Region beharrt auf Nachbesserungen
Bahnknoten Mannheim: Angemessener Lärmschutz und Projektbeirat gefordert - Eigene Gutachten

Durch Mannheim sollen deutlich mehr Güterzüge rollen. Foto: Gerold
Mannheim. (hab) Die Region lässt nicht locker und verlangt vom Bund weiterhin Nachbesserungen beim Ausbau des Bahnknotens Mannheim. So soll beim Planfeststellungsverfahren nicht nur geprüft werden, wie der Güterverkehr durch Mannheim rollt, sondern auch Alternativen, die für einen angemessenen Lärmschutz an den Strecken sorgen sowie dem Ausbau des S-Bahn-Verkehrs Rechnung tragen.
Das teilten gestern Landrat Stefan Dallinger, Vorsitzender des Verbands Region Rhein-Neckar, und der Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz nach einer über dreistündigen und nicht-öffentlichen Beratung des Regionalforums Schienenverkehr Rhein-Neckar in einem Pressegespräch mit.
Zudem kündigten beide an, dass die Region in den nächsten Wochen selbst einige Varianten gutachterlich untersuchen lasse und anschließend dem Bund Verbesserungsvorschläge unterbreiten werde. Hintergrund: Die Bahn will die Güterzüge, die aus Frankfurt in Richtung Süden und umgekehrt unterwegs sind, über die Östliche Riedbahn fahren lassen. Dazu soll auf der Strecke ein zweites, seit 30 Jahren stillgelegtes Gleis reaktiviert werden. Der Plan ist in der Region höchst umstritten: Anwohner, Bürgerinitiativen und angrenzende Kommunen laufen Sturm dagegen.
Aus Sicht der Bahn bietet das zweite Gleis neben dem wirtschaftlichen Aspekt noch einen weiteren Vorteil. Für Aus- und Umbaumaßnahmen gelten nicht so strenge Vorgaben in Bezug auf die Lärmbelastung wie für Neubaustrecken. Die Kehrseite: Verkehren derzeit 80 Güterzüge täglich auf der Östlichen Riedbahn in Mannheim, sollen es Prognosen zufolge im Jahr 2025 bis zu 280 sein. Die Region beharrt darauf, dass sowohl ein Tunnel als auch eine Ausweichroute untersucht werden.
"Aber wir werden keine konkreten Trassenverläufe vorschlagen", sagte Dallinger. "Wir sind nicht die Planer." Deutlich wurde in der Sitzung, dass der Bahnknoten nicht nur unmittelbar die Stadt Mannheim betrifft, sondern die gesamte Schienenführung zwischen Worms und Graben-Neudorf. Bisher ist man von sieben Teilprojekten größerer und kleinerer Natur ausgegangen. Gestern wurde von 13 gesprochen, die in den kommenden Tagen im Internet der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen.
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Dazu gehört zum Beispiel der Gleisausbau am Ludwigshafener Bahnhof um 740 Meter, damit darauf Güterzüge zwischenzeitlich abgestellt werden können. Daneben ist die Ertüchtigung eines dritten Gleises zwischen Oftersheim und Hockenheim sowie eine brückenartige Eisenbahnkreuzung bei Schwetzingen vorgesehen. Letztere soll von Vertretern der Kommunen jedoch angesichts der dort liegenden Naturschutzgebiete als nicht realisierbar bewertet worden sein, war aus der Sitzung zu hören.
Bund und Bahn wollen den Knoten in den nächsten fünf Jahren für rund eine Milliarde Euro ausbauen, damit er die künftigen Personen- und Güterverkehre bewältigen kann. Die Region fordert, dass an der bisherigen Verkehrslenkungsplanung festgehalten wird, also dass die ICE am Tag und die Güterzüge bei Nacht rollen. Streit gibt es um die Beteiligung. "Ein von der Bahn vorgeschlagener Koordinierungsrat, in dem die Bürgerinitiativen gegen Bahnlärm außen vor gelassen werden, ist unserer Meinung nach nicht zielführend", sagte Kurz.
Stattdessen fordert die Region einen Projektbeirat nach südbadischem Vorbild, der alle Akteure an einen Tisch bringt. Die Vertreter des Verkehrsministeriums hätten in der Sitzung erklärt, dass sie die Forderungen der Region "gerne" nach Berlin mitnähmen, hieß es.



