Förderprogramm "Innenstadtberatung"

Schwetzingen will das "Wir-Gefühl" stärken

Die Spargelstadt hat an dem Förderprogramm des Landes Baden-Württemberg teilgenommen.

18.08.2023 UPDATE: 18.08.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 49 Sekunden
Blick in die Schwetzinger Fußgängerzone bei der Veranstaltung „Schwetzinger Herbst“. Foto: Lenhardt

Von Marion Gottlob

Schwetzingen. Corona-Krise, Online-Handel, Inflation: Diese Herausforderungen beschleunigen den Wandel in kleineren und mittelgroßen Städten. Wie also kann man eine Innenstadt stärken und für die Zukunft fit machen? Dafür gibt es kein Patentrezept, sondern es braucht Ideen, die genau zum Ort passen. Deshalb beteiligen sich die Stadt Schwetzingen und der Stadtmarketingverein Schwetzingen am Förderprogramm "Innenstadtberatung" des Landes Baden-Württemberg.

Wolfgang Leberecht, Amtsleiter des Amtes für Stadtentwicklung, betont: "Wir müssen uns alle anstrengen, um das gute Niveau zu halten." Jasmina Karabegovic, Wirtschaftsförderin der Stadt Schwetzingen, ergänzt: "Ein kritischer Blick ermöglicht es uns, dort besser zu werden, wo es Nachholbedarf gibt." Das Projekt startete mit einer detaillierten Bestandsaufnahme mit Hilfe der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar unter der Leitung von Regina Ellenbracht. Die Analyse betrachtet den Branchenmix, Events, Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Nahverkehr wie mit dem Auto und vieles mehr.

Die IHK prüfte auch mit Stichproben die Internetseiten und Social-Media-Auftritte von Geschäften in der Innenstadt. Passanten- wie Online-Befragungen ergänzten die Analyse.

Wie in der Schule gab es Noten: Die Stadt Schwetzingen erhielt die Gesamtnote 2,3 und war damit besser als einige andere Städte des Rhein-Neckar-Kreises, die sich ebenfalls an dem Programm beteiligen. Mehrmals wird Heidelberg als Vorbild genannt, zum Beispiel mit dem dortigen Parkleitsystem oder der Nutzung der Digitalisierung mit einer eigenen Heidelberg-App.

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Ein dickes Lob erhält Schwetzingen für seine Veranstaltungen und Aktionen mit Erlebnis- und Spaßfaktor. Dazu zählen unter anderem der Spargelsamstag, der Schwetzinger Herbst und der Weihnachtsmarkt, aber auch die Events rund um das Schloss Schwetzingen und kleinere, private Veranstaltungen und Vereinsinitiativen. Ein neues Ziel ist es, für diese attraktiven Angebote nicht nur lokal, sondern in der ganzen Region zu werben.

Amtsleiter Wolfgang Leberecht und Jasmina Karabegovic, Schwetzingens Wirtschaftsförderin, im Gespräch über die Entwicklung eines neuen Konzepts für die Innenstadt. Foto: Lenhardt

Eine große Stärke von Schwetzingen ist das Ambiente der Innenstadt mit Schloss und Schlossplatz, historischen Gebäuden und der Fußgängerzone mit kurzen Wegen. Aber es gibt den Tipp, das Entree der Fußgängerzone attraktiver zu gestalten. Schon jetzt hat die Stadt beim Thema "Sauberkeit" gehandelt: Straßenlaternen wurden von Aufklebern und Schmutz gereinigt, Abfalleimer sollen nutzerfreundlich gestaltet werden. Ein deutliches Lob gibt es ebenfalls für den Branchenmix mit vielen inhabergeführten Geschäften in der Innenstadt. Hier regt die Studie jedoch an, dass dieses Angebot noch besser bekannt gemacht werden könnte.

In der Studie wird auch der Wunsch nach mehr gastronomischer Qualität festgehalten. Der Wochenmarkt als Treff für Menschen könnte gestärkt werden. So könnte Schwetzingen den Trend zu nachhaltigen, regionalen und lokalen Produkten und den Wunsch nach dem Besonderen noch besser nutzen. Die Analyse der digitalen Service-Angebote zeigte, dass einzelne Händler ihr Sortiment mit Erfolg präsent wie online vermarkten.

Aber es werden auch einige Schwächen angesprochen: Bei den Gewerbetreibenden fehlt an der einen oder anderen Stelle Kapazität wie Expertise für Webseiten und Social-Media-Auftritte. Einige Webseiten erfüllen die rechtlichen Anforderungen nicht oder sind nicht aktuell. Das bedeutet, dass sich Besucher nicht vorab informieren können und die interessanten Angebote vor Ort eventuell nur durch Zufall entdecken.

Hier gibt es die Empfehlung, den Trend zur Digitalisierung besser zu nutzen. Beim präsenten Handel macht die Studie auf die unterschiedlichen Öffnungszeiten (vor allem am Samstag) und die fehlenden Schilder zu den Öffnungszeiten aufmerksam. Ein Plus für Schwetzingen: Die Spargel- und Touristenstadt ist mit dem Auto, dem Fahrrad wie dem öffentlichen Personennahverkehr gut erreichbar. Doch die Beschilderung für die Fußgänger ist laut Analyse an manchen Stellen verwirrend und unvollständig.

Es braucht gerade vor der Fußgängerzone mehr Abstellplätze für Räder. Das Parkleitsystem für die Autofahrer wird von Besuchern zum Teil nur schwer verstanden – und das führt dann zu unnötigem Suchverkehr. Auch wirken die Regeln für Parkplätze im öffentlichen Raum unübersichtlich. In der Folge kann es für die Gäste Strafzettel geben. Darüber wiederum beschweren sich dann die Kunden in den Geschäften.

Schrittweise wird die Stadt Schwetzingen gemeinsam mit Oliver Engert, dem Geschäftsführer und "Kümmerer" des Stadtmarketingvereins, die Belange der Stadt verfolgen und entsprechende Maßnahmen angehen. Den Akteuren ist es wichtig, das "Wir-Gefühl" zu stärken. "Denn unsere Innenstadt soll ein lebendiger Treffpunkt sein – für Events, Kultur, Einkauf, Erledigungen", so Leberecht

Erfreulich für Schwetzingen war die jüngste IHK-Kaufkraftanalyse: Demnach hat die Spargelstadt mit 7.974 Euro eine überdurchschnittliche einzelhandelsrelevante Kaufkraft pro Kopf und generiert hohe Umsätze von auswärtiger Kundschaft. Dadurch komme ein prognostizierter Umsatz von 13.124 Euro pro Einwohner zustande. "Schwetzingen ist im IHK-Bezirk Spitze bei der Kaufkraftbindungsquote", sagt IHK-Innenstadtberaterin Regina Ellenbracht.

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