Der Pegelstand ist nicht der einzige Faktor
Bei starkem Hochwasser sollen Simulationsprogramme bei der Lagebewertung helfen.

Von Olivia Kaiser
Mannheim. Für eine Stadt, die gleich an zwei Flüssen liegt, ist der Hochwasserschutz ein Thema von hoher Priorität. Für Katastrophenfälle existieren Einsatzpläne. Bei Hochwasser greift der Hochwassereinsatzplan des Eigenbetriebs Tiefbau, der abhängig von den Pegelständen von Rhein und Neckar mehrstufig aufgebaut ist.
Die Bootsführer der Feuerwehr, der oberste Führungsdienst der Feuerwehr und die Integrierte Leitstelle (ILS) fragen regelmäßig die Pegelstände von Rhein und Neckar – auch in deren Oberläufen – ab. Zeichnet sich eine Extremlage ab, wird bereits im Vorfeld nach vorgefertigten Alarm- und Einsatzplänen der Führungsstab der Feuerwehr sowie der städtische Verwaltungsstab einberufen. Die im Katastrophenschutz tätigen Organisationen werden im Alarmbereitschaft versetzt. Dem Verwaltungsstab gehören unter anderem die Fachbereiche Sicherheit und Ordnung, Gesundheit, Umwelt sowie Feuerwehr und Katastrophenschutz an.
Der Stadt steht ein durch Datenverarbeitungssysteme gestütztes Hochwasserüberflutungsmodell zur Verfügung, mit dem auf der Grundlage von Höhenangaben des Stadtgebiets Überflutungen mit Wasserstandsangaben und zeitlichem Verlauf simuliert werden können.
Ab einem Rheinpegel von fünf Metern erfolgen gesonderte Kontrollen an Einrichtungen, ab 6,50 Meter werden bestimmte Wegen und Straßen gesperrt. Erreicht das Wasser die 8,50-Meter-Marke, werden Dammbalken eingebaut.
Auch interessant
Wasserwehr wird bei 8,50 Metern aktiv
"Pegelstände sind nicht die einzigen Faktoren, die berücksichtigt werden müssen", gibt eine Sprecherin der Stadt zu bedenken. "Unter anderem fließen die Betrachtungen zur vorangegangenen, herrschenden und zu erwartenden Wetterlagen in die Beurteilung mit ein, aber auch in welchem zeitlichen Ablauf Hochwasserwellen von Rhein und Neckar aufeinandertreffen."
Die Wasserwehr des Eigenbetriebs Tiefbau tritt spätestens bei einem Pegelstand von 8,50 Metern am Rhein oder lang anhaltendem Hochwasser in Kraft. Sie setzt sich aus Mitarbeitenden des Eigenbetriebs zusammen. "Diese patrouillieren dann die Dämme im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr ab und kontrollieren unter anderem die Dämme auf Durchsickerungen, was ein Anzeichen für einen möglichen Dammbruch ist", so die Stadtsprecherin.
Am Rhein entlang existieren Polder, die – wenn nötig – geflutet werden können, beispielsweise der Polder Kollerinsel auf der Gemarkung von Brühl mit einem Fassungsvermögen von sechs Millionen Litern. Eine Flutung würde im Ernstfall Mannheim entlasten. Eine Verbesserung des lokalen Hochwasserschutzes im Großraum Mannheim wurde zudem durch die Dammrückverlegung Kirchgartshausen erreicht. Das Projekt war das größte seiner Art des Rahmenkonzepts des Integrierten Rheinprogramms (IRP) Baden-Württemberg. Im Fall einer Flutung kann das Wasser über eine reaktivierte Flutrinne zum Lampertheimer Altrhein fließen.
Die Bevölkerung wird über Apps wie Katwarn und Nina, Sirenen sowie Radio- und Lautsprecherdurchsagen von Polizei, Feuerwehr und THW informiert. Entsprechende Warnungen werden auch auf der Homepage der Stadt Mannheim veröffentlicht.



