"Klimapolitisch falsch"

Grüne und BUND bekräftigen Kritik an Erdgasleitung

Zweifel gibt es auch an einem zukünftigen Bedarf für den Transport von "grünem" Wasserstoff in zehn Jahren.

18.03.2023 UPDATE: 18.03.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden
Ein Vermessungstechniker prüft eine Erdgasleitung. Foto: dpa

Von Carsten Blaue

Heidelberg. Terranets BW kann sich am Montag auf Proteste einstellen. Wenn der Transportnetzbetreiber im Heidelberger Karlstorbahnhof den grundstücksscharfen Entwurf der Süddeutschen Erdgasleitung (SEL) für den Abschnitt zwischen Mannheim und Hüffenhardt vorstellt, wird nebenan demonstriert. Vor allem aus dem Stadtteil Rohrbach werden die Gegner anrücken.

Mit ihrer Kritik stehen sie nicht allein. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Heidelberg (BUND) ist ebenfalls gegen die Pipeline. Und auch der Grünen-Landtagsabgeordnete Norbert Knopf aus dem Wahlkreis Wiesloch sieht die Notwendigkeit der SEL nicht.

"Wenn wir es mit den Klimaschutzzielen von Land und Bund ernst meinen, muss der Erdgasverbrauch in den kommenden Jahren sinken – die vorhandenen Leitungen reichen daher aus", sagt Knopf auf RNZ-Anfrage. Die Verbrauchsprognose, die der SEL zugrunde liege, basiere lediglich auf Wünschen der Erdgaskunden und sei nicht kritisch geprüft worden, so der Abgeordnete und fügt an: "Dass die SEL perspektivisch für den Transport von Wasserstoff etwa an Tankstellen gebraucht wird, ist ebenfalls unrealistisch. Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein für die chemische Industrie – mehr nicht. Im Verkehrssektor ist die Batterielösung sowohl für Pkw als auch für Lastwagen einfach effizienter."

Auch der BUND bezweifelt zumindest, dass die SEL in zehn Jahren für Wasserstoff benötigt wird. Mit Sicherheit könne man aber sagen, so die Physikerin Amany von Oehsen, dass der Bau einer Erdgasleitung zum gegenwärtigen Zeitpunkt "klimapolitisch falsch" sei und ökonomisch wahrscheinlich auch. Billiges Erdgas aus Russland stehe nicht mehr zur Verfügung, sagt die BUND-Umweltberaterin. Und das aus den USA importierte Flüssigerdgas (LNG) sei teurer und habe überdies eine miserable Klimabilanz. Bei der Förderung würden hohe Gasleckagen auftreten, und Methan sei ein starkes Treibhausgas.

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Also sei LNG in der Klimabilanz auch nicht besser als Heizöl und vielleicht sogar genauso schlecht wie Kohle. Hohe Kosten und die Einhaltung von Klimazielen müssten also zwangsläufig einen noch stärker sinkenden Erdgasbedarf nach sich ziehen als die Planungen berücksichtigen. Der aktualisierte Gasnetzentwicklungsplan der Bundesnetzagentur setze dagegen einen zu hohen Erdgasbedarf für die Energie-Szenarien an, so von Oehsen. Den angeblichen Bedarf der SEL zur Durchleitung von Wasserstoff ab 2030 findet sie zudem nicht wirklich transparent oder nachvollziehbar.

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