Handelsvertreter werben für zwei verkaufsoffene Sonntage
Der Gemeinderat entscheidet am Dienstag, ob am 16. Juni und 6. Oktober die Geschäfte geöffnet haben dürfen.

Von Alexander Albrecht
Mannheim. Vor der wegweisenden Sitzung des Gemeinderats am Dienstag appellieren Handelsvertreter eindringlich an die Kommunalpolitiker, den Gewerbetreibenden in diesem Jahr zwei verkaufsoffene Sonntage zu ermöglichen. Während Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) das Anliegen unterstützt und die Stadtverwaltung im vergangenen Hauptausschuss Termine am 16. Juni und 6. Oktober vorschlug, zeigte sich die Mehrheit des Gremiums (SPD, Grüne, Li.Par.Tie) skeptisch. Zuvor hatten bereits Gewerkschaften und Kirchen zwei verkaufsoffene Sonntage abgelehnt. Letztlich gab der Ausschuss keine Empfehlung ab, die Entscheidung im Gemeinderat ist also völlig offen.
Wie ein Sprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar auf RNZ-Anfrage mitteilte, gebe es unter den Mitgliedsunternehmen Rufe nach drei verkaufsoffenen Sonntagen – wie zur Bundesgartenschau im vergangenen Jahr. Das ist allerdings auch mit Specht nicht zu machen. Den Vorschlag der Stadt hält die IHK für ausgewogen, "da wir natürlich um die Interessen der Gewerkschaften und der Kirchen wissen", so der Sprecher. Die Innenstadtwirtschaft habe stark unter den Corona-Jahren gelitten. Offene Läden an zwei Sonntagen mit flankierenden Events zahlen positiv auf die Kundenbindung und das Image ein.
In einem Brief an alle Stadträtinnen und Stadträte bitten die IHK und die beiden Interessensgruppen – die Werbegemeinschaft Mannheim City und der Handelsverband Nordbaden – um Unterstützung. "Mit unserer Forderung nach zwei verkaufsoffenen Sonntagen bleiben wir noch unter den gesetzlichen Möglichkeiten", sagte der IHK-Sprecher. "Das erscheint uns auch mit Blick auf die Interessen der Mitarbeiter und der Kirchen akzeptabel."
Schließlich öffneten die Geschäfte jeweils erst am Mittag. Und die Kirchen seien 2023 sogar selbst mit ökumenischen Gottesdiensten auf den Kapuzinerplanken vertreten gewesen. Das sei auch in diesem Jahr wieder geplant. Die Kirchen könnten daher von den vielen Besuchern profitieren.
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Die Frequenz ist das Hauptargument der Befürworter. Die drei Eventwochenenden 2023 hätten zahlreiche Menschen in die Innenstadt gelockt, aus Mannheim und aus dem Umland, so der IHK-Sprecher. So habe man im Juli zwischen 150.000 und 200.000 Besucher in der City gezählt. Als Alternative kam im Hauptausschuss die Idee einer langen Einkaufsnacht an einem Samstag auf. Das sei jedoch kein Ersatz für verkaufsoffene Sonntage, argumentiert die IHK. Samstage seien ja bereits die kunden- und umsatzstärksten Tage.
Hinzu kämen die Schwierigkeiten, sehr späte Öffnungszeiten einheitlich zu organisieren. "Das lässt sich gerade in kleinen Geschäften mit sehr wenigen Mitarbeitenden kaum machen, da die gesetzliche Höchstarbeitszeit zu beachten ist", betonte der Sprecher. Neu ist der Vorschlag nicht, wie der Werbegemeinschaftsvorsitzende Lutz Pauels erinnerte. "Lange Nächte an Freitagen und Samstagen haben wir bereits ausprobiert. Sie werden bei Weitem nicht so gut angenommen wie die Sonntage, wie unsere Erfahrungen zeigen", sagte er.
Denn an diesen Abenden kämen nicht die vielen Familien aus dem ganzen Umland, für die Sonntage deutlich besser geeignet seien. Lange Nächste sprechen laut Pauels eher jüngere Menschen an, die aber auch mehr die Lokale besuchten. "Das sehen wir beispielsweise auch an dem sogenannten Black Friday, an dem es sich nur lohnt, bis 21 Uhr zu öffnen."




