Katholische Kirche

Große Pfarreien sollen frühestens in vier Jahren gebildet werden

"Pastoral 2030": Pläne des Erzbistums Freiburg sehen in der Region die Zusammenlegung der bestehenden Seelsorgeeinheiten zu acht katholischen Kirchengemeinden vor

15.04.2021 UPDATE: 16.04.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 4 Sekunden
Die katholische St.-Laurentius-Kirche am Weinheimer Marktplatz. Foto: Kreutzer

Von Carsten Blaue

Heidelberg/Freiburg. Erzbischof Stephan Burger hat schon vor drei Jahren radikale Veränderungen für die katholischen Christen und ihre Pfarreien im Erzbistum Freiburg auf den Weg gebracht. Auch die Gläubigen in der Region sind von den Plänen betroffen, die unter dem Titel "Pastoral 2030" zusammengefasst sind. Im Kern des Projekts steht der neue Zuschnitt der Pfarreien. Aus 224 Seelsorgeeinheiten in der Erzdiözese sollen 36 neue, kirchenrechtlich eigenständige Kirchengemeinden werden. Dieser einschneidende Prozess solle die Antwort sein auf demografische, gesellschaftliche und technische Veränderungen, "um die Seelsorge und die Glaubensweitergabe auch für die nächste Generation zu sichern", sagt Marc Mudrak, der für die Projekt-Kommunikation zuständig ist. Auf RNZ-Anfrage äußert er sich zum aktuellen Stand der Dinge.

Wie werden die Pfarreien in der Region zugeschnitten? Burger hat im März den abschließenden Entwurf für die künftige Raumplanung in der Erzdiözese vorgestellt. Demnach fungiert die Stadtkirche Heidelberg künftig als eine Pfarrei mit gut 37.000 Katholiken. In Mannheim werden die sieben Seelsorgeeinheiten und deren 88.000 Katholiken vereinigt. Die Seelsorgeeinheiten Hemsbach, Ladenburg-Heddesheim, Schriesheim-Dossenheim, Steinachtal und Weinheim-Hirschberg werden zu einer neuen Pfarrei mit derzeit gut 35.000 Katholiken zusammengeführt. Die Seelsorgeeinheiten Brühl-Ketsch, Hockenheim und Schwetzingen (gut 33.000 Katholiken) werden eine neue Pfarrei, ebenso die Seelsorgeeinheiten Leimen-Nußloch-Sandhausen, Wiesloch-Dielheim, Walldorf-St. Leon-Rot und Letzenberg mit insgesamt rund 46.000 Mitgliedern. Vereinigt werden überdies die Seelsorgeeinheiten Bad Rappenau/Obergimpern, Eppingen, Neckar-Elsenz, Sinsheim-Angelbachtal, Waibstadt (derzeit knapp 43.000 Katholiken). Auch die Seelsorgeeinheiten Hardheim-Höpfingen im Madonnenland, Walldürn, Buchen, Mudau und Adelsheim-Osterburken-Seckach (34.000 Mitglieder) werden laut des Entwurfs eine Gemeinde bilden. Gut 35.500 Katholiken werden zur neuen Pfarrei gehören, die aus den Seelsorgeeinheiten Neckartal-Hoher Odenwald Edith Stein, Aglasterhausen-Neunkirchen, Mosbach-Elz-Neckar, Elztal-Limbach-Fahrenbach und Billigheim-Neudenau-Schefflenz entsteht.

Wann werden die neuen Pfarreien gebildet? In den Jahren 2025 und 2026. Erst dann würden auch Fragen wie der künftige Sitz und der Name der Gemeinden oder die pastoralen Zentren entschieden, so Mudrak. Bezüglich des neuen Zuschnitts sei geplant, dass der Entwurf zum 1. Januar 2022 als verbindliche Planungsgröße in Kraft tritt. Zuvor tagen nochmals die Gremien und Räte der Diözese. Zur inhaltlichen Ausgestaltung der künftigen Pfarreien ist für März 2022 zudem eine Diözesane Pastoralkonferenz geplant.

Wie werden die Seelsorgeeinheiten in den Strukturprozess eingebunden? "Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Gemeinden vor Ort sind wichtige Träger, wenn nicht sogar die entscheidenden Träger der ’Kirchenentwicklung 2030’", sagt Mudrak. Sie seien in der Projektleitung vertreten und würden in Fachgruppen mitarbeiten, die über die inhaltliche Ausgestaltung der neuen Pfarreien beraten. In den künftigen Pfarreien würden Projektkoordinatoren zusammen mit den Gemeinden den Übergang gestalten. Zudem gehe es im ganzen Prozess darum zu klären, was "gut katholisch" im Jahr 2030 heißen kann.

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Wie begründet das Erzbistum den angestoßenen Prozess? An dieser Stelle beschönigt Freiburg nichts: "Die Zahl der Gläubigen nimmt ab und wird weiter abnehmen, wie auch die Zahl der Priester und pastoralen Mitarbeitenden, traditionelle Bindungen an Kirche und Glauben schwinden. Der Einfluss der christlichen Kirchen steht zunehmend in Frage", heißt es im Internetauftritt, der speziell für das Projekt eingerichtet wurde. Die Entwicklungen seien demnach "schmerzhafte Erfahrungen für unsere Kirche". Diese müsse sich ändern, weil auch die Gesellschaft sich ändere.

Wird der Schwund der Gläubigen durch den Prozess nicht noch beschleunigt? Diese Frage beantwortet Mudrak nicht eindeutig. Er sagt aber, dass schon heute nicht mehr in allen Pfarreien regelmäßig Gottesdienste gefeiert werden könnten, so dass die Gläubigen zum Teil längere Anfahrtswege hätten. Das sei eben eine Folge des Personalmangels, den es unabhängig vom angestoßenen Prozess gebe. Und das Personal, das man noch habe, müsse "bestmöglich auf die Pfarreien verteilt" werden. Bei der "Kirchenentwicklung 2030", so Mudrak, werde die Vielfalt pastoraler Angebote auch in der Fläche unterstützt. "Zudem kann es neue Formen von Gottesdienst geben." Das Projekt zielt also nicht darauf ab, Personal abzubauen oder pastorale Angebote (von Taufe und Firmung bis hin zu Seelsorge, Trauerbegleitung und Krankenbetreuung) zu reduzieren. "Auch ist nicht vorgesehen, im Rahmen des Projektes gezielt weniger Gottesdienste anzubieten."

Welche Auswirkungen hat die Neustrukturierung auf die Gemeindearbeit, etwa auch die Jugendarbeit? Für Haupt- und Ehrenamtliche, sagt der Sprecher, gebe es neue Räume und Möglichkeiten, Glauben vor Ort zu gestalten: "Schon heute kommt den Gemeindeteams eine besondere Bedeutung für die Gemeindearbeit zu. Diese tragen vielerorts das Gemeindeleben und sind ’das Gesicht’ der Kirche vor Ort", sagt Mudrak. Das werde zunehmen, und pastorale sowie auch karitative Angebote würden gewährleistet.

Was wird aus den Pfarrern nach der Fusion der Seelsorgeeinheiten? Aufgrund kirchenrechtlicher Vorgaben, so Mudrak, müsse jede Pfarrei von einem Pfarrer geleitet werden. "Daher gehen wir davon aus, dass es in Zukunft 36 ’leitende Pfarrer’ geben wird." Darüber hinaus gebe das Kirchenrecht die Möglichkeit, dass sich mehrere Priester ein Pfarramt "teilen". Solche Modelle würden heute schon umgesetzt. "Wir gehen davon aus, dass wir im Rahmen des Projektes verstärkt darauf zugehen werden", so Mudrak. Seelsorge werde zudem von vielen Haupt- und Ehrenamtlichen angeboten. "Dazu zählen nicht nur Priester, sondern auch das pastorale Laienpersonal."

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