Bund sieht Engpässe beim Güterverkehr
Planungen für Bahnknoten Mannheim sollen deshalb nachgebessert werden - Ministerium gab "Optimierungsstudie" in Auftrag

Der Mannheimer Rangierbahnhof leistet heute schon einen großen Beitrag für die Logistik in der Region. Foto: Gerold
Von Alexander Albrecht
Mannheim/Rhein-Neckar. Das Bundesverkehrsministerium sieht beim Ausbau des Bahnknotens Mannheim Nachbesserungsbedarf und hat deshalb eine sogenannte Optimierungsstudie in Auftrag gegeben. Wie ein Sprecher der Behörde auf RNZ-Anfrage sagte, habe man sich Anfang November 2018 mit dem Megaprojekt auseinandergesetzt.
"Im Ergebnis kann durch Ausbauten der Bestandsstrecken im Bereich Mannheim der erwartete Verkehr weitgehend ohne Engpässe gefahren werden", erklärte er. Das Problem: Der "Planfall" sei lediglich "gerade noch wirtschaftlich". Der Sprecher nannte ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,1. Und: Es würden dabei nicht alle Engpässe für den zunehmenden Güterverkehr im Großraum Mannheim aufgelöst, vor allem im Bereich Schwetzingen.
Daher wolle das Ministerium nun weitere Optimierungen in Abstimmung mit den Ländern und der Stadt Mannheim prüfen. Wie berichtet, hatte der Bund Ende 2018 acht Projekte vorgestellt, mit denen der Knoten fit für die Zukunft gemacht werden soll. Dazu gehören eine Neuordnung der Gleise am Mannheimer Hauptbahnhof, aber auch mehrere Vorhaben in der Region, zum Beispiel der viergleisige Ausbau zwischen dem Hauptbahnhof Heidelberg und dem Stadtteil Wieblingen. Eine brückenartige Eisenbahnkreuzung bei Schwetzingen war von Vertretern der Kommunen angesichts der dort liegenden Naturschutzgebiete als nicht realisierbar bewertet worden.
Insgesamt wollen Bund und Bahn rund eine Milliarde Euro in den Knoten investieren. Damit die künftigen Personen- und Güterverkehre bewältigt werden können, soll der Ausbau innerhalb von fünf Jahren erfolgen. Die Bahn möchte bis Ende des Jahres erste Planungsleistungen vergeben. Auch die Öffentlichkeit soll einbezogen werden.
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Nicht zu verwechseln ist der Knotenausbau mit der geplanten neuen ICE-Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim, die das Verkehrsministerium im Bundesverkehrswegeplan 2030 in den "vordringlichen Bedarf" eingestuft hat. Auf dieser Route sollen tagsüber die schnellen Personenzüge fahren und nachts der Güterverkehr. Doch dagegen gibt es Protest. Hintergrund: Die Bahn will Güterzüge, die aus Frankfurt in Richtung Süden und umgekehrt unterwegs sind, über die Östliche Riedbahn fahren lassen.
Dazu soll auf der Strecke ein zweites, seit 30 Jahren stillgelegtes Gleis reaktiviert werden. Anwohner, angrenzende Kommunen und Bürgerinitiativen fürchten eine massive Lärmbelastung. Denn: Verkehren derzeit täglich 80 Güterzüge auf der Östlichen Riedbahn in Mannheim, könnten es Prognosen zufolge im Jahr 2025 bis zu 280 sein. Vertreter der Metropolregion beharren darauf, dass sowohl ein Tunnel als auch eine Ausweichroute untersucht werden. Sie haben dazu eigene Gutachten in Auftrag gegeben und fordern zudem einen Projektbeirat, der ihnen ein Mitspracherecht einräumt.
Die Bürgerinitiativen plädieren beim Knoten und der Neubaustrecke, beim Güter- wie Personenverkehr, für eine "Lösung aus einem Guss". Die Stadt Mannheim sieht sich mit der erneuten Untersuchung des Knotens bestätigt, dass in Abstimmung mit der Region weitere Varianten der Verkehrsführung unter die Lupe genommen würden. Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar begrüßte die Pläne des Ministeriums. "Die Wirtschaft braucht ausreichende Kapazitäten für den Güter- und Personenverkehr auf der Schiene, auch deutlich über den Zeithorizont 2030 hinaus", sagte IHK-Geschäftsführer Artin Adjemian laut einer Mitteilung.
"Ob und welche zusätzlichen Infrastrukturen geprüft werden, wird in Abstimmung mit allen Beteiligten entschieden", teilte der Sprecher des Verkehrsministeriums mit. "Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen." Im Zuge der Optimierung könnten grundsätzlich alle Maßnahmen, die zu einer "wirtschaftlichen Engpassauflösung oder Reisezeitverkürzung" beitrügen, berücksichtigt werden. Von einem "Tunnel" sprach er in diesem Zusammenhang nicht.



