Vorsicht bei Waldspaziergängen im Rhein-Neckar-Kreis
Bei Drückjagden wird das Wild von Treibern und Hunden den Schützen zugetrieben

Runter vom Gas: Auch Autofahrer werden vor Drückjagden gewarnt. Foto: zg
Rhein-Neckar. (kaz) Alle Jahre beginnt im Herbst die Drückjagdsaison. "Sobald das Laub zu fallen beginnt, werden die Wildschweine im Wald wieder sichtbar und Menschen in signalfarbenen Jacken versammeln sich, meist am Samstag, um ihnen nachzustellen", beschreibt Dorian Jacobs, Wildtierbeauftragter im Rhein-Neckar-Kreis, die aktuelle Lage.
Bei Drückjagden wird das Wild - speziell die Wildschweine - mit Treibern und Hunden in Bewegung gebracht und den abgestellten Schützen zugetrieben. Dieses Instrument der Bejagung ist angesichts der sich rasch vermehrenden Wildschweinpopulationen immens wichtig, um die Bestände kontrolliert auf ein erträgliches Maß zu reduzieren und der Ausbreitung von Seuchen entgegenzuwirken, heißt es in einer Mitteilung aus dem Landratsamt.
Im Zuge von Drückjagden in Bewegung gesetztes Wild quere nicht selten auch Straßen, was ein gesteigertes Wildunfallrisiko mit sich bringe. Um diesem Risiko entgegenzuwirken, würden an den Jagdtagen durch die Straßenmeistereien im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis entsprechende Warnschilder aufgestellt und die zulässige Geschwindigkeit auf den entsprechenden Streckenabschnitten reduziert.
In den meisten Fällen gingen Wildunfälle, zumindest für den Fahrer eher glimpflich aus, wohingegen eine Kollision für das Tier meist den Tod oder schwerwiegende Verletzungen und Schmerzen bedeute. Kollidiere ein Pkw hingegen mit einem Wildschwein, welches durchaus auch einmal über 100 Kilogramm wiegen könne, oder einem Stück Rotwild, so bestehe auch eine ernsthafte Gefahr für Leib und Leben der Fahrzeuginsassen. "Bitte nehmen Sie den Fuß vom Gas. Ein angepasstes Fahrverhalten rettet hier Leben", richtet Dorian Jacobs seine ausdrückliche Bitte an die Autofahrer.
Während einer Drückjagd sei auf den Straßen jedoch nicht nur mit Wildtieren zu rechnen, auch Treiber und vor allem Hunde, die dem Wild nachstellen, könnten unverhofft auf die Fahrbahn laufen. Immer wieder komme es zu Unfällen, bei denen Hunde schwer verletzt würden oder ums Leben kämen.
Auch interessant
"Solche Vorfälle sind in vielerlei Hinsicht tragisch, nicht nur weil die Hunde auf den Jagden einen immens wichtigen Dienst leisten und der Erfolg einer Jagd maßgeblich von ihnen abhängt, sondern auch, weil sie bei ihren Besitzern vollwertige Familienmitglieder sind", sagt Jacobs. Die Ausbildung eines Jagdhundes sei mit großem Zeit- und Kostenaufwand verbunden, der Hundeführer verbringe einen Großteil seiner Freizeit mit seinem vierbeinigen Jagdgefährten, den er in den meisten Fällen schon im Welpenalter zu sich genommen habe.
"Speziell auf Drückjagden sind die Hundeführer mit ihren Hunden in Signalfarben gekleidet", erläutert Jacobs. Die Hunde würden dabei mittlerweile in den meisten Fällen eine sogenannte "Sauenschutzweste" tragen, die durch entsprechende Hightechmaterialien wirksam vor den Zähnen der männlichen Wildschweine schütze.
"Auch wenn die alljährlichen Drückjagden in der Öffentlichkeit mitunter skeptisch gesehen werden, sind sie eine der wichtigsten Maßnahmen, um die Wildschweinpopulation einigermaßen in Zaum zu halten und somit Schäden in der Landwirtschaft und einer Ausbreitung von Tierseuchen wie der vor unserer Haustür stehenden Afrikanischen Schweinepest entgegenzutreten", betont der Wildtierbeauftragte.
Auch alle Erholungssuchenden im Wald würden gebeten, die im Regelfall nur kurzfristigen Sperrungen der Waldwege für den Jagdbetrieb zu beherzigen, das Betreten von abgesperrten Wegen berge ein mitunter nicht geringes Risiko und stelle eine erhebliche Beeinträchtigung der Sicherheit aller Beteiligten dar. "Im Regelfall sind an den betroffenen Tagen alle Waldwege ab der Mittagszeit wieder begehbar", sagt Jacobs.

Jäger blasen ihre Jagdhörner zu Beginn einer Drückjagd. Foto: Gentsch