Concours d’Elegance Schwetzingen

Solange der Kotflügel in der Sonne glänzt (plus Fotogalerie)

Oldtimer trafen am Wochenende in Schwetzingen auf die Elektrofahrzeuge der Zukunft

02.09.2018 UPDATE: 03.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden
Oldtimer-Fans strömten in den Schwetzinger Schlossgarten. Foto: Dorothea Lenhardt

Von Harald Berlinghof

Schwetzingen. Luise und Herrmann Gebhardt sind bis heute in ihrem Gespann unterwegs. Eine kleine Isetta 250 mit 13 PS, die ein Einzylinder-Motor erzeugt, hängt vor dem Miniwohnwägelchen "Piccolo" der Firma Elektro-Stahlbau München. Kein Luxushotel der Sterne-Kategorie kann das toppen. Mit ihrem Piccolo steht das Ehepaar überall im Mittelpunkt, selbst in ihrem Oldtimer Camping Club Deutschland. Und auch beim diesjährigen 4. Micro-Concours, der Abteilung für Kleinstwagen aus der Wirtschaftswunderzeit beim 14. Concours d’Elegance, der jetzt ASG Classic Gala Schwetzingen heißt.

Trotz starker Konkurrenz vom Goggomobil Kleintransporter der Deutschen Post aus dem Jahr 1957. Der Tempo Hanseat als Dreirad (Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h), der Borgward Goliath (maximale Beladung: 500 Kilo) und der Glas Goggomobil-Transporter (297 Kubik) gehören zu den Hinguckern der Abteilung "Kleinautomobil".

In Sachen Länge dagegen schießt ein Buick den Vogel ab. In dieser Hinsicht und bei Chrom und Heckflügel haben die Amischlitten stets die Nase vorn beim Concours. Auch beim Spritfressen. Sie sind oft mit 20 Litern dabei. Aber die Faszination, die von diesem utopisch anmutenden, auf deutschen Straßen nie gesehenen Wagen ausgeht, bleibt davon unberührt. Einen Teil ihrer Faszination haben sie auch klassischen Hollywood-Filmen zu verdanken - als Stars in Roadmovies oder als Gangsterkarossen.

Konkurrenz haben sie beim Concours in diesem Jahr ausgerechnet vom "Erzfeind". Aus der ehemaligen Sowjetunion stechen zwei gewaltige Tschaika-Karossen der Marke GAZ heraus. Die schweren und repräsentativen Partei-Wagen aus dem Jahr 1969, die nur hochrangigen KPD-Funktionären zustanden, wurden zwischen 1959 und 1981 nur 3179 Mal gebaut. Weißwandreifen, spitze Heckflügel, Chromzierleisten, Verbrauch: 21 Liter - Hollywood lässt grüßen.

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Bei bestem Sonnenscheinwetter am Samstag war die Stimmung unter den Besuchern bei nostalgischer Musik und Elvis-Songs bestens. Aber auch Wolken und ein wenig niedrigeren Temperaturen am Sonntag taten der guten Laune keinen Abbruch. Auch wenn bei so Manchem Oldtimer-Besitzer der besorgte Blick gelegentlich in Richtung Himmel wanderte. Regen ist schließlich der größte Feind aller Oldtimer. Rost kann keiner der Autofanatiker an seinem "heiligen Blechle" gebrauchen.

Die Besitzer der Kultautos kommen jedes Jahr in den Schwetzinger Schlossgarten, weil sie gern mit den Besuchern über das "rostigste Hobby der Welt" fachsimpeln. Die meisten der Inhaber lassen es sich nicht nehmen, persönlich unter ihrer Blechkarosse zu liegen und zu schrauben, zu feilen und zu basteln.

Entsprechend viele Tipps haben sie parat. Die Besucher setzen sich zusammen aus Oldtimerfans mit Sachverstand, die ihr eigenen historisches Autochen zu Hause in der Garage stehen haben, und solchen, die einfach nur die historischen Schönheiten bestaunen wollen. Auf jeden Fall wird viel gefragt und geantwortet: Nach Baujahr, Motorgröße, Höchstgeschwindigkeit. Nach fehlenden Schrauben, Bezugsquellen und versteckten Rostnestern. Ob da normaler Sprit von der Tanke reinkommt oder ein Spezialgemisch. Ob das der letzte seiner Art ist, oder ob es den noch häufiger gibt.

Auch danach, was das Wägelchen wert ist. Doch darauf gibt es oft nur ausweichende Antworten. Keiner will schließlich potenzielle Langfinger darauf aufmerksam machen, was da für Kostbarkeiten in der heimischen Garage stehen. Und die Werte sind am steigen. Oldtimer als Anlage sind zwar nichts für Nostalgiker. Trotzdem wird es praktiziert.

Zeitgleich zum 14. Internationalen Concours d’Elegance im Schlossgarten fand vor dem Schloss auf dem Schlossplatz die 3. ECOmobil-Gala statt, bei der sich zehn Aussteller dem Thema umweltfreundliche Mobilität mit dem Zwei-, Drei- oder Vierrad widmeten. Gemeinsam mit dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg und in Kooperation mit der Stadt Schwetzingen wurden dazu Konzepte und Modelle vorgestellt. Das Motto lautete "ECOmobilität erleben". Die "Ökomobilitätsshow" stellte nachhaltige Verkehrskonzepte ins Zentrum, verschaffte den Besuchern technische Eindrücke und garantierte sogar Fahrspaß. Während im Schlossgarten eher das Staunen und Bewundern im Vordergrund stand, waren bei der Veranstaltung auf dem Schlossplatz das Wissen-Wollen und der Kopf gefragt.

Dass das Thema der Elektromobilität keine Erfindung der Neuzeit ist, bewies Horst Schulz vom Neulußheimer Museum Autovision, indem er das erste Elektrofahrzeug der Welt auf der ECOmobil-Gala präsentierte. 1881 wurde das Fahrzeug in England vorgestellt. Im Museum Autovision ist es üblicherweise als authentischer Nachbau zu sehen. Jetzt war es auf der ECOmobil-Gala. Unter der Schirmherrschaft des Verkehrsministers von Baden-Württemberg, Winfried Hermann, wurden auf dieser Fahr- und Erlebnisschau nachhaltige Mobilitätsvarianten vorgestellt.

Neben neuesten Fahrzeug-Entwicklungen und Antriebsarten gehört dazu auch die Einbindung in eine moderne und nachhaltige Infrastruktur mit einer Vielzahl von privaten, gewerblichen und öffentlichen Akteuren. Am Pavillon der Stadt Schwetzingen ermöglichte deren Umweltabteilung den offenen Dialog mit den Besuchern und informierte über das Umweltkonzept der Stadt.

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