Landratswahl Rhein-Neckar-Kreis

"Ich bin bestimmt kein Masochist"

Wilfried Weisbrod (Grüne) tritt bei der Landratswahl am kommenden Dienstag gegen Amtsinhaber Stefan Dallinger an

09.03.2018 UPDATE: 11.03.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Wilfried Weisbrod würde als Landrat dafür sorgen, dass die Politik wieder transparenter wird. Dies kündigte der Grüne im RNZ-Gespräch an. Foto: Kreutzer

Von Stefan Hagen

Rhein-Neckar. Er ist der Herausforderer von Landrat Stefan Dallinger, weiß aber genau, dass er gegen den Amtsinhaber bei der Wahl am kommenden Dienstag kaum einen Stich machen wird. Schließlich haben CDU, SPD, Freie Wähler und die FDP bereits angekündigt, dass ihre Fraktionen für Dallinger stimmen werden. Da bleiben für ihn nur noch die sprichwörtlichen "Brotkrumen" übrig - mehr als ein Achtungserfolg ist einfach nicht drin. Warum also tut sich Wilfried Weisbrod das überhaupt an?

"Ich bin bestimmt kein Masochist", sagt der Grüne, ohne eine Miene zu verziehen. "Aber es gehört zu meinem Demokratieverständnis, dass es bei einer Wahl einen Gegenkandidaten geben sollte." Nachdem klar gewesen sei, dass die Grünen Dallinger "nicht wählen wollen", habe man sich auf die Suche nach einem Kandidaten gemacht. "Ideal wäre eine Frau gewesen", sagt Weisbrod. Aber man sei leider nicht fündig geworden. Also habe er sich - in Absprache mit seiner Fraktion - dazu entschlossen, anzutreten.

Warum wollen die Grünen Dallinger nicht wählen, was genau haben sie an ihm auszusetzen? Der Landrat sei mit vielen Vorschusslorbeeren und großen Zielen angetreten, sagt der 60-Jährige. "Er hat die Hoffnungen nicht erfüllt." Zwar gebe es viele Konzepte, konkret passiert sei allerdings wenig. Als Beispiel nennt er den Klimaschutz. "Nur kreiseigene Gebäude energetisch zu sanieren, greift zu kurz." Der Kreis müsse in diesem Zusammenhang auf die Kommunen zugehen. Ihm schwebe ein Topf mit 15 bis 20 Millionen Euro vor, aus dem man unter anderem solche Vorhaben finanzieren könne.

Auch die Personalpolitik sei bei Dallinger - vorsichtig ausgedrückt - nicht gerade transparent. "Das ist teilweise wirklich undurchschaubar", kritisiert der Grüne. So sei der Kreistag beispielsweise bei der Bestellung des neuen Kreisbrandmeisters nicht in die Entscheidung eingebunden gewesen.

Auch interessant
Landratswahl Rhein-Neckar-Kreis: Es gibt einen klaren Favoriten
Landratswahlen Rhein-Neckar-Kreis: SPD unterstützt CDU-Landrat

Überhaupt entwickle sich das Parlament immer mehr "zu einem Abnickgremium", hat Weisbrod festgestellt. "Da kommen kaum noch Anträge, es gibt keine eigene Dynamik." Auch das habe mit Dallinger zu tun. "Der Landrat wünscht sich starke Fraktionsvorsitzende, damit die Absprachen, die man im Vorfeld trifft, Bestand haben." Wenn das so weitergehe, "brauchen die Sitzungen gar nicht mehr stattzufinden".

Ministerpräsident Winfried Kretsch-mann habe einmal gesagt, dass Landräte eine Art "Kleinfürsten" seien. "Und genau das trifft auf Dallinger zu." Er selbst wolle definitiv kein Fürst sein und wieder mehr Transparenz in die Politik bringen, betont Weisbrod. Entscheidungen seien dann besser nachvollziehbar. Die politischen Gremien wolle er aufwerten, deren Einfluss müsse gestärkt werden.

Ganz wichtig sei ihm der soziale Wohnungsbau. Hier könnte der Rhein-Neckar-Kreis als Ideengeber und Initiator fungieren. Auch ureigene grüne Themen wie der Natur- und Landschaftsschutz würden bei ihm einen breiteren Raum einnehmen. Gibt es abschließend denn auch etwas Positives über den Landrat zu sagen? "Man kann mit Stefan Dallinger trefflich streiten und anschließend friedlich ein Bierchen mit ihm trinken", sagt Weisbrod und lächelt.

Er sei übrigens der Erste gewesen, der Dallinger nach seinem Sieg bei der Landratswahl vor acht Jahren gratuliert habe, erinnert sich der Grüne. Am Dienstag wird Wilfried Weisbrod wohl ein Déjà-vu-Erlebnis haben ...

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.