"Sofort-Sofort-Maßnahmen" kosten die Stadt 49 Millionen Euro
Der Waldhof-Geschäftsführer nennt bei der Stadionbegehung einer Gemeinderatsdelegation klare Sanierungsprioritäten.

Von Jürgen Berger
Mannheim. Die Stadionproblematik des SV Waldhof ist ein heißes Thema. Der Fußball-Drittligist hat sich den Aufstieg zum Ziel gesetzt – doch das Carl-Benz-Stadion muss dringend saniert werden. Allein um die Lizenzauflagen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für die Saison 2023/24 zu erfüllen, müssen acht Millionen Euro in die Arena investiert werden – sofern der ambitionierte Klub nicht aufsteigt. Für die 2. Liga müsste die Stadt 49 Millionen Euro in die Hand nehmen.

Die Gästekurve des Benz Stadiums. Foto: vaf
Jetzt machte sich eine Delegation des Gemeinderats und Sportausschusses bei einer Stadionbegehung direkt vor Ort ein Bild über den Zustand der 28 Jahre alten Spielstätte. Uwe Kaliske, der Leiter des Fachbereichs Sport- und Freizeit, zeigte den Teilnehmern in eineinhalb Stunden die größten Defizite. "Wir reden über Sofortmaßnahmen für die Saison 2023/24. Bis dahin müssen wir wissen, in welche Richtung es mit dem Stadion weitergeht. Selbst bei einer Entscheidung für eine neue Arena würde es weitere fünf bis sechs Jahre dauern, ehe dort gespielt werden könnte", sagte Kaliske.
Am Marathon-Tor wurde es emotional. An Spieltagen schleusen sich laut Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp bis zu 9000 Zuschauer durch diesen engen Eingang. "Wir müssen froh sein, dass hier noch nichts passiert ist", erklärte er und klagte: "Wir haben keine Außenbeschallung und keine Sicherheitsbeleuchtung, das brauchen wir." Beim Thema Elektrik/Stromversorgung meldete sich Kompp ebenfalls energisch zu Wort. "Es gibt Sofortmaßnahmen und Sofort-Sofort-Maßnahmen. Es ist zwei Jahre nach zwölf. Das muss jetzt angegangen werden", sagte Kompp, der vehement die Anschaffung eines Notstromaggregats forderte. "Wir behelfen uns notdürftig – das geht nicht mehr länger."

Die Stromversorgung im Benz Stadium ist veraltet. Foto: vaf
Kaliske bezifferte die Kosten in diesem Bereich für die 3. Liga mit einer Million Euro. Das Problem hat die Verwaltung erkannt. "Die Verteiler befinden sich an vier Stellen im Stadion und sind alle in die Jahre gekommen", so Kaliske. Den ersten Stopp legte er beim Aufgang zu Block T ein. Daneben müsste ein Gebäudebereich für die 2. Liga zweistöckig erweitert werden, um die Auflagen für den Medienbereich/Pressekonferenzraum zu erfüllen. Kostenpunkt laut Kaliske: drei Millionen Euro. Die Abstellfläche für TV-Übertragungswagen einige Meter weiter muss bereits für die 3. Liga mit Blick auf die Traglast der Lkw (40 Tonner) befestigt werden, für Liga zwei braucht es eine 1200 Quadratmeter große Fläche. Der aktuelle Standort könnte, so Kaliske, beibehalten werden, eine Alternative wären die vier Tennisplätze auf der anderen Stadionseite, die der VfR Mannheim bisher gepachtet hatte, die nun aber zurück an die Stadt gehen. Die Kosten dafür bezifferte er auf 1,5 Millionen Euro.
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Den nächsten Halt gab es am Eingangsbereich des Carl-Benz-Stadions. Hier gibt es durch Baumwurzeln Schäden in der Asphaltdecke. Die Stadtverwaltung sieht viel Potenzial, um dort den gesamten Eingangsbereich attraktiver zu gestalten. Es geht um eine Fläche von 3500 bis 4000 Quadratmeter und Kosten von 860.000 Euro. Bei Block F sollen die Zaunanlagen neu gestaltet werden, um die Fanströme auf dem Weg ins Stadion besser zu lenken – auch aus Sicherheitsgründen. Es geht darum, neue Zugangsmöglichkeiten zu den Plätzen im Stadion zu schaffen.
Auf der Haupttribüne erläuterte der Fachbereichsleiter den Teilnehmern weitere Punkte: Für die 3. Liga werde eine stärkere Stadion-Beleuchtung mit LED-Lampen benötigt. Das kostet nach seinen Angaben 2,2 Millionen Euro in Liga drei, für die 2. und 1. Liga kämen jeweils noch einmal 500.000 Euro dazu. Hinsichtlich der Barrierefreiheit gibt es für die Positionierung der Rollstuhlfahrer laut Kaliske drei Varianten: im unteren Bereich der Tribüne oder an den Ecken der Gegen- und Westtribüne, Kosten: 850.000 Euro.
Eine neue Beschallungsanlage würde für die 3. Liga 1,9 Millionen Euro kosten, für die 2. Liga bräuchte man zudem eine neue Videowand für zwei Millionen Euro, für Lagerflächen sind eine Million nötig. Die Torlinientechnik würde ab der 2. Liga mit 300.000 Euro zu Buche schlagen.

"Wir bekennen uns klar zum Stadionneubau", sagte Thomas Hornung von der CDU nach der Stadionbegehung. Nina Wellenreuther von den Grünen hielt dagegen: "Es ist nach wie vor die Frage, wie die Forderungen der DFL umgesetzt werden können und ob es in Mannheim überhaupt Flächen für einen Neubau gibt. Es ist nicht nachhaltig, schon nach 28 Jahren ein neues Stadion zu bauen."
Kompp zog als Vertreter des SV Waldhof ein positives Fazit: "Wir sind einen guten Schritt weitergekommen. Es ist schön, dass so viele Gemeinderäte Interesse zeigen." Die nächste Sitzung des Sportausschusses findet am 20. September statt.



