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Alles von der Bundesgartenschau musste raus

Die Buga-Gesellschaft verkaufte das Inventar der Mannheimer Bundesgartenschau. Dabei gab es lange Schlangen am Eingang und eine Atmosphäre wie beim Schlussverkauf.

26.10.2023 UPDATE: 26.10.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden
Pflanzen, aber auch Möbel, Werkzeug und selbst Abfalleimer wurden am Mittwoch auf dem Buga-Betriebsgelände verkauft. Foto: mpt

Von Marco Partner

Mannheim. Der Ansturm vor dem Haupteingang des Buga-Geländes ist am Mittwochvormittag riesig. Einmal noch stehen die Leute für die Bundesgartenschau Schlange. Sie wollen den großen Ausverkauf nicht verpassen.

Alles muss raus. Wirklich alles, was nicht niet- und nagelfest ist: Stauden, Rosen und andere Pflanzen, Gartenschläuche, Gießkannen, Besen, Rechen, Leitern, Weingläser, Teller, Stühle oder Couchgarnituren. Nahezu das ganze Buga-Inventar landet im Betriebshof auf der Resterampe.

Schon lange vor der Öffnung warteten viele Schnäppchenjäger. Foto: mpt

Schon eine halbe Stunde vor Verkaufsstart reicht die Schlange bis zum Parkhaus, das diesmal allen Besuchern offensteht. Die Kennzeichen verraten: Sie kommen aus allen Ecken der Metropolregion Rhein-Neckar. Der Andrang hat etwas von Sommerschlussverkauf. Kaum geht’s los, strömt alles zu den früheren Panzerhallen. Es wird geschaut, gesucht, gefunden, manchmal aber auch verwundert dreingeblickt. Mit schicken Bürostühlen, Barhockern oder einem einfachen Spülbecken hat man nicht unbedingt gerechnet.

Eine Halle weiter erstrahlt die Blütenpracht. Hortensien, Eukalyptus, Rosen und Stauden: Was in den Blumenhallen oder auf den Beeten blühte und gedieh, landet nun bei den Schnäppchenjägern. Transporttaschen füllen sich mit original Buga-Pflanzen für den heimischen Garten.

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Friederike Meggle aus Käfertal hat in ihrem Garten schon eine Buga-Ecke ausgesucht. Auch zum tröstlichen Erinnern. Denn als Dauerkartenbesitzerin wird sie wehmütig: "Es war wie ein Kurzurlaub. Ich bin gerne zur Abendstunde ein, zwei Stunden durch die Buga gelaufen, das fehlt jetzt", verrät sie. Manche Käufer sind stark genug, um ganze Biergarnituren oder Tische durch die Gegend zu schleppen. Viele Kübel und andere Entdeckungen sind aber viel zu groß und schwer, um sie allein zu tragen. Wer keinen Bollerwagen mitgebracht hat, wird auf dem Buga-Basar fündig und greift notfalls zur Schubkarre.

Was es alles gibt: Perserteppiche, Media-Player, Mischpult, Dampfbügeleisen, Bodenmarkierungsklebeband und sogar Abfalleimer oder noch ungetragene Schuhe. Einen Schminktisch für 50 Euro oder einen gelben Briefkasten für 20 Euro, der als Theaterrequisite diente. Sie stehen für die Vielfalt der Buga mit ihrem Kulturprogramm. Große Ölkanister, die fast noch aus Armeezeiten stammen könnten, sind besonders schnell vergriffen.

Ganz pragmatisch geht Heiko Wickertsheim aus Brühl vor. Das Grünzeug hat er links liegen gelassen und sich stattdessen einen Werkzeugkasten gegönnt. Einen Sicherheitsfallgurt gab es gratis dazu: "Es gibt hier wirklich nichts, was es nicht gibt", sagt eine Buga-Mitarbeiterin lachend. Die Kunden dieses außergewöhnlichen Schlussverkaufs nehmen alles auseinander. Und auch das Buga-Gelände selbst ist im permanenten Rückbau.

Die Blumenhallen sind bereits leer geräumt, die Rosen- und Dahlienbeete weitestgehend verschwunden. "Ein paar Staudenstreifen sollen vorerst in den Wegen verbleiben. Der Rückbau wird mindestens bis zum Spätsommer 2024 dauern. Der westliche Bereich ’Klimapark’, einschließlich der Radschnellwegeverbindung sowie der ’Parkschale’, sollen schnellstmöglich übergeben werden. Hier befinden wir uns derzeit in Abstimmungen mit der Stadt Mannheim", teilt Verena Schulze vom Buga-Team auf Nachfrage mit. Auch die Spielplätze sollen wieder deutlich früher zugänglich sein.

Sogar ein Briefkasten wurde verkauft. Foto: mpt

Mit Wehmut blicken nun auch die Ehrenamtlichen des Buga-Freundeskreises auf das unwiderrufliche Ende der Bundesgartenschau. 178 Tage lang nahmen sie Gäste in Empfang, statteten diese mit Plänen und Tipps aus, und kümmerten sich um die über 4000 Dahlien.

Um diese vor drohendem Frost und Rodung zu schützen, gruben die Mitglieder nun rund 500 Korbblütler aus, um sie in heimischen Gärten fortleben zu lassen. "Somit blüht die Buga noch etwas nach", sagt Günther Naßhan. 11.000 ehrenamtliche Stunden brachte der Freundeskreis auf. Schon jetzt vermisst dieser das Flair, die Stimmung und den Zusammenhalt im Team. "Heute war unsere letzte Aktion, aber wir lösen uns nicht auf", sagt Naßhan.

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