Heidelberg-Historic-Rallye

In Spechbach geben die Oldtimer alles

Die Sonderprüfung in dem kleinen Ort war wieder ein besonderer Höhepunkt

13.07.2018 UPDATE: 14.07.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden
Träume auf vier Rädern in Spechbach: Ein Riley TT Sprite Special von 1933, hinten ein BMW 328 von 1937. Foto: Alex

Von Harald Berlinghof

Spechbach. Wer schöne alte, teure, seltene und noble Autos sehen will, der ist bei der "Heidelberg Historic" genau richtig. Wer sie in Fahrt erleben und den Benzindampf schnuppern will, kann das entlang der Strecke tun, die sich zwei Tage lang noch bis Samstagabend durch die Region schlängelt. Gestern gibt es zum Beispiel auch in Weinheim einen Zwischenstopp.

Aber wer Rallye-Feeling spüren möchte und erleben will, wie die Oldies an ihre Grenzen gehen, der muss am Nachmittag bei der Sonderprüfung in Spechbach sein. Zwei Spitzkehren und ein Streckenbelag, der stellenweise an das Radrennen Paris-Rubaix erinnert mit seinem Kopfsteinpflaster, verlangen den Oldtimern zwischen den Baujahren 1923 und 1974 alles ab.

Auch ein 1962er Triumph TR3B ging an den Start. Foto: Alex

Zwei Runden mit genau 1040 Metern Länge müssen in zwei Minuten und 14 Sekunden absolviert werden. Das ist eine Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 26,2 und 30,7 Stundenkilometer je nach Streckenabschnitt. Wer schneller ist oder langsamer, kassiert Strafpunkte.

Sabrina Neininger wohnt in der Kirchstraße, wo die Oldtimer zwischen der katholischen Kirche links und der evangelischen Kirche rechts hindurch brausen. Zuerst wird Stoff gegeben, dann ist man zu schnell und man trödelt ganz langsam zur Lichtschranke. Die Profis unter den Teilnehmern kennen sich da aus. Aber unten auf dem Straßenstück, wo es geradeaus geht, will man den Besuchern auf ihren Campingstühlen und den Bierbänken halt etwas bieten.

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Die Motoren dröhnen, mit einem ganz besonderen Blubbern versetzen die Vorkriegsmodelle die Automobil-Enthusiasten in Ekstase. Die Spechbacherin macht das jetzt schon mehr als 20 Jahre lang mit. Und freut sich jedes Jahr wieder darauf. "Eigentlich ist unsere Straße ja verkehrsberuhigt.

Hintergrund

Für die Gewinner der RNZ-Verlosung war es gestern ein ganz besonderer Tag auf der "Heidelberg Historic". Helga und Walter Schlapp aus Leimen, Karin Rieth-Ziegler und ihr Mann Jürgen aus Mudau sowie Ruth Stigler aus Waibstadt und Doris Ottenbacher erlebten die Etappe an Bord

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Für die Gewinner der RNZ-Verlosung war es gestern ein ganz besonderer Tag auf der "Heidelberg Historic". Helga und Walter Schlapp aus Leimen, Karin Rieth-Ziegler und ihr Mann Jürgen aus Mudau sowie Ruth Stigler aus Waibstadt und Doris Ottenbacher erlebten die Etappe an Bord des "Kraichgau Spatz", eines alten Mercedes O 319 aus der Wirtschaftswunderzeit. Von Sinsheim ging es über Hockenheim, Weinheim und Heidelberg nach Spechbach und von dort aus wieder an den Ausgangspunkt.

Christian Weber chauffierte den schmucken Kleinbus sicher: "Da ist noch alles Handarbeit - ohne Servolenkung und Klimaanlage, aber mit Zwischengas und einem leichten Schwimmen", sagte er beim Stopp vor dem Heidelberger Rathaus und lächelte. Gemächlich war die Fahrt. So richtig zum Genießen: "Für mich war es immer schon ein Traum, in so einem Bus mitzufahren", schwärmte Helga Schlapp. Ähnliche Gedanken bewegten auch Karin Rieth-Ziegler, als sie zum Telefon griff, um sich an der RNZ-Verlosung zu beteiligen. Bislang habe sie eigentlich nie etwas gewonnen, sagte sie. Dieses Mal hatte sie Glück: "Unsere Erwartungen werden wirklich erfüllt."

Auch Ruth Stigler strahlte: "Das ist so fantastisch! Bisher haben wir bei der ’Heidelberg Historic’ immer nur zugeschaut. Jetzt sind wir selbst richtig dabei und mittendrin." Und das in einer netten Gruppe, wie sie betonte. Da machte es auch nichts, dass der "Kraichgau Spatz" etwas zu hoch war für das Tor an der Durchfahrtskontrolle am Rathaus. Rasch wurde es von ein paar starken Männern angehoben, und der Bus, der früher mal ein Feuerwehrauto war, konnte in aller Ruhe passieren. (cab) 

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Aber bei der Heidelberg Historic ist noch nie etwas passiert bei uns", erzählt sie. Die Stimmung ist prächtig, viele Deutschlandfähnchen werden geschwenkt. "Die gab’s im Angebot", sagt eine fleißige Schwenkerin und lacht.

Und doch: Der subjektive Eindruck vieler geht dahin, dass es weniger werden, die sich an der Hauptstraße von Spechbach aufstellen. Es gab Zeiten, da war Spechbach das Auge des Tornados der Rallye. Es ist immer noch ein Erlebnis, aber es lässt nach.

Auch die Trauben von Schulkindern, die sich früher an der ersten Zeitnahmestation am Ortseingang drängten und die Autogramme der Teilnehmer sammelten, gibt es in diesem Jahr nicht. Hanna, Leon und Bernd sind die einzigen, die da sind. Leon hat letztes Jahr Autogramme gesammelt. "Ich habe zu Hause viele", sagt er. Aber dieses Jahr nicht. Er sitzt am Straßenrand und staunt trotzdem über die Autos.

Nach wie vor unübertroffen ist die Ausstaffierung der Ortsmitte und des Rundkurses mit Strohballen als Aufprallschutz. Die Bauern des Dorfes stellen sie zur Verfügung, die Läden sind am Freitagnachmittag geschlossen. Spechbach feiert - die "Heidelberg Historic" und sich selbst. "Wenn nicht alle im Ort da mitziehen würden, könnte man das vergessen", sagt ein Spechbacher am Straßenrand. Und er ist stolz, als er das sagt.

Info: Die Teilnehmer der "Heidelberg Historic" fahren heute ihre Etappe durch den Kraichgau, das Madonnenland und den Zabergäu. Los geht’s ab 7 Uhr in der Frühe am Auto- und Technikmuseum Sinsheim. Die Zuschauer kommen in Zweiflingen zwischen 9 und 12.30 Uhr auf ihre Kosten, zwischen 12.30 und 17 Uhr machen die Oldtimer Pause im Audi-Forum Neckarsulm. Die Alte Kelter in Stockheim passieren sie zwischen 14.15 und 17.45 Uhr. Das Ziel am Ausgangspunkt in Sinsheim erreichen die Fahrzeuge zwischen 15.40 und 19 Uhr. Das ganze Rahmenprogramm im Internet unter der Adresse www.heidelberg-historic.de

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