadträte über ihren Schatten springen und sich für ein zweites Erlebnis-Wochenende mit verkaufsoffenem Sonntag entscheiden." Die Ablehnung ist für Hoffmann "ein schwerer Schlag für den Erlebnis- und Aufenthaltsraum Innenstadt".

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Dass die Quadrate als Einkaufsareal an Anziehungskraft verlieren, hat die IHK bereits im Juli 2023 bei ihrer Kaufkraftanalyse aufgezeigt. Die Umsätze haben sich zwar nach Corona wieder erholt, mit einem Minus von 21,4 Prozent waren sie allerdings deutlich vom Niveau aus dem Jahr 2019 entfernt. Mannheim fiel im bundesweiten Ranking der Top 14-Einzelhandelsstandorte um drei Plätze zurück und war 2023 das Schlusslicht. In einer Umfrage bemängelten zudem viele Besucherinnen und Besucher von außerhalb, dass die Sauberkeit in der Innenstadt zu wünschen übrig lasse.

Wie überall leidet der stationäre Handel, weil mehr und mehr Menschen ihren Einkauf im Internet erledigen, Corona und der Ukrainekrieg mit steigenden Energiepreisen und steigender Inflation verstärkten die schwierige Lage. Doch in Mannheim kam die Verkehrssituation hinzu: die maroden Hochstraßen über den Rhein, die Sperrung des Fahrlachtunnels und der Verkehrsversuch sorgten laut Angaben einiger Geschäftsinhaber für einen Frequenzrückgang von bis zu 30 Prozent. Mittlerweile ist der Verkehrsversuch Geschichte, der Fahrlachtunnel wieder befahrbar, und die drei Erlebniswochenenden im Buga-Jahr lockten die Massen in die Innenstadt. Daran wollte man anknüpfen.

Manfred Schnabel, Präsident der IHK Rhein-Neckar, weist daher in seiner Stellungnahme auf das große Engagement der Gewerbetreibenden für diese drei Termine hin. Mannheim habe dabei seine Stärke als Oberzentrum mit attraktiver Innenstadtwirtschaft ausspielen können. "Auf dieser Grundlage haben wir einen fairen Kompromiss eingebracht, um allen Interessen gerecht zu werden. Leider gab es kein Entgegenkommen von der Mehrheit der Stadträte", bedauert der IHK-Präsident. "Nun gilt es, andere Wege zu finden, um die Innenstadtwirtschaft zu stärken. Die Unternehmen werden weiterhin ihr Möglichstes tun, auch wenn die Rahmenbedingungen nun noch schwieriger werden."

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