Wildschweine werden zum größeren Kostenfaktor
Sprunghafter Anstieg der Schadensfälle auf den Äckern - Runder Tisch mit Stadt, Bauern und Jägern in der Überlegung

Waibstadt. (cla) Die Kosten für die Begleichung von Wildschäden sind gestiegen - ob daran die neuen Abrechnungsmodalitäten, bei denen die Stadt und nicht mehr die Jägerschaft im Regressfall einspringt, schuld sind, ob es am steigenden Schwarzwildbestand liegt oder ob das Nahrungsangebot zu üppig ist, weiß man nicht. Die Stadt hat die Entwicklung im Auge. Und sie will an der Schadenersatzregelung festhalten - auch in Anerkennung der Leistungen durch die Jägerschaft. Das wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung deutlich.
Übeltäter sind meist Wildschweine, die auf der Suche nach Fressbarem die Äcker durchwühlen. Für die Schäden haften letztendlich die Jagdpächter. Im Rahmen der Neuverpachtung der Jagdbezirke hatte die Stadt im vorigen Jahr das Verfahren zur Regulierung von Wildschäden geändert. Hatte bisher der Jäger mit den Landwirten abgerechnet, löhnen die Waidleute nun pauschal zwei Euro pro Hektar - darüber hinausgehenden Regresszahlungen sind seitdem von der Stadt zu tragen.
Im Jagdjahr 2017/2018 erhielt die Stadt von den Jagdpächtern 2924 Euro aus der Pauschalen. Demgegenüber musste die Stadt auf Grundlage der Neuregelung 4401 Euro beisteuern. Bei der alten Regelungen hätte die Stadt in den beiden vorausgegangenen Jagdjahren nur 485 beziehungsweise 684 Euro tragen müssen. Darüber informierte die Verwaltung den Gemeinderat in der jüngsten Sitzung. Mit ein Grund für den höheren Aufwand ist laut Hauptamtsleiter Marc Fischer die Zunahme der Wildschäden auf der Gemarkung.
Das Gremium diskutierte über möglichen Ursachen. Auch die Verdoppelung der Rübenanbaufläche wurde als potenzieller Grund genannt. Stadtrat Marcus Moser war "überzeugt, mit der neuen Regelung alles richtig gemacht zu haben". Einzelne Jagdbögen wären mit dem alten Modell künftig bei regelmäßig hohen Schäden unattraktiv geworden.
Kurt Lenz bezeichnete den Waibstadter Jagdpachtvertrag als "wahrscheinlich einmalig in Baden-Württemberg". Die Jäger würden gute Arbeit leisten. Sehr erfreulich sei, dass man in Waibstadt noch Jäger aus dem Ort habe. "Die Landwirte und Jäger sollten noch einmal an einen runden Tisch gebracht und auf die Spielregeln hingewiesen werden. Landwirte und Jäger müssten daran interessiert sein, Schäden möglichst gering zu halten", meinte Lenz.
"Beiden Seiten wäre es am liebsten, wenn es gar keine Schäden gebe. Die Jagd ist mittlerweile sehr aufwendig geworden", ergänzte Winfried Glasbrenner. Bürgermeister Locher erklärte, man werde die nächsten zwei Jahre sehr genau beobachten und dann über die weitere Vorgehensweise beraten. Denkbar sei auch ein Runder Tisch mit Stadt, Landwirten und Jagdpächtern.