"Modebranche hat stark gelitten"
Insgesamt verbuche der Einzelhandel der Stadt sogar ein Plus gegenüber dem Vorjahr, sagt Werbegemeinschaftschef Lutz Pauels.

Von Volker Endres
Mannheim. "Man darf den stationären Handel nicht totreden", sagt Lutz Pauels im RNZ-Interview. Der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Mannheim-City verweist auch in Zeiten der Pandemie auf ein gutes Angebot in der Innenstadt. Die Umsätze lägen insgesamt sogar leicht über den Vorjahreszahlen. "Aber das muss man differenziert betrachten", betont Lutz Pauels.
Herr Pauels, wie geht es dem Handel in der Mannheimer Innenstadt?
Dem Handel in seiner Gesamtheit geht es recht gut. Es gab während des Lockdowns sogar Gewinner. Drogerien, Baumärkte und auch der Lebensmittelhandel hatten in dieser Zeit permanent geöffnet und konnten sogar zulegen. Aber, und das ist ein sehr großes Aber: Mode und das gesamte Umfeld der Textilbranche hat stark gelitten. Und gerade das hochpreisigere Modesegment ist die große Stärke der Innenstadt. Weil aber die Veranstaltungen fehlen, wie Abibälle, große Hochzeitsfeiern, Meetings und Messen, gab es kaum Nachfrage, und die Umsätze liegen gegenüber dem Vorjahr immer noch um bis zu 25 Prozent zurück. Ich fürchte, dass es gerade im Bereich von Schuhen und Textil in den kommenden Monaten noch zu der einen oder anderen Schließung kommen wird. Sportbekleidung lief hingegen gut. Man muss da wirklich sehr genau hinsehen.
Der Handel steht vor zwei entscheidenden Monaten im November und Dezember. Wie wird sich die City dann präsentieren?
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Wer etwas Besonderes sucht, muss weiterhin nach Mannheim kommen. Und wir werden uns auch definitiv weihnachtlich präsentieren. Wir wollen wieder die gewohnte Weihnachtsbeleuchtung haben – vielleicht sogar ein bisschen mehr Dekoration als sonst. Die große Frage ist aktuell noch, wie es um unsere drei Weihnachtsmärkte am Wasserturm, auf den Kapuzinerplanken und auf dem Paradeplatz steht. Es ist der erklärte politische Wille, dass alle drei Märkte stattfinden sollen, und alle drei Veranstalter haben bis Ende Oktober Zeit, ein Konzept für ihren Markt auszuarbeiten. Es gibt ja auch im Land aktuell schon die unterschiedlichsten Konzepte. Das geht von gar keinem Markt bis zu Märkten mit oder ohne Alkohol.

Was wäre denn Ihr Vorschlag?
Unser Favorit wären kleinere, in der Innenstadt verteilte "Weihnachtsinseln" mit jeweils ein oder zwei Buden gewesen, aber das wurde von der Verwaltung anders gesehen, weil man sich ausdrücklich für die drei großen Märkte ausgesprochen hat. Mal sehen, ob das umsetzbar ist, oder ob man nicht doch zu den kleineren Inseln zurückkehren muss. Das größte Problem ist die Ungewissheit.
Die Innenstadt besteht nicht nur aus Handel, sondern auch aus der Gastronomie. Wie sieht es da aus?
Gerade nach diesem Sommer hat die Gastronomie von der Entscheidung der erleichterten Außenbewirtschaftung profitiert. Wir hoffen deshalb, dass die Ausnahmegenehmigung bis Ende 2021 erhalten bleibt. Dazu laufen im Moment Gespräche, und es gibt auch positive Signale dafür. Ich glaube, dass es ansonsten gerade die kleineren Cafés mit den aktuellen Hygienevorschriften schwer haben werden. Wenn es tatsächlich keine Weihnachtsmärkte geben wird, spielt die Außengastronomie eine noch größere Rolle.
Die Stadt will Teile der Fressgasse und der Kunststraße versuchsweise ein Jahr lang für den Durchgangsverkehr sperren. Eine gute Idee?
Ja, das ist absolut in unserem Sinn. Wir begrüßen die Vorlage des Gutachters, der sich für eine zeitweise Sperrung und gegen eine Komplettsperrung ausgesprochen hat. Diese würde aus unserer Sicht zu einem völligen Verkehrskollaps führen, zumal ab 2021 die Seitenstraßen der Planken umgebaut werden sollen. Wir müssen abwarten, zu welchen Ergebnissen die jetzt in der Diskussion stehenden Sperrungen führen werden.



