Bundesgartenschau 2023

Fabian Burstein ist Projektleiter für die Kulturveranstaltungen

Der kreative Wiener ist zurück - Er leitete früher das Jugendkulturzentrum

28.02.2021 UPDATE: 01.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden
Es zieht ihn wieder nach Mannheim: Zunächst arbeitet Fabian Burstein aber im Homeoffice in Wien seine Ideen für die Bundesgartenschau aus. Foto: Buga Gesellschaft

Von Marco Partner

Mannheim. Es ist ein großes Wiedersehen, wenn auch zunächst nur in digitaler Form. Von 2013 bis 2016 leitete Fabian Burstein das Jugendkulturzentrum "Forum". Nun übernimmt der Österreicher die Projektleitung für die Kulturveranstaltungen der Bundesgartenschau 2023. Zunächst von zu Hause aus, in Wien. In festen Zeitkontingenten wird der 38-Jährige aber wieder in seiner Wahlheimat leben. Und möchte gerade den lokalen Kulturschaffenden in Coronazeiten eine Langzeit-Perspektive vermitteln.

Buchautor, Ghostwriter, Filmregisseur, Kulturmanager, Grabredner: Fabian Burstein ist in seinen jungen Jahren schon in viele berufliche Rollen geschlüpft. Während seines Publizistik-Studiums an der Universität in Wien schrieb er bereits Kolumnen für Filmmagazine und interviewte österreichische Kulturpromis. "In meinen 20er-Jahren schien eigentlich eine Laufbahn als Schriftsteller vorgezeichnet", sagt er. Doch gerade sein Schritt Richtung Deutschland sorgte für einen Paradigmenwechsel.

Zu Mannheim hegte der Wiener schon eine emotionale Verbindung, bevor er sich 2013 um den Posten der "Forum"-Leitung bewarb. 2008 schrieb er an einer Biografie über den heroinabhängigen Sänger Hansi Lang. Für die Buch-Recherche wandelten die beiden gemeinsam auf den familiären Spuren des New-Wave-Musikers durch Frankreich. Auf dem Rückweg ließen sie den Abend in Mannheim ausklingen. Sechs Tage später war Hansi Lang tot. "Mit Mannheim verbinde ich das letzte schöne Erlebnis mit ihm", erklärt Burstein.

Fünf Jahre später sollte es ihn tatsächlich in die Quadratestadt verschlagen. "Dass man mir als zugezogenem Wiener so ein Amt anvertraute, dafür bin ich heute noch dankbar", sagt er. Er zahlte es zurück, mit soziokulturellen Projekten. Wie dem Augenblick-Theater, einer inklusiven Schauspielergruppe, oder der Teilnahme am "Girls-Go-Movie"-Filmfestival. Doch dann kam es zum Zwist. Es ging um Finanzierungsfragen und eine mangelnde Ausstattung für das in die Jahre gekommene "Forum".

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Burstein wechselte 2016 über die Rheinseite. Bis 2019 war er Leiter des Kulturbüros in Ludwigshafen und somit auch für das Kulturzentrum "Das Haus" oder das Internationale Straßentheaterfestival verantwortlich. "Das war eine besondere Atmosphäre. Ludwigshafen ist bekanntlich nicht die schönste Stadt, aber die Menschen sind herzlich und ehrlich. Ich vergleiche sie gern mit einer schottischen Arbeiterstadt, die große Kulturformate hervorbringen kann. Da ging’s um was", betont er.

In all den Jahren war er viel auf Achse, 750 Kilometer Asphalt lagen zwischen ihm und seiner Frau sowie dem gemeinsamen Kind in Wien. In seinem Roman "Wie viel wiegt die Liebe" verarbeitete er sein Pendler-Dasein. Doch als 2019 sein Sohn eingeschult wurde, zog er die Reißleine und ging zurück an die Donau. "Privat war es die richtige Entscheidung, beruflich aber schwierig, da mache ich aus meinem Herzen keine Mördergrube", gesteht er.

Umso mehr freut er sich nun über die Rückkehr nach Mannheim. Mit Kultureinrichtungen wie Capitol, Nationaltheater, Popakademie oder dem freien Tanz- und Theater-Netzwerk "Hier" schmiedet er schon Pläne für die Buga. Ein Vorteil im Vergleich zum unsicheren Kulturfahrplan für die Jahre 2021 und 2022. Doch Konzerte, Theaterstücke oder Kunstprojektionen sind nicht unbedingt das erste, was einem bei einer Bundesgartenschau in den Sinn kommt. "Das stimmt, aber gerade deshalb kann die Mannheimer Buga ein Alleinstellungsmerkmal und ein großer Hoffnungsschimmer für die arg gebeutelte Kulturbranche sein", erklärt er.

In seiner kulturellen Tätigkeit schreckt Burstein auch vor Kontroversen nicht zurück. In seiner Doku "Porno unplugged" blickte er hinter die Kulissen der österreichischen Pornofilmszene. Doch darf auch eine brave, blumenprächtige Buga künstlerisch aufreizend sein? "Warum nicht? Ich liebe die Provokation. Nicht zum Selbstzweck, aber wenn sie die Menschen aus der Reserve lockt", erklärt der Kurator. Auch als Ludwigshafen zur hässlichsten Stadt Deutschlands erklärt wurde, habe man spontan eine "Germanys-Ugliest-City"-Tour organisiert, um den Leuten den Spiegel vorzuhalten. Burstein: "Provokation gehört so gesehen zu den Grundaufgaben von Kunst und Kultur, sie kann auch bei der Buga eine Rolle spielen, wenn es zum Beispiel um Nachhaltigkeit geht."

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