Mannheimer Einkaufslandschaft leidet unter den Folgen des Lockdowns
Nicht alle Schließungen sind Corona-bedingt - Fehlende Großveranstaltungen in der Innenstadt, die Sperrung bei der Plankensanierung und steigende Parkgebühren verschärfen die Situation.

Von Volker Endres
Mannheim. "Räumungsverkauf – Wir schließen": In der Mannheimer Innenstadt hat der Corona-Lockdown in der ersten Jahreshälfte bereits unübersehbare Spuren hinterlassen. "Und das ist erst der Anfang", warnt Lutz Pauels von der Werbegemeinschaft Mannheim-City. "Es wackelt noch eine ganze Reihe." Allerdings verweist er auch auf einige Schilder in Läden, die ankündigen, bald zu eröffnen. "Es ist gerade Einiges in Bewegung", fasst Pauels die Lage auf Mannheims Einkaufsstraßen zusammen.
Die Innenstadt befindet sich im Wandel. Aufenthaltsqualität und Verkehrsberuhigung zugunsten der Anwohner stehen für die Mannheimer Kommunalpolitik derzeit besonders im Fokus. Mit einer Verdopplung der Parkgebühren im öffentlichen Raum hat man dem Mobilitätswandel Vorschub geleistet, an die Kaufkraft aus dem Umland aber ein verheerendes Signal gesendet.
Und dann musste der Handel mit seinen rund 5000 Quadratmetern Schaufenster- und 200.000 Quadratmetern Verkaufsfläche sowie die rund 10.000 in diesem Segment Beschäftigten im Jahr nach der Wiedereröffnung der für rund 30 Millionen Euro sanierten Planken auch noch für rund acht Wochen das Geschäft einstellen.
Zu viele Nackenschläge auf einen Streich, die künftig Mannheimer Innenstadt einstecken muss. Die heftet sich gerne das Prädikatssiegel eines "Einkaufszentrums" ans Revers, durfte aber genau das während des Lockdowns nicht sein. Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) beträgt das bundesweite Umsatzdefizit rund 40 Milliarden Euro und könnte rund 50.000 Standorte die Existenz kosten.
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Hinzu kommen die fehlenden Großveranstaltungen in der Innenstadt, die in gewöhnlichen Zeiten regelmäßig Besucher anlocken. "Wir arbeiten gerade an einem Konzept für die Messe ’Wein und Genuss’, aber wenn wir sie durchführen dürfen, dann natürlich nicht im gewohnten Rahmen", erklärt Pauels mit Bedauern. Arkadenfest und Schlossfest sind bereits abgesagt, und auch für den am 4. Oktober geplanten Verkaufsoffenen Sonntag sieht es nicht gut aus. Es fehlt also die Aussicht auf eine Belebung.
Das erwartete Defizit für den Textilhandel betrage bis zu 30 Prozent, sagt der Handelsverband Nordbaden. Offensichtlich zu viel – vor allem für kleine Einzelkämpfer, aber auch Filialisten. Dementsprechend ziehen sich bereits die "Räumungsverkauf"-Schilder durch die Planken und die Nebenstraßen – wobei der Räumungsverkauf von Galeria Kaufhof in N 7 bekanntlich andere Ursachen hat. Sie gehört zu den mehr als 50 Standorten in Deutschland, die von der Kaufhauskette geschlossen werden.
Überhaupt ist der Lockdown oft nicht der alleinige Grund für eine Schließung. Im Schuhladen "Hombre" in O 7 etwa hing das Schild mit der Aufschrift "Wir schließen" schon direkt nach der Wiedereröffnung im Schaufenster. Dort sind gesundheitliche Gründe des Inhabers für die Schließung verantwortlich. Bei der italienischen Modemarke "Benetton" auf den Planken hingegen liegt es am auslaufenden Mietvertrag.
Der Herrenausstatter "Sör" in P 7 und das Outdoor- und Sportgeschäft "Planet Sports" auf den Planken meldeten hingegen Insolvenz an. Das Modegeschäft "Appelrath-Cüpper" hat eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Und dann sind da noch die Unternehmen im sogenannten Schutzschirmverfahren. Dabei arbeitet das Unternehmen zwar weiter, die Löhne der Mitarbeiter werden aber drei Monate lang von der Agentur für Arbeit getragen. "Da werden sicher auch noch einige zumachen", befürchtet Lutz Pauels. Ihm sind allein mindestens zehn Unternehmen bekannt, die sich für diese Form entschieden haben – darunter befinden sich mit Esprit und Dielmann durchaus klangvolle Namen.
Es gebe aber durchaus auch Hoffnungsschimmer. So kündigen beispielsweise "Intimissimi" in P 6 und Apollo Optik in O 7 ihre baldige Eröffnung an. Im Burgerladen "Five Guys" in P 7 wurden die Bauarbeiten zunächst eingestellt, "aber jetzt wird doch weitergebaut", berichtet Lutz Pauels.



