Panoramasteg und See in der Feudenheimer Au bleiben umstritten
Nicht jeder freut sich auf die schöne Aussicht. Die FDP wendet sich an das Regierungspräsidium.

Von Alexander Albrecht
Mannheim. Es ist schon paradox: Obwohl sich der Gemeinderat gegen die Feudenheimer Au als Austragungsort der Bundesgartenschau 2023 ausgesprochen hat, rollen dort in den kommenden Monaten die Bagger, werden tonnenweise Stahl und Beton angeliefert und verarbeitet. Was die Buga-Macher als ökologische Aufwertung des Landschaftschafsschutzgebiets anpreisen, ist für andere ein nicht hinnehmbarer Eingriff in die Natur. Das ist geplant:
> Das Au-Gewässer: Wegen nächtlichem Frost richten die Arbeiter erst in diesen Tagen eine Grundwassermessstelle ein. Hintergrund: Mit dem Grundwasser soll bis und während der Bundesgartenschau der künstliche See an der ehemaligen Neckarschleife gespeist werden. Anschließend wird das Gewässer über einen Anschluss an den Neckar versorgt. Und auch hier ist die Buga-Gesellschaft federführend: Am Ufer des Flusses zwischen dem Fernmeldeturm und dem Ilvesheimer Kraftwerk – auf 3,3 Kilometer Länge – sollen in zwei Schritten Buchten und kleine Inseln entstehen. Ziel ist eine Annäherung an den natürlichen Zustand des einst wilden Neckars.
Diese Maßnahme lobt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ausdrücklich. "Verbaute Uferkanten werden entfernt. Es entstehen natürliche Strömungsverhältnisse für Fische und viele andere Tiere, Lebensräume bleiben erhalten", schreibt der Kreisvorsitzende Wolfgang Schuy. Kein gutes Haar lässt der Umweltschützer dagegen an dem Au-Gewässer. Wie Schuy erfahren hat, ist ein optisch ansprechender See mit gleichbleibendem Wasserstand vorgesehen. "Ein wesentliches Merkmal natürlicher Auen ist aber ein wechselnder Wasserstand."
Laut Schuy sollen eine Fläche von insgesamt 4,6 Hektar überplant und abgedichtet sowie rund 90.000 Kubikmeter Erde bewegt werden. Während der Bauphase seien weitere 2,7 Hektar betroffen. "Für die natürlichen Böden der Au wirkt sich das sehr negativ aus", argumentiert der BUND-Chef. "Gänzlich unverständlich" ist aus Schuys Sicht, dass die Bewässerung des Spinelli-Geländes – das gegenüberliegende ehemalige US-Areal ist der Hauptspielort der Buga – aus dem Au-See erfolgen soll. Das stehe in Widerspruch zur versprochenen naturnahen Entwicklung der Fläche.
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> Der Panoramasteg: Auf Spinelli entsteht eine rund 80 Meter lange stählerne Halbbrücke, über den die Buga-Besucher und danach kostenlos alle Bürger die viel befahrene Straße "Am Aubuckel" zwischen Veranstaltungsgelände und Feudenheimer Au überwinden können. Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach hat den Baubeginn ab Ostern angekündigt. Am Ende des Stegs haben die Passanten einen schönen Ausblick auf das Landschaftsschutzgebiet. Die Brücke ragt laut Schnellbach auf einer Länge von mehr als 40 Metern in die Au hinein, und zwar in elf Meter Höhe über dem Wasserspiegel. Das Bauwerk werde sich filigran in das Hochgestade des Aubuckels einfügen, die Widerlager aus Stahlbeton würden kaum noch zu sehen sein. Dadurch hätten die Besucher den Eindruck, über dem Gewässer zu schweben.
Doch auch da gibt es Kritik. Die beiden Bürgerinitiativen "Lebenswertes Feudenheim" und "Gestaltet Spinelli" sowie die FDP/MfM-Fraktion im Gemeinderat befürchten, dass das Hochgestade durch das Fundament der Rampe massiv und irreparabel beschädigt wird. Außerdem sei der Steg rechtlich weder durch eine Umweltverträglichkeitsprüfung noch ein Planfeststellungsverfahren abgesichert.
Die Liberalen haben sich deshalb an das Regierungspräsidium Karlsruhe gewandt. Die Stadt sieht sich dagegen auf der sicheren Seite. Ein Planfeststellungsverfahren sei nach Straßenrecht nicht erforderlich, erklärt ein Sprecher, eine Umweltverträglichkeitsprüfung bereits durchgeführt worden. Diese habe keine erhebliche negative Auswirkung auf die Natur ergeben. Beim Landschaftsschutz laufe das entsprechende Verfahren noch.
> Der Radschnellweg mit Unterführung: Ebenfalls auf Kritik gestoßen, aber vom Gemeinderat beschlossen worden ist ein 1,7 Kilometer langer Radschnellweg durch die Feudenheimer Au, der das Landschaftsschutzgebiet mit Spinelli verbindet. Für die Maßnahmen müssen 13 Kleingartenanlagen weichen. Die Straße "Am Aubuckel" soll unterquert werden: Dazu wird ein etwa 25 Meter langer "Tunnel" in das Hochgestade "gefräst". Der gesamte Abschnitt ist Teil des geplanten Radschnellwegs Weinheim-Viernheim-Mannheim.
> Die Seilbahn: Ab dem kommenden Jahr wird das Transportmittel gebaut. Die Seilbahn pendelt während der Buga zwischen den Ausstellungsgeländen Spinelli und Luisenpark. Drei der zehn jeweils 30 bis 45 Meter hohen Betonpfeiler, auf denen die Bahn fährt, sind in der Au vorgesehen. Schnellbach hat versprochen, dass diese nach dem 180-tägigen Großereignis entfernt werden.



